Basketball-WM: Geheimfavorit Kanada und die vielen Parallelen zum DBB-Team

Von Robert Arndt
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Der heutige DBB-Gegner Kanada wird bei der anstehenden WM von nicht wenigen als Geheimfavorit gehandelt. Das Team ist gespickt mit NBA-Stars und verfolgt einen ähnlichen Plan wie der kanadische Bundestrainer Gordon Herbert. Hinter einer wichtigen Personalie gibt es Fragezeichen, dennoch haben die Ahornblätter einen MVP-Kandidaten in ihren Reihen.

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Um 19.30 Uhr testet die deutsche Nationalmannschaft am Mittwochabend vor der Basketball-WM in Berlin gegen Kanada. Hier gibt es alle Infos.

Das Wort "Commitment" scheint in Kanada sehr beliebt zu sein. DBB-Bundestrainer Gordon Herbert benutzte dieses Wort im vergangenen Jahr bei fast jeder Medienrunde, auch in diesem Jahr wurde ausgiebig darüber gesprochen, nicht zuletzt durch Dennis Schröder, der eben jenes "Commitment" bei Maxi Kleber bemängelte und eine kleine mediale Schlammschlacht heraufbeschwor.

Beim heutigen deutschen Gegner Kanada wurde in der Vergangenheit auch gerne von "Commitment" gesprochen, hier geht es inzwischen etwas harmonischer zu. Und ähnlich wie in Deutschland sind die Ambitionen auch im Land mit dem Ahornblatt groß, der Druck aber ungleich höher. Der DBB hat seine Medaille bereits in der Tasche, genau davon träumen die Nordamerikaner in diesem Sommer.

Schon vor zwei Jahren war dies der Fall: Olympia war das große Ziel, dafür erkaufte man sich teuer eines der Quali-Turniere der FIBA, um schließlich im heimischen Victoria im Halbfinale in der letzten Sekunde der Verlängerung den Tschechen zu unterliegen (Satoransky mit Brett!). Der schlafende Riese musste weiter warten.

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Kanada vor der Basketball-WM: Drei Sommer für das Team

"Du lernst nur, wenn du dich durch etwas kämpfst musst, was schmerzt", meinte Coach Jordi Fernandez, der auf den zurückgetretenen Nick Nurse folgte. "Sollten wir in der Zukunft erfolgreich sein, dann auch wegen dieser Niederlage gegen Tschechien." Sechs aktuelle Spieler waren damals mit dabei, viele davon werden auch in Asien wichtige Rollen spielen. Vor fünf Jahren erreichte eine Rumpftruppe lediglich Platz 21, diesmal ist der Kader deutlich prominenter besetzt.

Kaderbauer Rowan Barrett, Vater von Knicks-Forward R.J., ist es gelungen, "Commitments" von seinen Stars zu bekommen, in den Vorjahren war das keine Selbstverständlichkeit. Schon im Vorjahr mussten die Spieler eine Entscheidung treffen, ob sie bis Olympia 2024 für Kanada zur Verfügung stehen wollen. Gab es kein klares "Ja", gibt es die fünf Ringe nur im TV zu sehen.

Das gilt für jeden. Andrew Wiggins von den Golden State Warriors zögerte nach dem Warriors-Titel 2022 ("Ich habe eine Familie. Ein Commitment von drei Jahren ist für mich keine Option"), nun wird er nicht berücksichtigt. Gleiches gilt für andere NBA-Spieler wie Andrew Nembhard, Bennedict Mathurin (beide Indiana Pacers), Shaedon Sharpe (Portland Trail Blazers) oder auch Chris Boucher (Toronto Raptors). Bennett will Spieler, die Jahr für Jahr spielen wollen - in aller Konsequenz und ohne Rosinenpicken.

Kanada: Der vorläufige Kader für die WM

SpielerAlterPositionTeam
Kyle Alexander26Forward/CenterValencia (Spanien)
Nickeil Alexander-Walker24GuardMinnesota Timberwolves (USA)
R.J. Barrett23ForwardNew York Knicks (USA)
Trae Bell-Haynes27GuardBasket Zaragoza (Spanien)
Dillon Brooks27Guard/ForwardHouston Rockets (USA)
Luguentz Dort24Guard/ForwardOklahoma City Thunder (USA)
Zach Edey21CenterPurdue Boilermakers (USA)
Melvin Ejim32ForwardUnicaja Malaga (Spanien)
Shai Gilgeous-Alexander25GuardOklahoma City Thunder (USA)
Jamal Murray26GuardDenver Nuggets (USA)
Kelly Olynyk32CenterUtah Jazz (USA)
Dwight Powell32CenterDallas Mavericks (USA)
Philip Scrubb30GuardNiagara River Lions
Thomas Scrubb31ForwardOttawa Blackjacks
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Kanada: Das Fragezeichen bleibt Jamal Murray

"Es ist toll, dass sich die Jungs dem Team verschreiben", meinte R.J. Barrett. "Wir verstehen uns besser, können uns einspielen und bekommen so ein besseres Gefühl füreinander."

Und auch ohne diese genannten Spieler ist es ein illustrer Kader, welcher Fernandez zur Verfügung steht. In Shai Gilgeous-Alexander haben die Kanadier einen der fünf besten Spieler des Turniers, dazu kommt eine ganze Armada an athletischen und defensivstarken Flügelspielern wie Dillon Brooks, Lu Dort, R.J. Barrett oder Nickeil Alexander-Walker.

Fraglich ist dagegen noch, ob der frisch gebackene NBA-Champion Jamal Murray zur Verfügung stehen wird. Der Guard spielte bis in den Juni für die Nuggets und nach seiner langen Verletzungspause bleibt es unklar, ob Murray wirklich in diesem Sommer spielen kann. Er blieb zunächst in Kanada, wird also gegen Deutschland nicht spielen, könnte aber womöglich zum WM-Start nachreisen.

Tut er dies, haben die Kanadier vermutlich den besten Backcourt im kompletten Turnier. Auch deswegen gab sich Fernandez im Juli überraschend vollmundig. "Wir haben die Chance, dieses Turnier zu gewinnen." Hauptziel bliebt jedoch die direkte Qualifikation für Olympia: Dafür müssen die Kanadier eines der zwei besten Teams aus dem amerikanischen Raum sein.

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Kanada: Shai Gilgeous-Alexander will um Titel spielen

"Wir haben auf jeden Fall das Talent dafür", ist sich Gilgeous-Alexander sicher. "Es geht darum, dass wir verstehen, als Team zu spielen und eine Einheit auf sowie neben dem Feld zu werden. Wenn uns das gelingt, werden wir auch unsere Ziele erreichen."

Das Talent dazu ist da, auch wenn der Kader noch nicht ganz ausbalanciert ist. Shooting vom Flügel ist Mangelware, die besten Schützen sind diejenigen, die oft den Ball in der Hand haben. Dazu fehlen Alternativen auf den großen Positionen. Dwight Powell und Kelly Olynyk sind hier nicht gerade als Ringbeschützer bekannt, College-Star Zach Edey ist zwar 2,24 Meter groß, aber eben noch ohne jegliche Profi-Erfahrung.

Es gibt also durchaus Fragezeichen - ob mit Murray oder ohne ihn - und es ist alles andere als gesichert, dass Kanada überhaupt die K.o.-Runde erreicht. Wie schon 2019 haben die Kanadier eine komplizierte Gruppe erwischt, es stehen Duelle mit Frankreich, Lettland um Kristaps Porzingis sowie Außenseiter Libanon an.

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Kanada: Harte Gruppe für die großen Ziele

In die Parallelgruppe G, wo dann die potenziellen Gegner in der Zwischenrunde warten, wurden Spanien, Brasilien sowie die Elfenbeinküste gelost. Letztlich werden sich von diesen acht Mannschaften nur zwei für das Viertelfinale qualifizieren. Kanada wird wohl oder übel also Frankreich oder Spanien schlagen müssen, um die Olympia-Träume am Leben zu halten.

Das alles erinnert ein wenig an die Situation des DBB im Vorjahr. Eine harte Auslosung, große Ziele - und letztlich ein Happy End? Der Hype ist im Eishockey-Mutterland auf jeden Fall da. Der schlafende Riese wird nicht für immer schlafen.

Kanada: Die Gruppe bei der Basketball-WM

Frankreich
Kanada
Lettland
Libanon