In der Hitze der Königsklasse

SPOX
17. Oktober 201613:17
Sowohl Bazoumana Kone mit Ludwigsburg als auch Antonio Graves mit Frankfurt werden in der Vorrunde kämpfen müssengetty
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Die Basketball Champions League der FIBA (ab Dienstag live auf DAZN) startet in ihre erste Saison und verspricht einige europäische Leckerbissen. Mit den EWE Baskets Oldenburg, Fraport Skyliners und MHP RIESEN Ludwigsburg sind auch drei BBL-Teams vertreten. SPOX blickt auf deutschen Gruppen und das Format.

Das Format

Die 40 Teams treten in fünf Achtergruppen gegeneinander an. Die jeweiligen Gruppensieger sind direkt für das Achtelfinale qualifiziert, was ebenso für die drei besten Tabellenzweiten gilt.

Die restlichen Plätze in der Runde der letzten 16 werden in sogenannten Pre-Playoffs ausgespielt. Daran nehmen die nicht qualifizierten Tabellenzweiten, -dritten, und -vierten sowie die vier besten der fünf Tabellenfünften teil. Die acht besten Teams, die es nicht aus der Gruppenphase geschafft haben, werden im FIBA Europe Cup weitermachen.

Auf die 16 Teams im Achtelfinale warten zwei K.o.-Runden mit jeweils Hin- und Rückspiel. Die verbliebenen vier Mannschaften spielen beim Final Four vom 28. bis 30. April den Sieger aus.

Gruppe A mit Frankfurt

In neuem Anstrich wollen die Fraport Skyliners ihre europäische Erfolgsstory aus der Vorsaison fortsetzen. Nach dem Gewinn des FIBA Europe Cups und dem Erreichen des Halbfinals in der BBL haben zahlreiche Leistungsträger den Verein verlassen. Am meisten schmerzen wohl die Abgänge von Jordan Theodore, Danilo Barthel und Johannes Voigtmann.

Gemäß der Philosophie des Vereins wurden die entstandenen Lücken mit jungen, hungrigen Spielern wie Shavon Shields oder dem deutschen Center-Talent Mahir Agva geschlossen. Zudem erhalten Youngster wie Niklas Kiel mehr Spielzeit und Raum zur Entwicklung. Die ist auch notwendig, denn die Gruppe hätte durchaus leichter sein können.

Mit Banvit BK aus der Türkei, Aris Saloniki und dem tschechischen Serienmeister CEZ Nymburk wartet keine Laufkundschaft auf die Skyliners. Auch der aufstrebende AS Monaco wird sicherlich ein Wörtchen um die Playoffs mitreden wollen. Die Helios Suns aus Slowenien, die Bakken Bears aus Dänemark und Ironi Nahariya komplettieren das Feld der Gruppe A.

Härtester Konkurrent dürften die Türken sein, wo nun Theodore die Fäden zieht. Bereits in der vergangenen Saison duellierte sich das Team aus Bandirma mit deutschen Klubs. Bayern behielt jeweils die Oberhand, Ulm kassierte zwei Pleiten. Star Courtney Fortson ist allerdings nicht mehr an Bord. Der kleine Point Guard verdient nun in China sein Geld. Auch Dominique Johnson zog weiter, bevorzugte als Destination Alba Berlin.

Heiß wird es für Frankfurt in Griechenland. Aris gewann in der letzten Eurocup-Saison alle seine acht Heimspiele und zog im Top 32 gegen Alba nur aufgrund des direkten Vergleichs den Kürzeren. Von diesem Team ist jedoch nur noch wenig übrig. Der MVP der griechischen Liga, Okaro White, ergatterte einen Vertrag bei den Miami Heat und auch die restlichen ausländischen Spieler verließen Thessaloniki. Star der Mannschaft ist nun Devyn Marble, der bei den Orlando Magic in den vergangenen beiden Jahren 44 Einsätze verbuchen konnte.

Ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten erwartet Frankfurt gegen Nymburk. Der Bonner Publikumsliebling Geno Lawrence gibt dort nun den zweiten Spielmacher. Allgemein sind die Tschechen ohne Starpower, bieten aber einen tiefen Kader, in dem in der Liga bislang nur zwei Spieler mehr als 20 Minuten im Schnitt auf dem Parkett standen.

Der Geheimtipp der Gruppe kommt derweil aus dem Fürstentum. Der AS Monaco spielte 2014 noch in der dritten französischen Liga und grüßte im letzten Jahr als Aufsteiger sensationell von Platz eins nach der regulären Saison, auch wenn in den Playoffs im Halbfinale Schluss war. Mit Brandon Davies kam im Sommer ein Ex-NBA-Akteur. Star Jamal Shuler, der seine Karriere auf dem alten Kontinent in Trier begann, blieb dem Klub treu und ist weiterhin der Fixpunkt der Mannschaft.

Dieser ist bei Ironi Nahariya der kleine Bruder von Jeff Teague, Marquis, der neu zu den Israelis hinzugestoßen ist. Teague soll vor allem Flügel Gilbert Brown und Center Yancy Gates, der im letzten Jahr für Bonn aktiv war, füttern. Ob dieses Trio allerdings für einen Platz unter den ersten Vier reichen wird, erscheint fraglich.

Noch schwerer wird es für die Bakken Bears. Das Team der Dänen besteht aus vielen amerikanischen Rookies, die von kleinen Colleges kommen und in Europa ihre ersten Gehversuche machen. Am talentiertesten ist wohl DeVaughn Akoon-Purcell, der den Großteil der offensiven Last schultern muss. Ein paar einheimische Spielen komplettieren die Rotation.

Derweil kommen die Helios Suns Domzale aus Slowenien als eingespielte Truppe daher. Als Playmaker soll der Ex-Bremerhavener Brandyn Curry die Fäden ziehen und vor allem Forward Kyle Casey füttern.

Gruppe C mit Oldenburg

Die EWE Baskets Oldenburg spielten zuletzt ihre beste Regular Season in der BBL seit 2000 und erreichten das Achtelfinale des Eurocups. Wären sie nicht enttäuschend in der ersten Playoff-Runde gegen Ulm gescheitert, käme die vergangene Spielzeit einem riesigen Erfolg gleich.

Nun folgt ein neuer Anlauf mit nur punktuell verändertem Kader. Die Abgänge von Robin Smeulders und Scott Machado wurden durch Maxime De Zeeuw und Frantz Massenat kompensiert. Beide stehen bei Head Coach Mladen Drijencic hoch im Kurs. Der BBL-Start verlief bis dato mäßig: Von sechs Spielen gewannen die Norddeutschen drei.

In der Gruppe C der Champions League treffen sie auf einen alten Bekannten: Gegen PAOK Thessaloniki spielten und gewannen die Niedersachsen bereits in der vergangenen Eurocup-Saison. Dazu gesellen sich ASVEL Lyon, Muratbey Usak Sportif, Openjopmetis Varese, Rosa Radom, Neptunas Klaipeda und BK Ventspils.

Lyon ist der Favorit in der Gruppe C. Der amtierende französische Meister ist enorm erfahren und gilt als äußerst auswärtsstark - gute Voraussetzungen also für das neue Turnier. Neuzugang Kwame Vaughn ist der Hoffnungsträger der Franzosen und soll das Erfolgstrio um Trenton Meacham, Nikola Dragovic und Nicolas Lang ergänzen.

Muratbey Usak aus der Türkei schaffte den Sprung ins Turnier über die letzte Qualifikations-Runde, gehört aber trotzdem zu den Playoff-Anwärtern. Im Mittelpunkt steht das Guard-Center-Duo Mark Lyons und Darryl Monroe, das in der vergangenen Saison noch zusammen für den israelischen Klub Maccabi Rand Media Rishon groß aufspielte. Für eine positive Überraschung sorgte zudem Talent Shaquielle McKissic, dem der endgültige Durchbruch zugetraut wird.

Etwas unter dem Radar fliegt Openjobmentis Varese aus Italien. Das Team hat zwar seit der Hochzeit in den 70ern einen klangvollen Namen, allerdings bröckelt der Putz schon arg. Immerhin hielt man zwar den Kern aus italienischen Akteuren zusammen, doch die starken Ausländer suchten das Weite und wurden ersetzt. Das heißt auch: Es ist Geduld angesagt, bis alle Automatismen sitzen.

Wer auf erweiterte Center-Skills steht, ist bei PAOK Thessaloniki ganz gut aufgehoben. Andreas Glyniadakis ist einer der versiertesten Big Men des Turniers und wird von den schnellen Guards Darryl Bryant und Apollon Tsochlas flankiert.

Bei Rosa Radom aus Polen hingegen steht das Shooting im Vordergrund. Der Pokalsieger um das dynamische Duo Gary Bell und Tyrone Brazelton lebt vom Dreier - und wehe, wenn dieser hochprozentig fällt. Hohe Scores und schneller Basketball ist mit Beteiligung dieses Teams fast schon garantiert.

Dafür steht Neptunas Kleipeda aus Litauen nicht wirklich. Sie starteten sehr holprig in die heimische Liga und müssen sich auf internationalem Boden deutlich steigern - ansonsten dürfte schnell Feierabend sein. Viel hängt davon ab, wie gut der Wurf von Scharfschütze Jimmy Baron fällt.

Bei BK Ventspils hofft man hingegen auf eine schnelle Rückkehr von Kristaps Janicenkos, der nach seiner schweren Verletzung aus dem Vorjahr noch auf seinen ersten Einsatz in der neuen Spielzeit wartet. Bis dahin müssen die Letten die Last auf mehreren Schultern verteilen und auf Team-Basketball setzen - was ihnen zuletzt ganz gut gelang.

Gruppe E mit Ludwigsburg

Die Ludwigsburger hatten mit der Gruppe E wahrlich kein Losglück, sie wird zu Recht die Todesgruppe genannt. Und dieses Abenteuer muss das Team von John Patrick in runderneuertem Gewand angehen.

Center Jon Brockman konnte nicht gehalten werden, acht weitere Akteure verließen den Klub. Alex Rouff war eine der prominenteren Neuverpflichtungen, doch vor wenigen Tagen entschieden sich Spieler und Verantwortliche einvernehmlich, seinen Vertrag wieder aufzulösen.

Im Defense-First-System von Patrick werden der hart arbeitende Jack Cooley, der athletische Wes Washpurn und der wurfstarke Kelvin Martin die Stützen des Teams sein.

Die Vorrunde wird für die Riesen alles andere als leicht. Mit Besiktas Sompo Japan und AEK Athen sind zwei Teams richtig stark besetzt, doch auch gegen die anderen Mannschaften können sich die Baskets nicht zurücklehnen.

Stelmet Zielona Gora, Dinamo Sassari, Szolnoki Olaj, Partizan Belgrad und Proximus Spirou werden sich mit Ludwigsburg einen harten Kampf um die Playoff-Plätze liefern.

Besiktas hat unter dem zurückgekehrten Coach Ufuk Sarica einen neuen Anstrich bekommen. Mit Michael "The Juice" Thompson sind Punkte garantiert - der Point Guard war schon Topscorer der französischen Liga. Sarica holte zudem seinen athletischen Ex-Spieler D.J. Strawberry zurück, Kyle Weems und Vladimir Stimac sind den Fans in Deutschland ohnehin ein Begriff. Diese Truppe hat das Potenzial fürs Final Four.

Gleiches könnte man auch von Athen behaupten, allerdings wird AEK eher über die Defensive kommen. Die Mannschaft ist - ganz nach dem Wunsch von Coach Jure Zdovc - mit vielen starken Verteidigern besetzt, die versuchen werden, jeder Mannschaft das offensive Leben auszusaugen. Wer in Griechenland punkten will, sollte nicht nur Nerven, sondern auch Eier aus Stahl mitbringen.

Dinamo Sassari hat sich vom Run-and-Gun unter Coach Romeo Sachetti verabschiedet und vertraut nun an der Seitenlinie auf Federico Pasquini. Mit Dusko Savanovic und Gabriel Olaseni erwarten die Ludwigsburger zwei alte Bekannte aus der BBL.

Partizan versprüht nicht mehr den Glanz der 90er, als das Team mit Sasha Djordjevic und Predrag Danilovic zu einer europäischen Großmacht aufstieg. Doch niemand in dieser Gruppe wird Belgrad unterschätzen. Mit Novica Velickovic und Stefan Bircevic haben die Serben das Forward-Duo mit den wohl weichsten Handgelenken des ganzen Wettbewerbs in ihren Reihen.

Erfahrung ist das große Plus der Mannen von Stelmet. Sie sind amtierender polnischer Meister und waren bereits in der Euroleague aktiv, dabei sind einige Spieler älter als ihr Coach. Gerade einmal 31 Jahre ist Artur Gronek alt, der bei Zielona Gora nun das Zepter schwingt.

David Vojvoda heißt der gefährlichste Mann bei Szolnoki Olaj. Der Shooting Guard schielt bereits mit einem Auge auf die Topscorer-Krone der CL. Der ungarische Serienmeister der letzten Jahre kam im letzten Jahr immerhin unter die besten 32 im Eurocup.

So richtig hat es noch nicht gefunkt zwischen den neuen Spielern von Proxismus Spirou. Die Belgier kommen in der Liga nur langsam in Gang, doch gerade die Jugend braucht Zeit, um sich zu finden. Kein Spieler im Roster ist älter als 30 Jahre. Im stets ausverkauften Spiroudome ist die Truppe aus Charleroi immer für eine Überraschung gut.

Alle Gruppen der CL im Überblick