Ey Don, wo is’ mein Truthahn?

Von Bastian Strobl
Die Truthahn-Diebe sollten sich in Acht nehmen. Don King versteht schließlich keinen Spaß
© Getty

Welcome back, Boxer-Shorts! Nach einer kleinen Winterpause kehren die Shorts wieder in den Ring zurück. Mit im Gepäck: Ein Truthahn-Diebstahl rund um Don King, die Never-Ending-Story zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao und eine leicht umgewandelte alte Bauernweisheit.

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Truthähne für den Don

Goldketten, Steckdosen-Frisur, Zigarre? Keine Frage, die Rede ist natürlich von Don King. Den mittlerweile 80-Jährigen kennt man normalerweise, wie er wild mit Fahnen um sich wedelt und jedes Mikro an sich reißt. Doch es gibt offenbar auch einen anderen Don King.

Sein zweites Ich sozusagen, das vor Weihnachten 30.000 Truthähne an Hilfsbedürftige rund um Miami verteilte. Oder besser gesagt: verteilen wollte. Denn die Truthähne kamen nie an, einen paar ganz lustigen Scherzkeksen sei Dank. Laut "NBC Miami" wurde der Lastwagen nämlich auf dem Weg zu den Leuten geklaut.

Erst einige Stunden später wurde der Truck von der Polizei gefunden. Obwohl die meisten Truthähne noch da waren, musste die Aktion trotzdem abgesagt werden. Der Grund: Die Offiziellen waren sich nicht sicher, ob das Fleisch noch gefroren war, und befürchteten deswegen Salmonellen-Erkrankungen.

Selbst die Polizisten waren von so viel Dreistigkeit geschockt. "So was Verrücktes habe ich noch nicht erlebt. Offenbar sind die Zeiten so schlecht, dass sogar Truthähne gestohlen werden", so Robert Weneck vom Miami Police Department: "Wir wollten nichts ausliefern, das uns gestohlen wurde. Don wollte schließlich niemanden krank machen."

Mayweather vs. Pacquiao, die 2435960ste

Boxens liebste Soap Opera geht in die nächste Runde. Nachdem Floyd Mayweather Manny Pacquiao direkt über "Twitter" angesprochen und herausgefordert hatte, ließ die Antwort aus dem Pac-Man-Camp nicht lange auf sich warten.

Pacquiaos Manager Michael Koncz erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur "AP", dass die geplante Arena für 45.000 Zuschauer in Las Vegas nicht bis Anfang Mai fertig werde. Den Fight in einer kleineren Halle stattfinden zu lassen, wäre "von einem wirtschaftliche Standpunkt einfach schwachsinnig".

Es geht also mal wieder ums liebe Geld. Das MGM Grand mit seinen 17.000 Zuschauer würde nur 20 Millionen Dollar bringen. Angeblich 30 Millionen Dollar weniger als die größere Arena.

"Warum sollte ich Manny sagen, dass er am 5. Mai kämpfen soll, und damit 30 Millionen aus dem Fenster werfen?", so Koncz. Es scheint also fast so, als würde der Mega-Fight mal wieder verschoben werden müssen, obwohl die Haftstrafe des Pretty Boy auf den Sommer verschoben wurde. Derzeit ist nur eines sicher: The saga continues...

Der etwas andere Knockout

Khoren Gevor hat's nicht gerade leicht. In seiner Karriere hatte er immer mal wieder mit - sagen mir mal - umstrittenen Urteilen zu kämpfen. Seine Niederlagen gegen Felix Sturm und Robert Stieglitz sind dafür die perfekten Beispiele.

Jetzt sind diskussionswürdige Punktentscheidungen im Boxsport ja nicht gerade selten. Dass der benachteiligte Fighter aber dermaßen rot sieht wie Gevor nach seinem Kampf gegen Baker Barakat, kennt man dann doch eher vom Kirmesboxen. Der Deutsch-Armenier verpasste dem Ringrichter kurz nach dem Urteil eine satte rechte Gerade.

Zugegebenermaßen: Gevor wurde nach Strich und Faden verarscht und hätte den Ring eigentlich als Sieger verlassen müssen. Der 31-Jährige hatte aber offenbar die Rechung ohne die Offiziellen gemacht.

"Ich habe gesehen, dass der Richter 4 zu 2 für mich gewertet hat, dann habe ich gedacht, das kann man noch vertreten. Mein Sohn stand ebenfalls im Ring. Auch er stand beim Ringrichter und sah den Punktzettel deutlich, als der Ringrichter ihn in der Hand hielt. Dann sah er, wie der Ringrichter den Zettel um sich schauend versteckte. Ich habe noch mitbekommen, dass der Ringsprecher zum Ringrichter meinte:'...nein, gib der roten Ecke...'. Ich fragte mich: Wo bleibt die Fairness? Und was man mir vor dem Kampf versichert hat? Dann guckt der Ringrichter mich an, zuckt mit der Schulter zum Zeichen: 'Ich bin machtlos'", so Gevor im Interview mit "Figosport".

Das Mittelgewicht ist übrigens kein unbeschriebenes Blatt. Bereits nach seiner Pleite gegen Stieglitz ging Gevor auf den Ringrichter los. Wie wär's denn mal mit einem Antiaggressionstraining?

Rocky als Partycrasher

Es war alles vorbereitet: 1000 Feierwütige, reichlich Getränke, Buffet inklusive. Im Reinickendorfer S1 Event Center sollte es an Silvester richtig krachen. Doch damit war das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Kein Geringerer als Graciano Rocchigiani war als "Stargast" angekündigt. Zwischen 110 und 149 Euro mussten die Besucher berappen, um mit Rocky ins neue Jahr rutschen zu dürfen.

Der ehemalige Boxer hatte aber offenbar andere Pläne. Ein paar Tage vor dem Jahreswechsel ließ der 48-Jährige die Party in bester Rocky-Manier einfach platzen. Sein Kommentar dazu auf seiner Homepage: "Wegen großen Unstimmigkeiten mit dem Veranstalter fällt die Silvesterparty leider aus. Ick lass' mich doch nicht verarschen!!!!!"

Zumindest rechtliche Konsequenzen muss Rocchigiani nicht befürchten. Der Deal mit Veranstalter Ali Abbas wurde laut "Berliner Kurier" wohl nur per Handschlag geregelt.

Frauenboxen lässt grüßen

Die Niederlage von Amir Khan gegen Lamont Peterson Anfang Dezember war mehr als überraschend. Immerhin gilt der Brite als die große Hoffnung im britischen Boxsport. Am Ende machten die Punktabzüge in den Runden sieben und zwölf den Unterschied. Ob die allerdings auch gerechtfertigt waren, steht auf einem anderen Blatt.

Das hielt Floyd Mayweather Senior aber nicht davon ab, King Khan links und rechts noch eine mitzugeben. Der Vater vom Pretty Boy hat Peterson eindeutig vorne gesehen, wohingegen er Khans wilden Boxstil sowie seine Disziplinlosigkeit hart kritisierte: "Der bessere Mann hat gewonnen. Basta. Wenn ich Amirs Trainer wäre, würde ich ihn sicherlich anders einstellen. Er war viel zu ungestüm. Von Taktik war da nicht viel zu sehen. Ich habe Frauen gesehen, die besser zuschlagen."

Tag der offenen Tür

Noch lebt Universum. Ob's die letzten Zuckungen vor dem endgültigen Kollaps sind, oder doch noch ein kleines (Box-)Wunder passiert, wird die Zukunft zeigen. Zumindest kamen vor einigen Wochen stolze 400 Fans zum Tag der offenen Tür nach Lohbrügge, dem neuen Standort des Gyms.

Während sich Boss Waldemar Kluch mit Durchhalteparolen über Wasser hielt, machen die Boxer langsam Druck. Immerhin ist immer noch kein finanziell potenter TV-Partner für 2012 gefunden.

Während Zbik, Menzer und Co. aber zumindest noch aufgetreten sind, schwänzte Alexander Dimitrenko einfach mal die Feier. Der offizielle Grund: Das Schwergewicht war beim 60. Geburtstag seines Vaters. Das Problem an der Sache ist nur, dass der laut "Bild"-Zeitung schon lange verstorben ist.

Dazu passt, dass Dimitrenko gleichzeitig bei der Jahrestagung der WBC in Las Vegas gesehen wurde. Angeblich präsentierte sich der Europameister mit seinen Begleitern als Team Dimitrenko. Wenn das mal keine Folgen hat...

Alte Bauernweisheit

Wenn das so weiter geht, überlebt das britische Boxen den nächsten Winter nicht. Wie man auf diese leicht veränderte Bauernweisheit kommen kann? Der komplette Dezember war ein echter Reinfall für die Fighter von der Insel. Den Anfang machte John Murray, der gegen Brandon Rios nach allen Regeln der Kunst vorgeführt wurde, bevor der Ringrichter der Demontage in der elften Runde ein Ende machte.

Danach verlor Amir Khan seinen Gürtel - wenn auch unter diskussionswürdigen Umständen - gegen Lamont Peterson. Auch Dereck Chisora war bei seiner Niederlage gegen Robert Helenius nicht gerade mit unparteiischen Punktrichtern gesegnet.

Aller guten Dinge sind drei? Von wegen! Denn da gab es ja auch noch den Sportskameraden Carl Froch, der im Finale des Super-Six-Turniers gegen Andre Ward eindeutig den Kürzeren zog. Das Jahr 2012 kann für das Vereinigte Königreich also eigentlich nur besser werden.

Die anstehenden Box-Highlights

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