Angelo Dundee machte aus Cassius Clay und später Muhammad Ali den Größten. "Ich habe den Reflexen einfach die Richtung gegeben", sagte Dundee 2005 in einem Interview mit der Nachrichtenagentur "Associated Press". Und er tolerierte Alis Eskapaden, Lebensführung und Gedanken. Ob es die berüchtigten Prophezeiungen, in denen der Ausnahmeboxer das Kampfende ankündigte, oder seine Wehrdienstverweigerung wegen des Vietnamkrieges waren.
Dundee wartete, bis Alis Sperre abgelaufen 1970 war. "Er ließ mich exakt der sein, der ich sein wollte. Und er war loyal, deswegen liebe ich Angelo", schrieb Ali in dem Vorwort zu Dundees Autobiographie "My view from the corner: A Life in Boxing".
Erste Begegnung mit Ali 1959
Es war sicherlich ein Erfolgsgeheimnis von Angelo Dundee neben seinem profunden Wissen. Geboren am 30. August 1921 als Angelo Morena in Philadelphia kam er auch durch seinen älteren Bruder Chris, der als Promoter arbeitete, zum Boxen. Damit die Eltern nicht erfuhren, wo er tätig ist, änderte er seinen Nachnamen in Dundee.
Er begann ganz unten, arbeitete für die Trainergrößen Chickie Ferrara, Charlie Goldman oder Ray Arcel als Cutman und Ringassistent, der die Spuckeimer während des Kampfes hielt.
Als sich Angelo Dundee langsam als Trainer etablierte, begegnete er Cassius Clay erstmals 1959 in Louisville. Dundee trainierte dort mit Halbschwergewichtler Willie Pastrano. Clay, damals ein Golden-Glove-Champion, bat um ein kurzes Gespräch mit Dundee über Boxen, das dreieinhalb Stunden dauern sollte.
Ein Jahr später wurde Clay in Rom Olympiasieger. Nun bat Dundee um ein Gespräch, um ihn zu einem Training nach Miami einzuladen, und wurde zunächst abgewiesen. Nachdem Clay sein Profidebüt gegen Tunney Hunsacker gewonnen hatte, kamen die beiden schließlich zusammen.
Legendäre Kämpfe in den 70er Jahren
Unter Dundee schrieb Ali Boxgeschichte. Weltmeister und zwei Siege gegen Sonny Liston, die legendären Kämpfe in den goldenen 70er Jahren, dem "Kampf des Jahrhunderts" gegen Joe Frazier, dem "Rumble in the Jungle" 1974 in Kinshasa gegen George Foreman und dem "Thrilla in Manilla" 1975 gegen Frazier. Dundee führte Ali 1978 mit der erfolgreichen Revanche gegen Leon Spinks als ersten Boxer zum dritten Mal auf den Schwergewichtsthron und sah Alis bitteres Ende im Ring mit den Kämpfen gegen Larry Holmes und Trevor Berbick.
Schon Jahre zuvor hatte sich der Trainer aber auch anderen Kämpfern zugewandt. Besonders angetan hatte es ihm Sugar Ray Leonard, den er einen "kleinen Ali" nannte. Leonard schrieb unter Dundee in Kämpfen gegen Thomas "Hitman" Hearns 1981 und gegen Marvelous Marvin Hagler Geschichte. Den schon 45 Jahre alten und wohlgenährten Big George Foreman machte er 1994 zum ältesten Schwergewichts-Weltmeister. Auch "Golden Boy" Oscar de la Hoya holte sich noch 2008 den Rat des Meistercoaches.
Angelo Dundee lebte Jahrzehnte in Miami und Umgebung. Nach dem Tod seiner Ehefrau Helen, mit der er mehr als 50 Jahre verheiratet war, zog er in die Nähe seiner Kinder bei Tampa. "Meine Frau war bei ihm. Sie rief uns alle, weil er nur schwer atmen konnte. Alle waren da. Er wollte nicht leise gehen", sagte Jimmy Dundee.