Die erste Etappe auf dem Weg zur Titelverteidigung hätte für Julius Brink und Jonas Reckermann kaum länger sein können. 14 Stunden dauerte die Anreise mit dem Flugzeug zur Beachvolleyball-Weltmeisterschaft in Rom (13. bis 19. Juni).
Das deutsche Top-Duo kam direkt aus Peking, wo es beim Grand Slam knapp am Sieg vorbeigebaggert hatte. "Ein Trost ist nur, dass es allen Mannschaften so geht", sagt Reckermann.
Deutsches Duo zählt in Rom zu den Favoriten
Auch wenn eine optimale Vorbereitung anders aussieht, in Rom zählen die Weltmeister von 2009 wieder zu den Titelkandidaten. "Wir haben schon bewiesen, dass wir in der Lage sind, bei Topevents unser allerbestes Beachvolleyball zu spielen", sagt Brink. Und sein Partner ergänzt: "Wir sind definitiv bereit. Wir sind eigentlich sehr gut in die Saison gestartet, sind guter Dinge und im Rhythmus."
Dabei musste Reckermann im Mai vier Wochen wegen einer hartnäckigen Oberschenkelzerrung pausieren, weshalb die Berliner die Turniere in Prag und Münster verpassten. Erst in China kehrten die beiden zurück auf die Welttour - und feierten mit Platz zwei ein sensationelles Comeback. "Wir haben einige wirklich gute Spiele gemacht", sagte Reckermann nach dem besten Saisonergebnis 2011.
Brink: "Sind für unsere Gegner schwer einzuschätzen"
Die fehlende Spielpraxis störte Brink und Reckermann überhaupt nicht. Sie zählen sich sowieso nicht zu den talentiertesten oder körperlich stärksten Spielern, sie setzen vielmehr auf geistige Fähigkeiten. "Wir sind für unsere Gegner schwer einzuschätzen, weil wir ständig versuchen, unser Spiel weiterzuentwickeln. Wir sind in vielen Dingen den Gegnern einen Schritt voraus - mindestens einen", sagt Brink.
Mit intelligenter und raffinierter Spielweise wollen die Weltranglistenvierten auch den Topfavoriten Todd Rogers und Phil Dahlhausser aus den USA Paroli bieten. Die Olympiasieger sind so etwas wie die Gladiatoren im römischen Sandkasten. "Das ist schon so ein bisschen das Überteam, das es zu schlagen gilt", sagt Reckermann.
In der Vorrunde gegen Teams aus der Schweiz, Russland und Polen
Vor dem möglichen Duell mit den US-Boys warten in der Vorrunde Teams aus der Schweiz, Russland und Polen - drei "machbare" Gegner, spekuliert Reckermann. Der 32-Jährige ist der analytische Kopf des Duos, während der 28 Jahre alte Brink eher für Explosivität steht.
"Er ist ein Kämpfer, ein Fighter, der nicht aufgibt, sich nicht unterkriegen lässt", sagt Reckermann. Die Mischung passt also bei den deutschen Hoffnungsträgern, denen der Spielplan einen Erholungstag mehr beschert hat: Sie bestreiten ihr Auftaktspiel gegen das russische Duo Licholetow/Pastuchow erst am Dienstag (21.00 Uhr).
Chancen auch für Sara Goller und Laura Ludwig
Bei den Frauen ruhen die nationalen Erwartungen auf den Schultern zweier Europameisterinnen. Sara Goller und Laura Ludwig gehören zu den Medaillenanwärterinnen im Foro Italico, dem prestigeträchtigen Sportstättenkomplex in Rom.
Hier wurden 1960 bereits die Olympischen Sommerspiele veranstaltet, hier gewann die deutsche Fußballnationalmannschaft 1990 im Olympiastadion ihren dritten Weltmeistertitel, und hier schwammen Britta Steffen und Paul Biedermann 2009 zum doppelten WM-Gold.
Insgesamt neun deutsche Teams am Start
Bei der Beachvolleyball-WM baggern neun deutsche Teams um das Preisgeld von insgesamt einer Million US-Dollar, umgerechnet etwa 690.000 Euro.
Jeweils 48 Frauen- und Männerteams bestreiten die Vorrunde, die aus zwölf Vierergruppen besteht.
Gespielt wird im Modus jeder gegen jeden. Die Gruppensieger und -zweiten sowie die acht besten Gruppendritten qualifizieren sich für die K.o.-Runde. Neben dem WM-Titel geht es auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012 in London.