Das DBB-Team hat das Finale der EuroBasket 2022 verpasst. Im Halbfinale gegen Spanien führte Deutschland lange, am Ende zogen die Iberer Dennis Schröder und Co. aber mit erstickender Defense den Zahn. Spanien gewinnt mit 96:91.
Topscorer der deutschen Mannschaft war Dennis Schröder (30, 11/17 FG), der zudem auch 8 Assists verzeichnete. Franz Wagner kam wie Andreas Obst auf 15 Punkte. Bei den Spaniern punkteten Lorenzo Brown (29, 11/17 FG, 6 Assists) sowie die Hernangomez-Brüder Willy (16) und Juancho (11) zweistellig. Alberto Diaz war Spaniens bester Verteidiger gegen Schröder.
Das deutsche Team startete wie gegen Griechenland mit Schröder, Obst, Wagner, Theis und Voigtmann. Spanien begann mit Lorenzo Brown, Jaime Fernandez, Jaime Pradilla, Xabi Lopez-Arostegui und Willy Hernangomez.
Beide Teams kamen offensiv gut ins Spiel. Auf deutscher Seite kam vor allem Schröder immer wieder zu seinen Spots und hatte 9 frühe Punkte, auf der Gegenseite war Hernangomez ebenfalls direkt gut im Spiel. Zum Ende des Viertels tauschten Brizuela und Lô tiefe Dreier, es stand 27:24 Spanien nach zehn Minuten.
Im zweiten meldete sich Fernandez mit zwei Dreiern zum Dienst, die deutsche Mannschaft verlor ein wenig den Rhythmus und lag schnell mit 9 hinten. Schröder kam zurück und blieb heiß. Nach einem Dreier von Obst war es der Kapitän selbst, der mit einem And-1 für die Führung sorgte. Es wurde ein 14:0-Lauf, ehe Scariolo mit einer Auszeit reagierte. Obst traf auch den nächsten Dreier, es ging mit 51:46 Deutschland in die Pause.
Spanien kam wesentlich besser aus der Pause. Deutschland leistete sich mehrere Turnover, auf der Gegenseite dominierte vor allem Brown, es wurde ein 15:6-Start ins Viertel. Dann meldete sich Wagner mit 5 Punkten, nach Jumper von Schröder und Putback von Thiemann wuchs der Vorsprung wieder auf +10 - es war der zweite 14:0-Lauf im Spiel! Brown hatte eine Antwort, es ging mit 71:65 ins letzte Viertel.
Schröder und Wagner blieben aggressiv, doch Brown war unermüdlich, Juancho Hernangomez glich die Partie bei 77:77 per Dreier aus, Garuba brachte Spanien fünf Minuten vor dem Ende in Führung. Deutschland fehlten Lösungen gegen die Box-and-1-Defense, die Jumper wollten nicht mehr fallen, erst Obst brach nach langer Zeit den Bann. Es gab aber keine leichten Punkte mehr und Spanien spielte gnadenlos die Uhr herunter. Theis vergab noch einige Leger, das waren Killer für die Moral. Es sollte einfach nicht sein, auch wenn Dreier von Obst und Lô für ein bisschen Spannung sorgten.
Im Finale treffen die Spanier nun auf Frankreich, das sich im frühen Spiel des Tages ohne Probleme gegen Polen durchsetzte. Das Finale steigt am Sonntag um 20.30 Uhr, um 17.15 Uhr gibt es das kleine Finale um Platz drei zwischen Deutschland und Polen.
Die wichtigsten Statistiken
Deutschland vs. Spanien 91:96 (BOXSCORE)
- Beide Teams kamen offensiv sehr gut ins Spiel. Spanien traf in der ersten Halbzeit unfassbare 83 Prozent seiner Zweier und die Hälfte seiner Dreier - und lag trotzdem hinten. Dabei war Deutschland in beiden Bereichen zwar auch gut, aber schwächer (10/18 Zweier, 7/16 Dreier).
- Der Pluspunkt beim DBB-Team: Deutschland gewann das Possession Game deutlich. Deutschland dominierte in der ersten Halbzeit am offensiven Brett (8:2) und leistete sich weniger Turnover (6:9). Als Resultat gaben die Deutschen wesentlich mehr Würfe ab - aus dem Feld (34:28) und vor allem von der Freiwurflinie (11:1).
- In den meisten Kategorien glichen sich beide Teams in Halbzeit zwei an, zumal auch die Spanier nun immer mehr am offensiven Brett arbeiteten, aber auch weniger trafen. Bei den Freiwürfen blieb der Unterschied lange am größten, doch auch das glich sich aus: Deutschland traf 12/13, Spanien 14/14. Gerade am Ende war das eine wichtige Qualität der Iberer und verhinderte ein deutsches Comeback.
- Letztlich fehlten dem deutschen Team die Stops. Spanien traf 70 Prozent aus dem Zweierbereich und 56 Prozent aus dem Feld. Und noch ein Key: die zurecht so oft gelobte deutsche Bank war kaum ein Faktor. Spanien gewann das Duell mit 40:19.
Deutschland vs. Spanien: Die Stimmen zum Spiel
Gordon Herbert (Bundestrainer): "Gratulation an Spanien. Sie haben die Zone zu oft erreicht, da haben wir nicht gut dagegen gehalten."
Dennis Schröder (DBB): "Die Zone hat unser Spiel verlangsamt. Wir hätten es nach Hause bringen können. Aber Respekt an die Spanier, die haben tough und gut gespielt. Wir haben im vierten Viertel keinen großen Spieler mehr gehabt, um physisch am defensiven Brett zu sein. Unser Ziel ist eine Medaille und das können wir noch immer schaffen."
Der Star des Spiels: Lorenzo Brown
So umstritten der eingebürgerte US-Amerikaner in Spanien auch ist, am heutigen Abend rettete er die Spanier. Brown konnte gefühlt nicht daneben werfen, selbst der sonst so wacklige Dreier fiel teilweise nach Belieben, auch in der Crunchtime, als er aus der Ecke einen unfassbar wichtigen Wurf traf. Auch an der Freiwurflinie gab er sich am Ende keine Blöße.
Der Flop des Spiels: Daniel Theis
So stark Theis gegen Griechenland war, so schwach war es heute. Jede Menge Bunnies am Ring vergab er, dazu kamen 5 Turnover und keine gute Arbeit am eigenen Brett. Auch gegen Hernangomez tat er sich schwer. Es waren deutlich mehr drin als 10 Punkte (4/11 FG) und 3 Rebounds.
Die Szene des Spiels
Im vierten Viertel ging nicht mehr viel für Dennis Schröder, das schmerzte aus deutscher Sicht. Spanien ließ den Braunschweiger kaum noch zum Korb kommen. Und als es dann mal gelang, stand da plötzlich Usman Garuba. Der Rockets-Big räumte Schröder zu Beginn des vierten Viertels brutal ab, danach versuchte es der deutsche Kapitän kaum noch. Es mag eine Kleinigkeit gewesen sein, hatte aber Einfluss auf das Spiel der Deutschen.