Brähmer ist kein Knastboxer mehr

SID
Jürgen Brähmer (r.) wurde im Prozess wegen Körperverletzung und Beleidigung freigesprochen
© Getty

Das Verfahren gegen Profiboxer Jürgen Brähmer wegen des Vorwurfs der Körperverletzung und Beleidigung wurde vor dem Landgericht Schwerin eingestellt. Der 32-Jährige ist damit frei und kann sich nun auf seine Titelverteidigung am 21. Mai in London vorbereiten.

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Jürgen Brähmer ist kein Knastboxer mehr, der 32-Jährige bleibt frei. Zumindest solange er sich nicht Neues zuschulden kommen lässt.

Dass er sich nur noch im Ring schlägt, hat ihm jetzt das Landgericht Schwerin bestätigt. Das Strafverfahren wegen Körperverletzung und Beleidigung gegen den Halbschwergewichts-Weltmeister des Verbandes WBO ist eingestellt.

"Ich habe immer gesagt, dass ich unschuldig bin", sagte Brähmer, "das erste Verfahren war doch ein Witz." Der 32-Jährige war in der ersten Instanz vom Amtsgericht im Januar 2010 zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten verurteilt worden. Gegen dieses Urteil hatten sowohl der Boxer als auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt.

Kein unbeschriebenes Blatt

Auch Promoter Klaus-Peter Kohl war erleichtert. "Ich habe immer an Jürgens Unschuld geglaubt. Jürgen war in anderen Fällen immer ehrlich zu mir und hat dann auch stets zugegeben 'Ich habe Scheiße gebaut'", sagte der 66-Jährige.

Laut Anklage soll Brähmer in einer Kneipe in seiner Heimatstadt Schwerin im Mai 2008 im Zuge einer Auseinandersetzung einen Gastwirt geschlagen haben. Außerdem habe er im September 2008 in einer Disko eine Frau geschlagen und beleidigt. "Die Beweisaufnahme hat für diese Vorwürfe keine Anhaltspunkte ergeben", teilte Brähmers Anwalt Johannes Eisenberg mit.

Die erste Instanz sah das jedoch anders und sprach Brähmer nach elf Verhandlungstagen schuldig. An dem Urteil und der Beweisaufnahme gab es schon damals massive Kritik und Zweifel. Kohl sieht auch einen ganz pragmatischen "Unschuldbeweis": "Ich hätte Jürgen als Boxer entlassen müssen, wenn nicht mehr passiert, wenn er zuschlägt."

"Man ist abhängig von der Justiz"

Der WBO-Weltmeister im Halbschwergewicht konnte durch seine komfortable finanzielle Situation mit großem Aufwand gegen das erstinstanzliche Urteil kämpfen.

"Jemand, der weniger verdient als ich, kann sich das alles gar nicht leisten", sagte Brähmer schon im Dezember: "Wenn man sich vorstellt, wie abhängig man von der Justiz ist. Irgendeiner behauptet einfach irgendwas. Der Kachelmann ist doch jetzt erledigt, beruflich. Auch wenn sie ihn freisprechen."

Insbesondere der angebliche Angriff auf die Frau warf zahlreiche Fragezeichen auf. In einer ersten Untersuchung nach dem Zwischenfall wurden von einem Arzt keinerlei Anzeichen körperlicher Gewalt festgestellt. Erst drei Tage später diagnostizierte ein mit der Frau bekannter Arzt Hämatome und einen Nasenbeinbruch. In der Berufungsverhandlung haben zahlreiche Augenzeugen ausgeschlossen, dass Brähmer die Frau geschlagen habe.

Seit 2005 auf Bewährung

Für Brähmer war der Fall deshalb besonders brisant, weil er zur Zeit der angeblichen Tat wegen eines anderen Vergehens nur auf Bewährung frei war. Brähmer war bereits 1998 zu einer mehrjährigen Jugendstrafe wegen gemeinschaftlichen Raubes und Körperverletzung verurteilt worden. Nach einer weiteren Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung ist Brähmer seit 2005 auf Bewährung wieder auf freiem Fuß.

Wäre er nun tatsächlich erneut verurteilt worden, hätte er zusätzliche neun Monate Reststrafe aus der vorherigen Verurteilung absitzen müssen. "Herr Brähmer hat der Einstellung des Verfahrens zugestimmt, um den seit fast drei Jahren laufenden Prozess endlich zum Abschluss zu bringen", erklärte Anwalt Eisenberg.

Nach dem Kampf vor Justizias Schranken kann sich der Mecklenburger nun wieder unbeschwert auf den Kampf im Ring vorbereiten. Am 21. Mai verteidigt er in London seinen Gürtel gegen den Waliser Nathan Cleverly. "Die Einstellung des Verfahrens ist gut für seinen Hinterkopf", so Kohl, "das motiviert ihn jetzt besonders."

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