Eduard Gutknecht war unzufrieden. Nicht mit dem Ergebnis, wohl aber mit seiner Leistung. Über zwölf Runden besiegte der Halb-Schwergewichtler seinen routinierten italienischen Gegner Lorenzo Di Giacomo klar nach Punkten und verteidigte seinen Europameistertitel dadurch zum ersten Mal. So richtig Freude wollte beim Gifhorner aber nach dem Kampf nicht aufkommen.
"Ich hatte den Kampf unter Kontrolle, habe aber einfach zu viele Fehler gemacht", erklärte Gutknecht und fügte an: "Ich muss einfach konsequenter sein und die Disziplin halten. Ich habe viele unnötige Schwinger durchgelassen und wollte den Kampf unbedingt vorzeitig gewinnen."
Wegner: "Eduard muss noch viel lernen"
Sein Coach Ulli Wegner sah es ähnlich. "Eduard ist clever, aber er muss noch viel lernen. Er hat Illusionen im Kopf, will Weltmeister werden, dazu muss er die Anforderungen, die ich an ihn stelle erfüllen - und die sind hoch", sagte die Trainer-Legende, zeigte sich aber am Ende aber doch versöhnlich: "Er hat tolle Szenen gehabt, aber gegen so einen Gegner könnte er mit seinem Talent noch mehr glänzen. Wir werden es aber gemeinsam schaffen."
Gutknecht, die aktuelle Nummer sieben der unabhängigen Weltrangliste, ist durch seinen Sieg in die Top 15 aller vier Weltverbände gerückt. Sein Promoter Wilfried Sauerland sieht großes Potenzial beim gebürtigen Kasachen, wenngleich er "verlorene Jahre" hinter sich habe. "Ulli wird ihn auf den richtigen Weg zurückbringen. Eddy ist einer der fleißigsten Boxer, muss sich aber voll auf seine Aufgaben konzentrieren."
Schwere Pflichtverteidigung gegen Uzelkov
Die nächste Aufgabe, die für Eduard Gutknecht ansteht, ist die Pflichtverteidigung seines Titels gegen den Ukrainer Wjatscheslaw Uzelkow.
Der 32-Jährige hat erst eine Niederlage auf dem Konto - vor einem Jahr unterlag er in einem Weltmeisterschaftskampf gegen WBA-Weltmeister Beibut Shumenow. Das werde laut Sauerland ein harter Brocken und eine richtige Herausforderung für den 29-jährigen Gutknecht.
Britsch holt ersten Titel bei den Senioren
Auch Mittelgewichtler Dominik Britsch, der vor Gutknecht im Ring gestanden hatte, äußerte sich zunächst sehr kritisch zu seiner Vorstellung. "Ich bin glücklich und mit dem Ergebnis natürlich zufrieden, aber mit meiner Kampfplanung nicht."
Britsch weiter: "Das war ein hartes Stück Arbeit. Ich war auf zwölf Runden eingestellt und habe es zu Beginn erst einmal langsam angehen lassen. Doch mit zunehmendem Kampfverlauf wusste ich, wie ich ihn knacken kann."
In der neunten Runde knackte Britsch seinen erfahrenen Gegner Ryan Davis schließlich mit einer harten Schlagserie, von der sich der US-Amerikaner nicht mehr erholte. Danach war der Jubel bei Britsch und seinen Fans groß. "Ich freue mich riesig, jetzt den ersten großen Titel meiner Karriere geholt zu haben", sagte der Neckarsulmer im Anschluss.
In zwei Jahren Weltmeister?
Auch für Trainer Wegner stand fest: Britsch hat seine Sache gut gemacht und sich für höhere Aufgaben empfohlen.
Promoter Sauerland lobte den 23-Jährigen ebenfalls über den grünen Klee: "Ich bin mir sicher, dass Dominik innerhalb der nächsten zwei Jahre Weltmeister werden kann", orakelte der erfahrene Box-Promoter über seinen ungeschlagenen Schützling.
Der IBF-Intercontinental-Titel - Britschs erster Titel bei den Senioren - sei nur ein Anfang. Diesen Titel müsse er nun gegen gute Gegner verteidigen, um sich langsam in den Ranglisten hochzuarbeiten.
Tausche Esel gegen Sandsack: Eduard Gutknecht und Dominik Britsch im Porträt