John Patrick stand in den dunklen Katakomben und schilderte äußerlich gelassen seine Sicht der Dinge. "Natürlich bin ich subjektiv", sagte der Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg, sein Rauswurf im entscheidenden Play-off-Spiel in der Basketball Bundesliga (BBL) bei ratiopharm Ulm ärgerte ihn aber kolossal: "Das war nicht normal."
Ludwigsburg fühlt sich von den Schiedsrichtern ungerecht behandelt, will das Aus im Viertelfinale so nicht akzeptieren und hat gegen das 81:91 (39:55) in Ulm Protest eingelegt. Noch am Abend setzte Kapitän David McCray die dafür notwendige Unterschrift auf den Spielberichtsbogen.
Bis zum Ende der Frist am Freitag (12.00 Uhr) ging auch eine detaillierte Begründung beim Spielleiter ein. Dirk Horstmann (Kamen) wird nun Kontakt mit den Beteiligten aufnehmen und in der Sache ermitteln. Eventuell entscheidet sich noch am Freitag, ob der Protest Erfolg hat oder nicht.
Grund für den Schritt ist nach Angaben des Klubs "ein klarer Regelverstoß. Das Recht während eines Spiels Protest beim Kommissar einzulegen wurde dem Ludwigsburger Trainer John Patrick nicht nur verwehrt, sondern er wurde hierbei von den Schiedsrichtern mit einem technischen Foul und der damit verbundenen Disqualifikation bestraft", teilten die MHP Riesen mit. Dies sei "ein nicht zulässiger Vorgang".
Was war passiert? Patrick bekam kurz vor der Pause ein technisches Foul, wollte dann am Anschreibetisch einen Protest anmelden und bekam das zweite. Als Konsequenz musste der Amerikaner den Innenraum der Halle verlassen - doch damit nicht genug. Wenig später musste auch sein Landsmann DJ Kennedy gehen.
"Er ist kein Ballboy"
Laut Patrick hatte der Schiedsrichter den Small Forward aufgefordert, ihm den auf dem Boden liegenden Ball zuzuwerfen. Doch Kennedy weigerte sich und erhielt ein technisches Foul, danach warf Kennedy wutentbrannt den Ball in Richtung des Referees und wurde disqualifiziert.
"Er ist kein Ballboy. Das war für mich eine Provokation", beklagte sich Patrick bei telekombasketball.de: "Die Fans haben etwas Besseres verdient. Ich wünschte, die Spiele würden auf dem Feld entschieden." Dass die Begegnung wiederholt wird, darf aber bezweifelt werden.
Viel spricht dafür, dass der 3:2-Sieg der Ulmer in der best-of-five-Serie bestehen bleibt und der Sieger der Hauptrunde sich ab Sonntag (15.00 Uhr) im Halbfinale mit den EWE Baskets Oldenburg auseinandersetzt. Gegen Ludwigsburg nutzte das Team von Trainer Thorsten Leibenath die Kontroverse um Patrick und zog davon, machte es am Ende jedoch noch einmal spannend.
"Wir führen teilweise mit 24 Punkten, aber in Ulm ist man ja ein bisschen Drama gewohnt und das haben wir heute den Zuschauern absolut geboten", sagte Leibenath. "Manchmal ist gewinnen ganz schön schwierig. Vor allem, wenn man deutlich führt."
Gegen Oldenburg, das in der ersten Runde medi Bayreuth ausgeschaltet hatte, erwartet der Chefcoach wieder Probleme - alleine wegen der Vorgeschichte. Im Vorjahr hatte Ulm als Hauptrundensiebter die damals zweitplatzierten EWE Baskets im Viertelfinale mit 3:1 ausgeschaltet. "Oldenburg wird wahrscheinlich mit Schaum vor dem Mund spielen", so Leibenath.