Basketball-WM 2023: Erkenntnisse zum DBB-Sieg zum Auftakt gegen Japan: So wird es nicht reichen

Von Robert Arndt
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Deutschland ist mit einem Sieg gegen Japan in den FIBA Basketball World Cup gestartet. Neben der Verletzung von Franz Wagner gibt es im Team dennoch weiterhin Baustellen, die in den kommenden Partien zum Verhängnis werden könnten.

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Zunächst einmal das Positive: Die deutsche Nationalmannschaft hat gegen Gastgeber Japan einen ungefährdeten 81:63-Sieg eingefahren. Grundlage dafür war eine konzentrierte erste Halbzeit, in der die Deutschen ihre Größenvorteile ausspielten. Das Team um Dennis Schröder ließ sich zunächst nicht von der etwas unorthodoxen Spielweise der Asiaten beeindrucken und machte früh Nägel mit Köpfen.

Immer wieder fanden Daniel Theis, Franz Wagner oder auch Isaac Bonga einfache Abschlüsse am Ring, selbst Dennis Schröder ging sogar einmal ins Postup. Das gab es auch noch nicht so oft, gleiches gilt für den Umstand, dass dessen Gegenspieler Yuki Togashi einen Kopf kleiner als der deutsche Point Guard war.

Alleine das zeigt, dass die Lehren aus diesem Spiel begrenzt sind, die Kollegen von Basket News fanden nur eine: das japanische Publikum ist grandios.

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Damit haben sie nicht ganz unrecht, Schröder selbst spielte noch eher auf Sparflamme und setzte das vierte Viertel sogar komplett aus. Durchaus sinnvoll, wie Bundestrainer Gordon Herbert wenig später erfahren musste, als Franz Wagner umknickte. Der 21-Jährige bleibt immerhin wohl vom "Worst Case" WM-Aus verschont.

"Wir konnten schwere Verletzungen ausschließen, es ist jetzt nichts gebrochen oder ein Syndesmoseriss oder so. Sachen, die die WM beenden würden", sagte Teamarzt Oliver Pütz am Samstag im Mannschaftshotel auf Okinawa. Ob Wagner jedoch im zweiten Gruppenspiel am Sonntag gegen Mitfavorit Australien (10.30 Uhr im LIVETICKER) mitwirken kann, ist weiterhin offen. "Heute Morgen geht es ihm auf jeden Fall besser als gestern. Wir haben heute Morgen noch ein MRT gemacht. Aber da ist das Problem, dass wir die Bildgebung noch nicht haben. Also wir können noch nicht sagen, was jetzt genau kaputt gegangen ist", so Pütz.

Dass Wagner tatsächlich noch auf dem Feld war, war in gewisser Weise selbstverschuldet. Deutschland geriet zwar nie in Gefahr dieses Spiel gegen einen limitierten Gegner zu verlieren, gleichzeitig wurde vor allem das dritte Viertel einerseits nachlässig agiert, andererseits tauchten Probleme auf, welche im Vorfeld immer mal wieder angemerkt wurden.

Basketball-WM 2023: Deutschland vs. Japan: Der Boxscore

SpielerMINPTSFG3PREBAST
Isaac Bonga2342/80/412
Maodo Lô2100/50/412
Niels Giffey200/00/010
Johannes Voigtmann1563/50/182
Franz Wagner27105/120/665
Daniel Theis16136/80/163
Moritz Wagner242510/142/591
Dennis Schröder26145/132/755
Justus Hollatz200/10/000
Johannes Thiemann2431/10/060
Andreas Obst2162/52/521
David Krämer200/00/000
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Basketball-WM: Die Minuten ohne Schröder bleiben für den DBB ein Problem

Punkt 1: Die Minuten ohne Dennis Schröder. Wie schon in der Vorbereitung war es wenig inspirierend, wie die Herbert-Truppe ohne den Kapitän agierte. Zwar ließ der Kanadier immer Schröder oder eben Wagner auf dem Feld, doch der Forward der Orlando Magic kann zwar mit dem Ball umgehen, ist aber nicht der Typ Spieler, der ständig den Ball von der eigenen Baseline in die gegnerische Hälfte bringen sollte.

Wagner ist dann stark, wenn er aus der Bewegung den Ball erhält und dann den Korb attackieren kann, weniger wenn er aus dem Stand seine Gegenspieler schlagen soll. Dafür sollte eigentlich Maodo Lô zuständig sein, der aber weiterhin sehr weit von der Form des Vorjahres entfernt ist. Damals suchte der Berliner aggressiv den Weg zum Korb, wackelte die Gegenspieler reihenweise aus und traf seine Jumper.

Und gegen Japan? 0/5 aus dem Feld, vier vergebene Dreier, dazu einmal am Ring abgeräumt. Auch gegen die kleinen Japaner konnte Lô sich kein Selbstvertrauen holen. Es bleibt die Frage: Wie fit ist der Ex-Alba-Star wirklich? Beantworten kann er das nur selbst, gleichzeitig gibt es im Team keine wirklichen Alternativen.

Justus Hollatz verpasste große Teile der Vorbereitung, ist aber auch noch nicht so weit, um auf diesem Niveau über fünf Minuten die Zügel in der Hand zu halten.

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Basketball-WM, DBB: Wo ist nur das Shooting?

Punkt 2: Das Shooting. 6/33 von Downtown: Verbuchen wir dies mal unter Warmwerden. Die Deutschen waren an diesem ersten Tag nicht das einzige Team, welches katastrophal von draußen warf (Italien: 5/31, Finnland: 6/26, DomRep: 6/28, Philippinen: 6/18, Frankreich: 6/28), aber aus deutscher Sicht bleibt das ein Trend, den es zu beobachten gilt.

Nur Schröder, Moritz Wagner und Andi Obst trafen zumindest je zwei Distanzwürfe, ansonsten hagelte es Fahrkarten. Franz Wagner (0/6 3P) trifft im Moment auch die offenen Dinger nicht, gleiches gilt wie schon angesprochen bei Lô oder auch Isaac Bonga, der zwar defensiv sehr wertvoll ist und auch am offensiven Brett arbeitet, aber eben als Schütze kaum respektiert werden muss.

Bislang ist es meist gut gegangen, aber in den großen Spielen wird man eine solche Shooting-Vorstellung nicht überleben. Es übt gleichzeitig jede Menge Druck auf die eigene Defense aus.

Und das aus zwei Gründen. Lange Würfe bedeuten lange Rebounds, was im Hinblick auf die athletischen Australier und die quirligen Finnen ein Problem in Transition werden könnte. Gleichzeitig werden die Deutschen nicht jeden Gegner bei 63 Punkten halten. Deutschland profitierte hier auch vom schwachen Shooting der Japaner, was auch Moritz Wagner, Deutschlands Bester, nach dem Spiel anmerkte.

"Defensiv kann man das noch viel besser machen. Da wachsen wir jetzt als Team." Es gab einige Abstimmungsprobleme (auch in Sachen Offense), Japans eigentlich bester Schütze, Yuta Watanabe, war zu oft zu frei. Teams wie Australien werden dies bestrafen, das sollte außer Frage stehen.

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Basketball-WM: So reicht es für Deutschland nicht gegen Australien

Dennoch muss auch festgehalten werden, dass Japan so anders spielt, dass große Rückschlüsse auf das Australien-Spiel nur bedingt möglich sind. So sind die Boomers athletisch, aber eben auch nicht so klein und quirlig. Stattdessen sollte der australische Stil den Deutschen eher entgegenkommen.

Auftaktspiele sind oft unangenehm, das war gegen den Gastgeber nicht anders. Nun gilt es, aus den Fehlern der zweiten Halbzeit zu lernen und an die ersten 20 Minuten anzuknüpfen - hoffentlich dann auch wieder mit Franz Wagner, denn wie Schröder hat Herbert hier keinen adäquaten Ersatz.

Basketball-WM 2023: Die deutschen Spiele

DatumUhrzeitGegnerOrtErgebnis
25. August14.10 UhrJapanOkinawa81:63
27. August10.30 UhrAustralienOkinawa-
29. August9.30 UhrFinnlandOkinawa-
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