Er war Bronzemedaillengewinner bei Olympia, Mehrfach-Weltmeister im Cruiser- und auch im Schwergewicht. Durch seine spektakulären Kämpfe hat er sich einen festen Platz in den Box-Geschichtsbüchern und vielmehr noch in den Herzen der Boxfans rund um den Globus gesichert. Kurzum: Er ist eine lebende Legende.
Die Rede ist von Evander Holyfield. An diesem Wochenende nun kämpft der Schwergewichtler zum ersten Mal seit seiner knappen Niederlage gegen Nikolai Walujew Ende 2008 wieder in Europa. Im Koncerthuset von Kopenhagen wird sein Gegner dabei der 46-jährige Däne Brian Nielsen sein.
Kopenhagen statt Las Vegas
Holyfields Ausflug nach Skandinavien dürfte jedoch nicht ganz freiwillig sein. Bereits im März 2010 hatte ihm die Nevada State Athetic Commission lediglich noch eine Lizenz für den Kampf gegen Francois Botha erteilt. Schon zuvor wurden Forderungen laut, den mittlerweile 48-jährigen Ex-Champ nicht mehr boxen zu lassen. Statt Las Vegas oder New York hieß es danach White Sulphur Springs, oder jetzt eben Kopenhagen.
Neben dem Problem, eine Kampferlaubnis zu erhalten, hat Holyfields Europa-Gastspiel jedoch einen weiteren gewichtigen Grund: Geld. Holyfield kämpft abseits des Seilgevierts seit Jahren mit schweren finanziellen Problemen. Unterhaltszahlungen für seine Ex-Frauen, die zahlreichen Kinder und nicht bezahlte Hypotheken haben dem Superstar schwer zugesetzt. Und so macht er eben weiter das, was er am besten kann: Boxen.
Lukrativer Name für jeden Promoter
Doch auch für die Promoter ist die Verpflichtung von The Real Deal nach wie vor eine lukrative Möglichkeit Geld in ihre Kassen zu spülen. Der Name Holyfield zieht beim Publikum heute ebenso wie vor zwanzig Jahren.
Knapp 7,24 Millionen Zuschauer lockte der Kampf gegen Walujew vor gut zwei Jahren vor die Bildschirme. Eine der besten Zahlen für einen Boxkampf. Gleich nach den Quotenkönigen Witali und Wladimir Klitschko, deren zehn Millionen und mehr momentan unerreicht sind.
Nielsen: erster Kampf seit neun Jahren
Am Samstag geht es nun also gegen Brian Nielsen. Der heute 46-jährige Däne, ebenso wie Holyfield Bronzemedaillengewinner bei Olympia, hatte sein sportliches Highlight bei den Profis im Jahr 2001. Damals stand er mit Holyfields Langzeitrivalen Mike Tyson im Ring und wurde übel verprügelt.
Das boxerische Können des in Dänemark überaus populären Sportlers dürfte sich seitdem nicht verbessert haben. Vielmehr ist davon auszugehen, dass der früher schon häufig übergewichtige Nielsen in den fast neun Jahren, in denen er nicht mehr im Ring stand, jede Menge Ringrost angesetzt hat. Aktuelle Fotos jedenfalls lassen nichts Gutes vermuten.
Sieg für Holyfield Pflicht
Im Gegensatz dazu wird Evander Holyfield wie immer topfit den Ring besteigen. Was dieser in seiner Glanzzeit mit Nielsen wohl gemacht hätte - man kann es nur vermuten. So bleibt auch für Samstag nur abzuwarten, wie sich beide Kombattanten präsentieren werden, alles andere als ein Sieg des Ex-Weltmeisters wäre jedoch eine Überraschung.
Holyfield träumt seinerseits immer noch von einem WM-Kampf gegen einen der Titelträger der anerkannten Verbände: "Wenn ich gewinne, begebe ich mich auf das nächste Level. Ich hoffe auf einen Titelkampf gegen die Jungs mit den Gürteln", sagte er im Vorfeld.
Ex-Amateurstar Pulew auf der Undercard
Im Rahmen des Kampfabends findet außerdem der Fight von Ex-Amateur-Europameister Kubrat Pulew gegen den US-Amerikaner Derric Rossy statt, der ebenfalls Spannung verspricht.
Der ungeschlagene Bulgare Pulew, die Nummer 15 der unabhängigen Weltrangliste, trifft mit Rossy auf einen erfahrenen Gegner, der erst kürzlich mit dem vorletzten Klitschko-Gegner Eddie Chambers im Ring stand und auch schon gegen Alexander Dimitrenko gekämpft hat.
Gewinnt Pulew den Fight, wird er in den Ranglisten weiter nach oben klettern und könnte schon bald um Europa- oder gar Weltmeisterschaftsehren kämpfen.