Abraham: "Niederlagen gibt es nicht mehr!"

SPOX
11. Februar 201121:30
Arthur Abraham steht bei seinem Kampf gegen Stjepan Bozic am ScheidewegImago
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Am 12. Februar geht es in Mülheim rund, denn es wartet ein Kampfabend der Extraklasse: Neben Arthur Abraham und Steve Cunningham steigen auch Dominik Britsch, Francesco Pianeta und Yoan Pablo Hernandez in den Ring. Doch worum geht es bei den Kämpfen? Und wer ist der jeweilige Favorit? SPOX stellt fünf der Fights vor.

Arthur Abraham (GER - 31-2-0) - Stjepan Bozic (CRO - 24-4-0)

Worum geht's? Für Arthur Abraham geht es nach den beiden bitteren Pleiten gegen Andre Dirrell und Carl Froch schlichtweg um alles. Mit seiner katastrophalen Leistung gegen Froch hat er nicht nur seine Fans enttäuscht, sondern auch seinen Coach Ulli Wegner.

Der eingeschobene Aufbaukampf gegen Stjepan Bozic soll Abraham helfen, wieder Selbstbewusstsein und mentale Stärke aufzubauen - schließlich wartet mit Andre Ward am 14. Mai ein echter Kracher auf ihn: Der Amerikaner gilt als klarer Favorit auf den Sieg im Super-Six-Turnier. Dennoch steht Abraham bereits am Samstag gegen den klaren Außenseiter Bozic unter großem Druck: Patzt King Arthur erneut, scheint das Ende seiner Karriere besiegelt.

Für den Kroaten hingegen ist der Kampf eine weitere Möglichkeit, in die Weltspitze hineinzuschnuppern. 2009 bekam Bozic, Nummer neun der WBA-Rangliste, seine WM-Chance gegen Dimitri Sartison, verlor aber den Kampf um den vakanten WBA-Gürtel im Supermittelgewicht durch TKO in der sechsten Runde.

Was sagt Arthur Abraham? "Das Jahr 2010 ist für mich abgehakt, ich rede nicht mehr über die Niederlagen. Niederlagen gibt es nicht mehr - fertig! Im neuen Jahr muss alles besser werden. Ich schaue nur nach vorn. Ich habe noch zwei Super-Six-Kämpfe. Erst das Halbfinale, dann das Finale. Im Kampf gegen Bozic will ich meine Fans wieder zufrieden stellen."

Wer ist der Favorit? Abraham. Er hat die größere Erfahrung und vor allem gegen weitaus stärkere Gegner geboxt als Bozic. Dennoch: Liefert Abraham noch einmal eine ähnlich katastrophale Leistung ab wie gegen Froch, kann er seine Karriere begraben.

Steve Cunningham (USA - 23-2-0) - Enad Licina (SRB - 19-2-0)

Worum geht's? IBF-Champ Steve Cunningham verteidigt seinen Mittelgewichtsgürtel gegen den Pflichtherausforderer Enad Licina. Der Serbe verlor erst zwei Kämpfe (2009 gegen Yoan Pablo Hernandez und 2005 gegen Aleksy Kuziemski) und geht hochmotiviert in seinen ersten WM-Fight. Cunningham aber verfügt über eine sehr gute Technik und hat in der Vergangenheit starke Gegner in die Schranken gewiesen: Unter anderem besiegte er Krzystof Wlodarczyk, Marco Huck und Troy Ross. Gegen Ross holte sich der Amerikaner den IBF-Titel zurück, den er 2008 an Adamek verloren hatte. Noch einmal soll ihm das nicht passieren.

Was sagt Steve Cunningham? "Ich glaube, Licina ist ein guter Kämpfer, den man nicht unterschätzen sollte. Er hat als Nummer eins der Weltrangliste ein gewisses Niveau. Deshalb nehme ich den Kampf sehr ernst. Aber ich glaube daran, den Ring als Sieger zu verlassen."

Was sagt Enad Licina? "Ich glaube an mich. Ein paar meiner letzten Kämpfe waren regelrechte Schlachten. Ich habe gezeigt, dass ich mental sehr stark bin und habe mich schon oft durchgebissen. Auch ins Training habe ich mich richtig reingekniet. Ich bin emotional voll dabei und werde im Ring die vollen 100 Prozent geben. Der Kampf in Mülheim ist eine riesengroße Chance für mich. Die Motivation ist riesig. Und auch Steve Cunningham ist schlagbar."

Wer ist der Favorit? Cunningham. Der US-Amerikaner ist technisch versierter und boxt sehr überlegt. Zwar ist Licina hochmotiviert und bereit, bis zum Letzten zu gehen, doch gegen Cunningham, der bereits mit zahlreichen namhaften Gegnern im Ring stand, wird er es schwer haben, seine Chance zu nutzen.

Hier: Was erwartet Yoan Pablo Hernandez, Dominik Britsch und Francesco Pianeta?

Yoan Pablo Hernandez (CUB - 23-1-0) - Steve Herelius (FRA - 21-1-1)

Worum geht's? Für Yoan Pablo Hernandez ist der Fight gegen Steve Herelius die lang ersehnte WM-Chance, denn auf dem Spiel steht dessen Interims-WBA-Gürtel im Cruisergewicht.

Yoan Pablo HenandezGettyVerdient hat sich der Kubaner die Chance allemal, boxte er sich doch in den letzten Jahren stetig nach oben, schlug unter anderem auch Enad Licina. Beeindruckend war auch sein letzter Auftritt Mitte Dezember, als Hernandez Ali Ismailov in der ersten Runde den K.o. verpasste.

Doch Herelius ist nicht irgendwer. Seine einzige Niederlage steckte er 2007 gegen Albert Sosnowski ein. Dem deutschen Publikum wurde der Franzose im Juli 2010 bekannt, als er gegen Firat Arslan gewann - und eine überzeugende Vorstellung bot.

Aber: Ein Sieg würde Hernandez nicht nur den Interims-Gürtel bescheren und damit die Möglichkeit Weltmeister Guillermo Jones herauszufordern, sondern ihm auch im stallinternen Kampf gegen die beiden starken Cruisergewichtler, Marco Huck und Steve Cunningham, sowie gegen den aufstrebenden Alexander Frenkel eine stabilere Position verschaffen. Schließlich soll 2011 das Super-Six-Turnier im Cruisergewicht starten - und noch stehen die Teilnehmer nicht fest...

Was sagt Yoan Pablo Hernandez? "Weltmeister, das ist ein großes Wort. Damit kann man etwas anfangen. Und ich bin bereit dafür, dieses Wort auch mit sportlicher Leistung zu füllen, diesen Weg zu gehen. Herelius ist ein starker Boxer, das hat er im letzten Jahr zum Beispiel gegen Firat Arslan gezeigt. Er schlägt viel, ist sehr aktiv. Doch seine Deckung hat auch eine Menge Lücken. Das könnte meine Chance sein."

Was sagt Steve Herelius? "Hernandez hat wirklich große technische Stärken, er ist ein ausgezeichneter Boxer. Ich erwarte einen großartigen Kampf. Derjenige, der das größere Herz und die bessere Courage hat, wird der Sieger sein. Wenn ich den Titel hole, wird es jeder in Kuba wissen - obwohl keiner in meiner Heimat diesen Fight sehen kann. Das wird der Kampf meines Lebens."

Wer ist der Favorit? Keiner. Der Fight zwischen Hernandez und Herelius ist mit Sicherheit der Kampf mit dem offensten Ausgang. Beide haben zuletzt überzeugt, beide sind schnell und beweglich. Und: Beide wollen beim Super-Six-Turnier im Cruisergewicht dabei sein. Fällt hier schon eine Vorentscheidung?

Dominik Britsch (GER - 20-0-0) - Joe Rea (IRL - 7-1-1)

Worum geht's? Dominik Britsch gilt als Hoffnungsträger und Riesentalent. Der erst 23-Jährige ist nach 20 Profikämpfen noch immer ungeschlagen und bringt seinen Coach Ulli Wegner regelmäßig ins Schwärmen.

Dominik BritschGettyAllerdings zog sich Britsch bei seinem letzten Kampf im August gegen Lorenzo Cosseddu einen Bänderriss im linken Mittelfinger zu, der mit einer Gipsschiene für acht Wochen ruhiggestellt werden musste.

Die Frage ist also: Wie hat Britsch diesen kleinen Rückschlag verkraftet? Sein Gegner Rea muss fast auf Probleme bei Britsch hoffen, verfügt er doch über deutlich weniger Kampferfahrung - und reist mit nur sieben Siegen aus zehn Kämpfen an.

Was sagt Dominik Britsch? "Für mich geht es darum, die guten Trainingsleistungen im Wettkampf zu bestätigen. Wenn mir das gelingt, darf so ein Gegner auf dem Weg nach oben für mich kein Stolperstein sein. Ich selbst wünsche mir für 2011, dass ich mich weiter verbessere, alle Kämpfe gewinne und mir nach der Junioren-WM einen weiteren Titel hole. Die Erwartungen werden immer größer. Doch ich bleibe einfach konzentriert und versuche, meine Erfolgsserie weiter auszubauen."

Wer ist der Favorit? Britsch. Er ist zwei Jahre nach Rea Profi geworden, hat aber deutlich mehr Kämpfe auf seinem Konto. Von Wegner wird der Deutsche langsam aufgebaut und gründlich auf die Kämpfe vorbereitet - und kam bei keinem seiner bisherigen Fights in die Bredouille. Etwas anderes als ein klarer Sieg würde überraschen.

Francesco Pianeta (ITA - 21-0-1) - Samir Kurtagic (SRB - 9-1-0)

Worum geht's? Für Francesco Pianeta geht es um keinen Titel. Er ist auf dem Weg zurück zu der Form, die er vor seiner Krebserkrankung im vergangenen Jahr hatte. Nach einem Jahr Kampf-Pause stieg er im Dezember gegen Mike Middleton in den Ring - und nietete ihn bereits in der ersten Runde um. Dennoch: Ein Indiz für seine Form ist das noch lange nicht. Der gebürtige Italiener will sich langsam wieder in die Weltspitze vortasten. Der Serbe Samir Kurtagic kommt da gerade recht: Der 34-Jährige wechselte erst 2007 ins Profilager.

Was sagt Francesco Pianeta? "Der Trainer war mit meinen Leistungen in der Vorbereitung sehr zufrieden. Er sagte mir, er sei erstaunt, dass ich überhaupt schon wieder so weit bin. Das stimmt mich sehr optimistisch. Kurtagic hat eine gute Bilanz. Doch wer weiter nach oben will, muss einen solchen Gegner schlagen."

Wer ist der Favorit? Pianeta. Zwar steckt ihm die einjährige Pause noch in den Knochen, auch ist er bei weitem noch nicht wieder in der Form von 2009, doch Kurtagic sollte für den ambitionierten 26-Jährigen machbar sein. Der Serbe stieg 2010 zwar sechsmal in den Ring, kämpfte bislang aber nur gegen Nobodies.

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