Auch nach dem nächsten Coup blieben die Überflieger lieber zurückhaltend. "Wir müssen das realistisch einschätzen", sagte Nationalspieler Per Günther zum 84:79 (45:41) von ratiopharm Ulm bei Meister Brose Bamberg und wollte die Leistung nicht überbewerten: "Es ist ein toller Sieg, aber wir sind dennoch der Meinung, dass wir noch nicht gegen die beste Bamberger Mannschaft gespielt haben."
Auf dem Papier ist Ulm derzeit die Nummer eins im deutschen Basketball. 27 Saisonspiele, 27 Siege, darunter zwei gegen den Titelverteidiger. Platz eins nach der Hauptrunde und Heimvorteil bis zum Ende der Playoffs ist damit praktisch sicher. Aber macht das den Spitzenreiter der Bundesliga auch gleich zum Titelfavoriten? Mitnichten.
"Sie hatten drei Spiele in sechs Tagen. Wir liegen seit acht Tagen zu Hause in Ulm in der Sonne", scherzte Günther bei telekombasketball.de, hatte aber natürlich grundsätzlich recht. Am Dienstag und am Donnerstag war Bamberg in der EuroLeague im Einsatz, zuletzt stand eine Reise nach Mailand auf dem Programm. Die Voraussetzungen für ein Topspiel könnten besser sein.
Bamberg auf dem Zahnfleisch
Die Franken, eine Woche zuvor bereits bei Bayern München unterlegen (59:67), gehen auf dem Zahnfleisch. 28 Spiele in Europa haben Spuren hinterlassen, zwei stehen noch aus. Dabei ist das Viertelfinale längst nicht mehr zu erreichen.
"Wir waren schwerfällig und haben den Ball nicht schnell bewegt. Aber wir haben alles versucht, mehr ging nicht", sagte Trainer Andrea Trinchieri: "Es ist einfach schwierig, binnen zehn Tagen gegen die beiden besten deutschen Mannschaften und drei EuroLeague-Teams zu spielen." Deshalb übte der Italiener Kritik an die Liga: "Leider nimmt der Spielplan keine Rücksicht darauf, in Spanien oder der Türkei wäre das anders."
Der Meister kann derzeit keine Top-Leistung bringen. Das weiß auch Günther. "Man muss sich angucken, was Bamberg in diesem Jahr für einen Basketball spielt, wenn sie komplett fit sind. Wenn man die Mannschaft schlägt, kann man sich auf die Schulter klopfen", meinte der Spielmacher.
Ulms Weg an die Spitze: Aus den Trümmern zum Rekord
Der Favorit auf den Titel
Aus diesem Grund will auch Thorsten Leibenath von einer Favoritenrolle nichts wissen. "Wir können sehr froh sein, heute gegen die beste deutsche Mannschaft gewonnen zu haben", sagte der Gästetrainer. Trinchieri möchte sie Ulm dennoch zuschieben. "Sie waren einfach besser. Jetzt sind sie natürlich der Favorit auf den Meistertitel."
Ab 6. April hat Bamberg das letzte Spiel in der EuroLeague. Danach kann sich das Team ganz auf die Bundesliga konzentrieren, so wie es die Gegner seit Wochen tun. Verletzte Stützen wie Janis Strelnieks und Elias Harris kehren auch wieder zurück, Bamberg wird dann ein anderes Gesicht zeigen.
Im Vorjahr gewann das Trinchieri-Team das Finale gegen Ulm 3:0. Zu Hause gab es klare Siege (101:82, 92:65), auswärts war es eng (92:90). Sollten die Mannschaften erneut um den Titel streiten, dürfte es spannender werden. Ob Ulm aber so weit ist, Bamberg in einer Serie schlagen zu können, muss sich erst noch zeigen. Zweifel sind berechtigt. Mehr als "ein tolles Zeichen" (Günther) war der Sieg nicht.
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