Alles oder nichts: Die Ausgangslage vor dem Kampf war klar. Arthur Abraham wollte ein triumphales Comeback feiern, aber im Endeffekt wurde es das nächste Kapitel seines Absturzes.
Dabei begann der Kampf für Abraham vor 8000 Zuschauern im Home Depot Center eigentlich gar nicht schlecht. Vor allem in den ersten beiden Runden gelang es dem 31-Jährigen, mit seiner linken Führhand Akzente zu setzen, Ward schien unsicher und war noch zögerlich. Ab der dritten, vierten Runde übernahm der US-Amerikaner dann aber immer mehr die Kontrolle über den Kampf und bestimmte ihn mit seinen schnellen Händen spätestens ab Runde sechs größtenteils nach Belieben.
Ward wurde zwar auch erneut seinem Ruf gerecht und boxte immer wieder unsauber, ohne dass Ringrichter Luis Pabon aus Puerto Rico eingeschritten wäre, aber das kann nicht darüber hinweg täuschen, dass der Olympiasieger von 2004 der eindeutig bessere Mann im Ring war. Ward diktierte den Kampf und zwang Abraham seinen Stil auf.
Zwischenzeitlich erinnerte der Kampf an Abrahams katastrophalen Fight gegen Carl Froch. Während Ward schlug, stand Abraham nur in der Doppeldeckung da und verschenkte Runde um Runde. Abraham fehlten die technischen Mittel - er wurde immer frustrierter. Es war schon früh klar, dass ihm nur noch ein K.o. helfen würde, aber bis auf eine guten linken Haken zum Kopf in der zwölften Runde war von einem Aufbäumen nicht viel zu sehen.
Eindeutiges Urteil
Coach Ulli Wegner flehte seinen Schützling geradezu an, doch aktiver zu sein ("Lass doch die Hände fliegen"), aber Abraham konnte es nicht umsetzen. Das Urteil der Punktrichter war am Ende dementsprechend eindeutig, auch wenn es etwas zu hoch ausfiel. 120:108, 118:110, 118:111 zugunsten von Ward. Eine ganz klare Sache.
"Er hat alles gemacht, was er nicht tun sollte. Ich bin enttäuscht. Ich muss jetzt erst einmal mit mir selbst klar kommen", war Wegner direkt nach dem Kampf bedient.
"Ich wusste, dass ich in den USA nur nach K.o. gewinnen kann, da bin ich etwas verkrampft. Es hat irgendwie alles nicht gut geklappt. Er war aktiver, deswegen hat er gewonnen. Es war aber knapper", erklärte Abraham, der Fragen nach seinem Karriereende noch nicht beantworten konnte. Auszuschließen ist es nach der dritten Niederlage innerhalb von nur 14 Monaten auf keinen Fall.
Ward, der seit 1996 ungeschlagen ist, trifft im Finale des Super-Six-Turnieres auf den Sieger des zweiten Halbfinals zwischen Carl Froch und Glen Johnson Anfang Juni in Atlantic City.
"Arthur war sehr entschlossen. Er wollte gewinnen. Ich wusste erst nach der zwölften Runde, dass ich es geschafft habe. Wenn du gegen Abraham boxt, musst du immer auf der Hut sein", fasste Ward den Kampf zusammen.