Frage: Herr Brähmer, zuletzt haben Sie Ihren WM-Titel Anfang April verteidigt. Gerade einmal zwei Monate später setzen Sie diesen erneut aufs Spiel. Ist die kurze Pause zwischen den Kämpfen kein Problem für Sie?
Jürgen Brähmer: Nein, keinesfalls. Ich sehe den kurzen Abstand zwischen meiner Titelverteidigung in Rostock und jetzt Schwerin sogar als Vorteil für mich. Nach einer kurzen Regeneration bin ich nach Ostern sofort wieder ins Training eingestiegen und konnte mich mehr darauf konzentrieren an Technik und Taktik zu feilen.
Frage: Ähnliche Worte hatte man zuletzt von Arthur Abraham vernommen, der dann nach seinem Kampf Anfang Mai über eine aufgebrochene Verletzung aus dem Training haderte...
Brähmer: Ich habe es bereits vor meinen letzten Kämpfen gesagt, wiederhole mich aber gern: Ich steige nur mit 100 Prozent in den Ring. Das hat mich meine Niederlage 2008 gegen Garay gelehrt. So und nicht anders ist es auch diesmal. Meine Leistungswerte im Training stimmen - ich bin in blendender Verfassung. Und wie sagt man so schön: wer rastet, der rostet...
Frage: Dass Sie rosten behauptet jedenfalls Ihr kommender Gegner Roberto Bolonti. Seiner Meinung nach haben Sie die weitaus härteren Kämpfe bestritten und sind nicht so frisch wie er...
Brähmer: ...dann hat er wohl meine letzten Fights nicht gesehen. Meine letzte echte Ringschlacht liegt schon so lange zurück, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann. Er soll aber mal ruhig in diesem Irrglauben bleiben. Im Ring präsentiere ich ihm dann dafür die Rechnung und die wird ganz und gar nicht billig für ihn werden.
Frage: Wie schätzen Sie denn selbst Bolonti ein - sein Kampfname "La Bestia" verspricht ja ein Duell mit Biss...
Brähmer: Er ist halt ein Boxer der argentinischen Schule - immer mit viel Einsatz bei der Sache, doch technisch nicht der Beste. Das habe ich zumindest von meinem Coach Karsten Röwer gehört. Er studiert meine Gegner detailliert und stellt mich dann auf sie ein. Ich selbst denke an und konzentriere mich auf meine Stärken. Damit bin ich noch immer gut gefahren.
Frage: Sie verteidigen Ihren WM-Titel zum ersten Mal daheim. Ist das für Sie etwas ganz Besonderes?
Brähmer: Es ist immer schön, vor der eigenen Haustür zu boxen. Als ich im August letzten Jahres hier die Europameisterschaft verteidigt habe, wollte ich vielleicht ein wenig zu viel. Ich denke, dass mir das nicht nochmal passieren wird, und glaube, mich weiterhin steigern zu können. Meine Familie sowie Freunde und Fans können sich auf einen tollen Kampf von mir freuen...
Frage: ..., der ja noch lange nicht das Ende Ihrer Karriere darstellen soll. Was haben Sie sich aus sportlicher Sicht für die kommenden Jahre noch vorgenommen?
Brähmer: Ganz klar mindestens ein bis zwei große Fights - am liebsten Titelvereinigungen. Dabei steht Bernard Hopkins weit oben auf meiner Liste. Mit 49 Jahren wird er aber wohl nicht mehr allzu viele Kämpfe bestreiten. Daher hoffe ich, dass dieser Kampf schnell realisiert werden kann. Aber ich bin auch dafür offen, die anderen Weltmeister im Halbschwergewicht zu boxen. Ich will einfach zeigen, dass ich der Beste in meiner Gewichtsklasse bin!
Frage: Doch zunächst müssen Sie die Herausforderung von Roberto Bolonti abwehren - wie geht der Kampf am 7. Juni aus?
Brähmer: Alles andere als ein Sieg hat in meinem Kopf keinen Platz. Am schönsten wäre natürlich ein vorzeitiger Erfolg, wie zum Beispiel der, den ich gegen Francisco Antonio Mora eingefahren habe. Mal schauen, ob sein Landsmann Bolonti meine Leberhaken besser verträgt.