Der Traum von der Medaille lebt. Das DBB-Team macht gegen Griechenland um NBA-Superstar Giannis Antetokounmpo ein furioses Spiel und gewinnt mit 107:96. Antetokounmpo wird sogar vorzeitig disqualifiziert. Im Halbfinale trifft Deutschland nun auf Spanien.
Der Coup gelang mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Mit Dennis Schröder (26 Punkte, 8/15 FG, 8 Assists), Andreas Obst (19, 5/7 Dreier), Franz Wagner (19), Johannes Thiemann (10) und Daniel Theis (13, 16 Rebounds) punkteten gleich fünf Akteure zweistellig.
Auf griechischer Seite lief natürlich fast alles über Giannis Antetokounmpo (31, 13/22 FG, 7 Rebounds, 8 Assists). Der zweifache NBA-MVP flirtete mit einem Triple-Double, wurde aber fünf Minuten vor Schluss aufgrund seines zweiten unsportlichen Fouls vorzeitig disqualifiziert. Ohne ihren Superstar gelang kein Comeback mehr.
Alle drei Wackelkandidaten meldeten sich bei Deutschland rechtzeitig fit, es starteten Schröder, Obst, Wagner, Theis und Voigtmann. Bei den Griechen starteten Nick Calathes, Tyler Dorsey, Kostas Papanikolaou, Antetokounmpo und Georgios Papagiannis.
Das DBB-Team startete brandheiß ins Spiel, vor allem von draußen. In den ersten vier Minuten saßen fünf Dreier, Obst traf zwei davon - es stand 19:9. Und es ging in halsbrecherischem Tempo weiter, beide Teams trafen fast jeden Versuch. Giannis war nicht zu bremsen, die Gäste arbeiteten dazu sehr gut am offensiven Brett und kamen zurück ins Spiel. Kurz vor der Viertelpause traf Weiler-Babb aus der Mitteldistanz, es ging mit 31:27 für Deutschland zuende.
Giannis Antetokounmpo und Dennis Schröder disqualifiziert
Das Tempo nahm im zweiten Viertel ein wenig ab, gerade von draußen kühlten die Quoten auch runter. Die Griechen wirkten nun aber etwas besser, ein Papanikolaou-Layup nach Assist von Giannis glich bei 44:44 aus. Dann wurde aber auch die deutsche Offense dank Schröder und Obst wieder stärker. Das Schlusswort gehörte aber Sloukas, der mit der Sirene von der Mittellinie zum 61:57 für Griechenland traf.
Deutschland kam wieder stärker aus der Kabine. Defensiv wurden keine zweiten Chancen mehr erlaubt, vorne fiel wieder mehr. Wagner traf zwei Triples in Folge, dann legte auch Voigtmann nach - und Theis stellte per Putback auf +15! Antetokounmpo verkürzte per Dreier und Layup, Schröder hatte die Antwort. Theis legte den Ball mit der Sirene zum 83:71 Deutschland rein.
Die Griechen konnten den Rückstand zwar noch einmal in den einstelligen Bereich drücken, doch Wagner hatte mit einem Stepback gegen Giannis die Antwort. Und dann kam der Schock für die Griechen: Bei -14 und noch fünf Minuten zu spielen, beging der Bucks-Star sein zweiten unsportliches Foul gegen Thiemann und wurde so folgerichtig disqualifiziert. Es war die Entscheidung, erst recht, nachdem Schröder per Dreier auf 103:82 stellte. Dieser holte sich wenig später aber auch sein zweites technisches Foul ab und wurde ebenfalls disqualifiziert. Am Spielausgang änderte das aber nichts mehr.
Im Halbfinale treffen die Deutschen nun auf Spanien, die im frühen Spiel des Tages Finnland schlugen. Gespielt wird Freitag in der Mercedes Benz-Arena in Berlin. Tip-Off ist entweder 17.15 Uhr oder 20.30 Uhr.
Die wichtigsten Statistiken
Deutschland vs. Griechenland 107:96 (BOXSCORE)
- Wie wild war dieses erste Viertel? Mit 31 Punkten stellte das DBB-Team einen neuen deutschen EM-Rekord auf. Schon nach sechs Minuten waren es 25 Punkte und damit ihr höchster Viertel-Score bei diesem Turnier ... 8/12 Dreier mach(t)en es möglich! Und es ging dann auch so weiter: Die kombinierten 118 Punkte beider Teams waren die zweithöchste Halbzeit-Ausbeute ever bei einer EuroBasket.
- Deutschland traf in der ersten Hälfte nur sehr mäßig aus dem Zweipunkteland (41 Prozent), wurde aber von 65 Prozent von der Dreierlinie getragen. Bei den Griechen war es beinahe das Spiegelbild: 71 Prozent Zweier, 43 Prozent Dreier. Es zeigte auch, wie unterschiedlich die offensiven Ansätze beider Teams waren.
- Die Griechen holten in Halbzeit eins vor allem dank Giannis 28 Points in the Paint, Deutschland hatte lediglich 10.
- 9 Offensivrebounds holte Griechenland in der ersten Hälfte und kam somit immer wieder zu zweiten Chancen. Im dritten Viertel bekam das DBB-Team dies in den Griff, hier hatten die Gäste keinen einzigen OREB, dafür hatte Theis gleich mehrere Putbacks. In dieser Kategorie stand es am Ende 15:11 aus deutscher Sicht. Überhaupt waren die Bretter in Halbzeit zwei entscheidend, das Duell ging in den zweiten 20 Minuten mit 32:14 an Deutschland.
- Fünf Dreier netzten Andi Obst und Franz Wagner in dieser Partie. Das gelang zuvor nur einem DBB-Spieler bei einer EuroBasket: Dirk Nowitzki (2001 und 2005).
Deutschland - Griechenland: Die Stimmen zum Spiel
Andreas Obst (DBB): "Wir sind auf dem Feld zusammengerückt, körperlich und mental. Es war eine echte Teamleistung heute."
Franz Wagner (DBB): "Das war krass. Wir haben in der zweiten Halbzeit Stops bekommen und sind so ins Rollen gekommen. (...) Wenn wir Rebounds bekommen und die Transition starten, dann sind wir schwer zu stoppen."
Der Star des Spiels: Das DBB-Team
Es wäre absolut unfair, hier einen Spieler herauszupicken. Natürlich, die tiefen Wagner-Dreier waren absolute Killer, Schröder hängte den griechischen Guards jede Menge Fouls an und Theis machte defensiv ein echtes Monsterspiel. Dennoch: Deutschland gewann, weil sie als Team besser funktionierten - und natürlich von Downtown die Lichter ausschossen (17/31 Dreier).
Der Flop des Spiels: Nick Calathes
Hatte in der ersten Halbzeit einige Szenen, tauchte dann aber komplett ab. Wurde von Schröder defensiv gewaltig beschäftigt und hatte Foulprobleme. Schlimmer war jedoch sein fehlender Distanzwurf. Die deutsche Defense ignorierte den früheren NBA-Profi komplett und konnte mit dessen Würfen bestens leben (2 Punkte, 1/6 FG).
Die Szene des Spiels
Wie viel Selbstvertrauen kann man bitte haben? Als die Griechen den Rückstand sieben Minuten vor Schluss auf -9 drücken konnten, war es der Jüngste im Team, der sich ein Herz nahm. Gegen Antetokounmpo setzte Franz Wagner zum Stepback-Dreier an und versenkte diesen eiskalt. Dieser Wagner hat einfach keine Angst vor großen Namen.Das Momentum der Griechen war komplett dahin.