Sauerland Event hat ein ausgesprochen durchschnittliches Jahr hinter sich. "Wir hatten ein schwarzes Jahr", so sagt es Kalle Sauerland selbst.
Das größte deutsche Box-Unternehmen konnte sich verlässlich nur über die Erfolge von Marco Huck im Cruisergewicht freuen, musste sich aber über viele Flops ärgern. Sauerland: "Es fehlt einer, der konsequent über längere Zeit ein Star ist."
Walujew jagt jetzt den Yeti
Das bisherige Aushängeschild Abraham zeigte sich beim Super-Six-Turnier im Supermittelgewicht physisch und psychisch überfordert und versagte. Sebastian Sylvester verlor seinen WM-Titel, Quoten-Riese Nikolai Walujew hat sich still und leise aus dem Boxring zur Yeti-Jagd in die sibirischen Wäldern verabschiedet. Mikkel Kessler war lange verletzt. David Haye, an dem Sauerland deutsche Rechte hielt, ging gegen Wladimir Klitschko unter und hat seine Karriere beendet.
Trotz der großen Enttäuschungen 2011 noch einmal auf die Karte Abraham zu setzen, der mit seiner K.o.-Power einst begeistern konnte, macht durchaus Sinn. Hoffen kann man ja: "Arthur geht es nicht mehr ums Geld. Es geht um seinen Stolz und seine Ehre", sagt der 34-jährige Sauerland, "er ist ganz unten und will schnell wieder dahin, wo er schon einmal war."
Der Sohn von Promoter Wilfried Sauerland und Teilhaber an der Firma Sauerland Event weiß, dass er 2012 wieder Außergewöhnliches bieten muss. Auch um TV-Partner ARD zu gefallen, der bis 2014 jedes Jahr zehn bis zwölf Kämpfe live überträgt und dafür jährlich rund 12 Millionen Euro bezahlt. Der in diesem Jahr geschlossene Vertrag war in den ARD-Gremien sehr umstritten. "Wir haben eine Verantwortung, wirklich das beste Boxen zu liefern", meint der Juniorchef, "auch weil wir das Glück haben, dass wir bei einem großen Fernsehsender sind."
"Man fühlt natürlich Druck"
Auch deshalb - oder vor allem - lässt Sauerland am 25. Februar in Stuttgart seinen Cruisergewichtschampion in einem Stall-Duell gegen Schwergewichtsweltmeister Alexander Powetkin antreten. Der Berliner Huck als Champ in der Königsklasse brächte ein Aufmerksamkeits-Plus, das nicht zu verachten wäre.
Auch wenn der WBA-Titel aufgrund der verwirrenden Geldschneiderei des Verbandes nur von "Superchampion" Wladimir Klitschko "geliehen" ist.
Sauerland geht allerdings das Risiko ein, dass Huck bei seinem Ausflug in die höhere Gewichtsklasse den Nimbus der Unbesiegbarkeit verliert. Und er zittert dem Samstag entgegen: "Je näher der Kampf von Arthur rückt, desto nervöser werde ich. Man fühlt natürlich Druck." Es geht zwar nicht um Alles oder Nichts für das Box-Unternehmen - aber doch um sehr Vieles.