Die USA hat nach 58 Spielen mal wieder eine Niederlage bei einem Großevent einstecken müssen. Das Team von Gregg Popovich zeigte sich danach enttäuscht. Beide Coaches sehen derweil in der fehlenden Erfahrung den Grund für die Niederlage.
Es ist tatsächlich passiert. Die USA verlieren nach 58 Spielen und zwei WM-Titeln in Folge mal wieder ein Spiel auf der ganz großen internationalen Bühne. "Jede Niederlage tut weh, diese vielleicht ein bisschen mehr, aber das Leben muss weitergehen", sagte Head Coach Gregg Popovich direkt nach der Niederlage im Viertelfinale von Dongguan gegen Frankreich.
Es war letztlich ein Scheitern mit Ansage, auch wenn vor allem in der Verteidigung einige Hoffnungsschimmer auszumachen waren. Dennoch waren die Warnsignale gegeben. Da war die Pleite in der Vorbereitung in Australien, da war das Spiel in der Vorrunde gegen die Türkei, welches die US-Boys eigentlich nicht gewinnen durften.
Auch gegen Frankreich schien es so, als ob sich doch noch alles zum Guten wenden würde. Zwar setzte sich die Equipe Tricolore zu Beginn der zweiten Halbzeit erstmals zweistellig ab, doch ein entfesselter Donovan Mitchell, der alle seine 29 Punkte in den ersten 30 Minuten erzielte, brachte die USA nicht nur zurück, sondern sogar in Front.
Donovan Mitchell bärenstark, Kemba Walker mit gebrauchtem Tag
Anschließend kam aber nicht mehr viel vom Shooting Guard der Utah Jazz, stattdessen sollte Kemba Walker, der bis dahin beste Spieler der USA im Turnier, die Kohlen aus dem Feuer holen. Der frühere Star der Charlotte Hornets hatte aber keinen guten Tag, auch weil Frank Ntilikina und auch Andrew Albicy dem Spielmacher keine Luft zum Atmen genehmigten.
Schon früh setzten die bissigen Franzosen Akzente, forcierten gleich drei Ballverluste von Walker und zogen dem Point Guard der Boston Celtics, der auf gerade einmal 10 Punkte (2/8 FG) kam, früh den Zahn. "Sie haben richtig Druck auf den Ball ausgeübt. Das war hart und hat uns müde gemacht", gab Walker zu.
Für den neutralen Betrachter war es ein wenig unverständlich, warum Mitchell im Schlussabschnitt nicht mehr so zum Zug kam, hatte er doch die heiße Hand. Mitchell selbst wollte dies aber nicht an die große Glocke hängen. "29, 9 oder 0 Punkte, es ist völlig egal. Wir haben verloren und ich sitze jetzt hier und denke an die Dinge, die ich im Spiel hätte besser machen können."
gettyTeam USA: Keine Antwort auf Rudy Gobert
Bei aller Selbstkritik, an Mitchell lag es nicht, dass die USA im Süden von China ihre WM-Träume begraben mussten. Vor allem auf den großen Positionen gab es massive Defizite, Myles Turner war gegen Rudy Gobert massiv überfordert. Der Stifle Tower legte mit 21 Punkten und 16 Rebounds ein starkes Spiel hin und konnte sich speziell gegen den Pacers-Center unter dem Korb positionieren, wo er wollte.
Turner ließ somit seinen Worten keine Taten folgen, nachdem er im Vorfeld des Spiels gegen Gobert gestichelt und dessen Award als bester Verteidiger der NBA in Frage gestellt hatte. "Wir haben das gesehen und Rudy gezeigt", verriet Nicolas Batum und Gobert zeigte darauf genau die richtige Antwort.
Team USA fand gegen Goberts Präsenz keine Mittel, weder Turner noch Brook Lopez oder Mason Plumlee waren ebenbürtig, sodass Popovich wieder die Forwards Jaylen Brown und Harrison Barnes mit mäßigem Erfolg ausprobierte. Die Big Men waren über das Turnier einer der amerikanischen Schwachpunkte, wobei auch die Verletzung von Forward Jayson Tatum einiges durcheinanderwirbelte.
gettyFehlende Erfahrung schadet Team USA
Den Ausschlag machte aber letztlich die französische Nervenstärke in der Schlussphase, während deren Coach Vincent Collet sogar davon sprach, dass Team USA die eigene "Unerfahrenheit" geschadet habe. Ähnliches deutete auch Pop an. "Bei ihnen hat alles zusammengepasst. Sie haben den Ball geteilt und gute Entscheidungen getroffen." Genau dies ließ sein Team am Ende vermissen.
Knapp acht Minuten vor dem Ende war schließlich noch alles bester Ordnung, die USA führten mit 7 Punkten, doch blieben dann zwischenzeitlich fast vier Minuten ohne Field Goal und vergaben gleich vier Freiwürfe, jeweils zwei von Walker und Marcus Smart. "Wir sind vom Weg abgekommen und sind in Panik geraten", gab Joe Harris von den Brooklyn Nets zu.
Stattdessen wurde viel isoliert, was es den athletischen Franzosen recht einfach machte, vor allem weil am Ende der Kette immer noch Gobert unter dem Korb lauerte. Die USA erzielten im Schlussabschnitt nur noch 4 Punkte in der Zone (2/7 FG), zu wenig, um dieses Spiel über die Zeit zu retten.
Stattdessen müssen sich nun die Augen auf Olympia 2020 richten, dafür sind die USA als zweitbestes amerikanisches Team (nach Argentinien) automatisch qualifiziert. Vermutlich werden dann auch einige andere Stars wieder mit dabei sein, welche die Weltmeisterschaft haben sausen lassen.
Mitchell hadert wegen zahlreichen Absagen
"Es ist ärgerlich, dass einige unserer Landsleute nicht den Wettbewerb annehmen wollten", sagte Mitchell. "Wir wollten kämpfen und das haben wir gemacht." Auch Popovich stimmte dem zu: "Ich bin unglaublich stolz auf diese zwölf Spieler, die ihren Sommer geopfert haben, um zu spielen. Sie haben gekämpft und verdienen Respekt. Das gilt aber auch für Frankreich."
Gleichzeitig wollte Popovich diesen Sieg der Franzosen aber auch nicht schmälern und erneut über die Absagen sprechen. "Darüber brauchen wir nicht reden. Diese zwölf Jungs waren hier und haben mich stolz gemacht."
Dafür gibt es nun auch noch zwei weitere Möglichkeiten, schon am Donnerstag um 13 Uhr treffen die USA in der Platzierungsrunde auf die nicht minder enttäuschten Serben. Um viel geht es nicht mehr, für die USA eigentlich nur darum, das schlechteste Ergebnis bei einer WM seit dem Heimspiel 2002 in Indianapolis zu verhindern, als man völlig überraschend nur Sechster wurde.
Basketball-WM: Die restlichen Ergebnisse im Viertelfinale
Datum | Spielort | Uhrzeit | Team A | Team B | Ergebnis |
10. September | Dongguan | 13 Uhr | Argentinien | Serbien | 97:87 |
10. September | Shanghai | 15 Uhr | Spanien | Polen | 90:78 |
11. September | Dongguan | 15 Uhr | Australien | Tschechien | 82:70 |