"Schröder ist das Nonplusultra bei der EM“

Von Ole Frerks, Thorben Rybarczik, Robert Arndt
Dennis Schröder schreitet beim deutschen Team voran
© getty

Die EuroBasket 2017 steht vor der Tür. Dennis Schröder rückt beim DBB in den Fokus - ist er sogar der beste Point Guard der EM? Hat das Turnier wegen der vielen Absagen an Bedeutung verloren, machen Spanien und Serbien den Titel unter sich aus und wäre nicht Henrik Rödl der bessere Bundestrainer für den DBB? Drei SPOX-Redakteure diskutieren mit Ex-Nationalspieler Stephen Arigbabu und nennen dabei den möglichen MVP des Turniers.

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Dennis Schröder ist der beste Point Guard der EM

Stephen Arigbabu: Das kann man so unterschreiben - Dennis' individuelle Fähigkeiten sind bei diesem Turnier einzigartig. Ein positives Beispiel dafür war das Supercup-Spiel gegen Russland. Da hat mich Schröder beeindruckt, denn niemand konnte ihn davon abhalten, zum Korb zu penetrieren. Bleibt die Frage: Was macht er, wenn sich die Defense darauf einstellt und den Weg zum Korb dicht macht? Dann muss er andere Lösungen finden und seine Mitspieler mit einbeziehen.

Thorben Rybarczik: Guter Punkt. Das könnte in der Tat zum Problem werden - aber ich bin diesbezüglich optimistisch. Ich glaube, dass er seit der Heim-EM 2015 beim Playmaking und in der Entscheidungsfindung große Schritte nach vorne gemacht hat. Einen Kopf-durch-die-Wand-Schröder werden wir nicht mehr sehen. Sein erstes Jahr als NBA-Starter hat ihn deutlich reifer werden lassen. Um zurück zur These zu kommen: Seit klar ist, dass Teodosic bei Serbien ausfällt, ist das für mich mit einem klaren "ja" zu beantworten. Der Trend zum scorenden und penetrierenden Point Guard, von dem der Erfolg eines Teams abhängt, schwappt auch immer mehr nach Europa rüber. Und in dieser Hinsicht ist Schröder das Nonplusultra bei der EM.

Stephen Arigbabu: Da du die Entscheidungsfindung schon ansprichst: Bei dieser mag Schröder im Vergleich zu den alten Hasen im Nachteil sein. Da fällt mir beispielsweise ein Navarro von Spanien ein, der schon gefühlt in 100 Finals gestanden hat und immer weiß, was zu tun ist. Aber bezogen auf die Athletik und die individuelle Klasse hat Schröder klar die Nase vorn.

Robert Arndt: Aber habt ihr da nicht jemanden vergessen? Bei den Spaniern spielt schließlich auch noch ein gewisser Ricky Rubio. Der hat deutlich mehr Erfahrung und spielt nun auch schon sein x-tes Turnier auf diesem Niveau. Klar ist aber auch, dass Schröder natürlich viel mehr Verantwortung schultern muss, da das deutsche Team deutlich schwächer als das der Iberer ist. So werden seine Stats natürlich um Längen besser aussehen. Für das All-Tournament-Team könnte es also für den Hawks-Guard tatsächlich reichen.

Thorben Rybarczik: Für mich ist Schröder auf jeden Fall auch die Optimal-Besetzung auf der Eins für das deutsche Team. Es fehlen durch die Absagen weitere, proaktive Spieler, die scoren und Würfe kreieren können. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Schröder diese Rolle übernehmen kann. Ich bleibe mal beim Beispiel Teodosic und sage: Selbst wenn dieser fit wäre, würde ich ihn nicht für Schröder eintauschen wollen. Denn auch, wenn er (noch) der bessere Spieler sein mag, würde er den Deutschen nicht so weiterhelfen wie Dennis in Bestform.

Robert Arndt: Dass wir allein schon darüber diskutieren können, ob Schröder der beste Point Guard der EM ist, zeigt, welche Entwicklung Dennis in seinen vier Jahren in Atlanta genommen hat. Außerdem finde ich es stark, dass er überhaupt dabei ist. Ich hoffe sehr, dass wir in zehn Jahren von der Schröder-Ära sprechen können, wenn auch vielleicht nicht so wie es mit Dirk Nowitzki war. Das ist aber vollkommen in Ordnung.

Ole Frerks: Richtig, Robert - ich rechne ihm das ebenfalls hoch an und glaube, dass er auch aktiv in diese Leader-Rolle reinmöchte. Dass Theis überhaupt dabei ist, hat ja zum Großteil auch mit Schröder zu tun und ich hoffe, dass er damit auch für die anderen Spieler mehr und mehr zum Vorbild wird. Wenn wir aber noch mal kurz auf die These zurückkommen: Gerade in Anbetracht der Wichtigkeit von Scoring Guards wundert mich etwas, dass keiner von euch Goran Dragic genannt hat - das ist meiner Meinung nach der kompletteste Einser des Turniers. Im Gegensatz zu Schröder hat er zudem viel Erfahrung mit europäischem Basketball, weshalb ich ihn Stand heute noch etwas stärker einschätze, in zwei Jahren dann aber vermutlich nicht mehr.