"Ich würde mich schwer tun, einen Spieler zurückzuholen, der die Mannschaft so verlassen hat", hatte Fleming im September über Pleiß gesagt. Der Center war nach drei von sechs Quali-Partien vom DBB-Team abgereist, um sich nach seinem Trade von Utah nach Philadelphia und der dortigen Entlassung bei NBA-Klubs anzubieten, hatte dann aber bei Galatasaray in Istanbul unterschrieben.
"Ich werde nochmal mit ihm sprechen. Ich bleibe aber bei dem, was ich zu diesem Thema gesagt habe", erklärte Fleming nun: "Nach wie vor habe ich ein großes Problem, Verständnis dafür zu zeigen, wenn ein Spieler mitten im Turnier die Mannschaft verlässt."
Der 46-Jährige erinnerte sich wie folgt an die Situation nach dem Spiel gegen die Niederlande: "Er kam zu mir und sagte: Ich gehe weg, mache Probetraining bei den Nets und bei den Spurs. Ich bin aufgestanden und gegangen. Wenn du so eine wichtige Aufgabe annimmst - und die hatten wir zu diesem Zeitpunkt alle angenommen - dann verlassen sich deine Mannschaftskollegen auf dich. Dann bist du verpflichtet, das zu Ende zu bringen."
Keine Reue bei Pleiß
Pleiß selbst räumte ein, dass es "ein ziemlich schlechter Zeitpunkt" gewesen sei, um die Nationalmannschaft zu verlassen: "Aber ich musste diese Entscheidung für meine Karriere treffen. Ich wollte meinem Traum von der NBA unbedingt weiter nachgehen."
Allerdings kam es erst gar nicht zur Reise zum Tryout in die USA. Stattdessen unterzeichnete der 2,18-Meter-Riese einen Vertrag am Bosporus. Dadurch sei sein NBA-Traum zwar vorerst gestorben, so Pleiß. Aber es sei ihm wichtiger gewesen, bei einem guten Euroleague-Team unter Vertrag zu stehen.
Dass Fleming ihn nach der geschafften EM-Quali öffentlich hart kritisiert hat, findet Pleiß nach wie vor nicht richtig. "Ich finde nicht gut, dass Chris diese Thematik in der Öffentlichkeit noch mal so ausgebreitet hat", meinte Pleiß.
Die Mitspieler hätten sein Handeln ohnehin alle verstanden. Der 94-malige Nationalspieler bereut seine Entscheidung auch deshalb nicht: "Ich würde sie genauso noch einmal treffen."
Weiss zeigt Verständnis für Pleiß
Auch Wochen später ist Fleming jedenfalls noch immer vom Verhalten des Nationalspielers enttäuscht. Er kann sich deshalb nicht vorstellen, den 26-Jährigen mit zur EM 2017 in Finnland, Israel, Rumänien und der Türkei zu nehmen.
Allerdings scheint DBB-Boss Weiss diese Einschätzung nicht zu teilen. Er habe "ein klein wenig Verständnis" für Pleiß. "Er hat vielleicht auch die falschen Berater gehabt", sagte Weiss und erklärte: "Wir müssen den stärkst möglichen Kader zur Europameisterschaft schicken. Und wenn es so ist, dass zum stärksten Kader auch Tibor Pleiß gehört, dann würden wir ihn auch gerne in der Nationalmannschaft sehen."
Für Pleiß selbst ist die EM nach wie vor ein großes Ziel. "Ich will nicht, dass es so endet", erklärte der Bergisch Gladbacher: "Denn ich war immer sehr stolz, Deutschland zu repräsentieren."