Prediger, Kämpfer, Patriot

SID
George Foreman verlor den Rumble in the Jungle gegen Muhammad Ali
© getty

"Big" George Foreman gehört zu den besten Schwergewichts-Boxern der Geschichte. Doch ausgerechnet sein größter Kampf ging verloren. Am Freitag wird Foreman 65 Jahre alt.

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George Foreman stand mit Muhammad Ali im Ring und glaubte hinterher an Gott, als älterer Mann prügelte er sich noch mit Axel Schulz und brachte seinen legendären Grill auf den Markt, er boxte sich aus dem Elend an die Spitze und ist trotz seiner elf Kinder Multimillionär: Am Freitag wird Foreman 65 Jahre alt. An Rente denkt der Mann, den alle nur "Big" George nennen, aber noch lange nicht.

"Ich verschwende keinen Gedanken an den Ruhestand, weil ich für den Herrn arbeite, den Allmächtigen", sagt der Prediger Foreman: "Die Bezahlung ist nicht sehr hoch, aber die Belohnung nicht von dieser Welt."

Größte Niederlage beim "Rumble in the Jungle"

In der Nacht seiner größten Niederlage sah Foreman zunächst nicht wie ein Verlierer aus. In dieser dunstigen Schwüle von Kinshasa stand ein Bulle von einem Mann, mit mächtigen Schultern, Armen wie Beine. Doch Ali fürchtete sich nicht, schlug seinen Rivalen überraschend K.o. Foreman fiel entkräftet in der achten Runde zu Boden, die Welt war erschüttert. Danach war Foreman ein anderer Mann.

"Ich wollte ihn totschlagen, ihn umbringen. Doch er blieb stehen. Als er mir in der achten Runde dann auch noch ins Ohr wisperte, 'Ist das alles, was du draufhast', war ich fertig", sagte Foreman unlängst der Tageszeitung Die Welt über den "Rumble in the Jungle" von 1974: "Es war furchtbar, grausam, schrecklich. Die Niederlage gegen Ali trieb mich in schwere Depressionen. Sie raubte mir mein Selbstwertgefühl, meine Würde, meinen Stolz."

Foreman als Prediger

Erst in seinem Glauben zu Gott fand Foreman Erlösung. Psychisch demontiert beendete er 1977 zunächst seine Karriere und wurde Priester, schrieb seine eigenen Gospel-Songs. Aus dem zuvor so arroganten und selbstverliebten Kämpfer mit Bart und Afro-Mähne entwickelte sich der witzige Glatzkopf, den die Welt heute kennt. Foreman tingelte durch das Land, wurde immer beliebter und kümmerte sich um benachteiligte Kinder.

"Die beste Predigt ist ein vorbildliches Leben", sagt Foreman, der am 10. Januar 1949 im texanischen Marshall in ärmlichste Verhältnisse hineingeboren wurde: "Nicht was du sagst, zählt, sondern was du tust." Ohne das Boxen, sagte er einmal, wäre aus ihm wohl ein Schwerstkrimineller geworden.

Versöhnung mit Ali

Mittlerweile hat er Ali längst verziehen, sie sind gute Freunde geworden. "Jetzt bin ich einfach stolz, teil der Legende Ali zu sein", sagt Foreman. Er kann es sich leisten, gnädig zu sein. Im Gegensatz zu anderen ehemaligen Boxern hat er viele Millionen auf dem Konto. Foreman warb für alles, womit Geld zu verdienen war: Auspuff-Anlagen, Chips und Turnschuhe.

Allein sein Grill brachte ihm geschätzt über 100 Millionen Dollar ein. Er liebt seine elf Kinder - die fünf Söhne nannte er alle George. Heute lebt er auf einer rund 300 Hektar großen Ranch in Texas und kümmert sich um seine Tiere und seine Stiftung.

"Big" George schreibt Geschichte

Seine Fans denken nicht mehr gerne an die Zeiten zurück, als er 1987 überraschend sein Comeback startete. Zwar wurde er Ende 1994 mit einem Sieg über Michael Moorer noch einmal Weltmeister und so im Alter von 45 Jahren der älteste Schwergewichts-Champion der Geschichte - doch da lag die Königsklasse des Boxens auch schon am Boden.

Ein Jahr später lieferte sich der bekennende Patriot ein unwürdiges Duell mit Axel Schulz, das er umstritten nach Punkten gewann. Bis 1997 ließ er seine ruhmreiche Laufbahn auslaufen.

Von 81 Profikämpfen gewann Foreman 76 - 68 durch K.o. Heute flößt er niemandem mehr Angst ein und hat eine neue Rolle gefunden: "Ich möchte immer alle zum Lachen bringen. Ich bin der geborene Clown."

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