"Irgendwas ist passiert", sagte WBO-Weltmeister Abraham angesprochen auf seinen Zahn: "Es tut sehr weh". In der zweiten Runde waren der 35 Jahre alte Berliner und sein Herausforderer mit den Köpfen zusammengerasselt, Abraham hatte sich dabei am Oberkiefer verletzt und blutete danach stark aus Mund und Nase.
Davon ließ sich der Titelverteidiger im Alles-oder-Nichts-Kampf aber nicht stören. "Es war sehr schwer. Ich hatte aber sehr gut trainiert. Ich habe gut geboxt und gewonnen", sagte der Deutsch-Armenier hinterher.
"Der Druck war groß"
Mit dem eindrucksvollen Sieg rührte Abraham seinen Trainer Ulli Wegner sogar zu Tränen. "Es denken immer alle, ich bin so ein harter Bursche. Aber ich war schon irgendwie froh, der Druck war groß", sagte der 73-Jährige. Auch Manager Wilfried Sauerland war zufrieden: "Ich habe Arthur schon boxerisch besser gesehen, aber er hat von der ersten Sekunde an den K.o. gesucht."
Teil vier des deutschen Box-Klassikers war völlig anders als drei Auflagen zuvor. Den besseren Anfang vor 6500 Zuschauern erwischte Stieglitz. Doch Abraham kämpfte sich zurück, auch nach lautstarken Anfeuerungen seines Trainers: "Hau' zu, sonst ist gleich Schluss", war immer wieder aus der blauen Ecke zu hören. Immer häufiger trafen danach auch Abrahams Kombinationen ihr Ziel, bis der Champ schließlich den Kampf mit einer gewaltigen Rechten an Stieglitz´ Schläfe nach 74 Sekunden in Runde sechs beendete.
Sein erster K.o. seit zweieinhalb Jahren, den im Schnitt 3,61 Millionen Zuschauer bei Sat. 1 verfolgten (Marktanteil 20,3 Prozent), bedeutete gleichzeitig das Ende des drei Jahre andauernden Zweikampfs mit Stieglitz. Drei von vier Kämpfen hat Abraham nun gewonnen, ein fünftes Duell lehnte der Weltmeister ab. "Das wird es nicht geben", stellte er klar.
Stieglitz-Karriere vor dem Aus?
Stieglitz´ Karriere steht unterdessen nach der Niederlage vor dem Ende. Die Entscheidung kommt dem 34 Jahre alten Magdeburger aber noch nicht über die Lippen. "Ich werde in mich reinhören und mir das in Ruhe überlegen." Sein Trainer Dirk Dzemski steht jedoch weiter hinter seinem Boxer: "Wenn in ihm weiter das Feuer brennt, bin ich da."
Interview mit Uli Wegner "Der Druck macht mich kaputt"
Abraham dagegen muss sich um seine Zukunft keine Sorgen machen - und hat in den nächsten zwei Jahren noch Großes vor. "Ich möchte mit zwei, Minimum aber einem Titel abtreten", kündigte er an. Dabei kann Abraham weiter auf Wegner setzten, der frü den Fall einer Niederlage schon seinen Rücktritt in Aussicht gestellt hatte. "Ich wollte ihn auch ein bisschen unter Druck setzten", gab die Trainer-Legende zu und verlängerte kurzerhand seinen Vertrag um zwei weitere Jahre.
Trotz aller Erfolge braucht Abraham aber erst einmal Ruhe: "Ich muss unbedingt Urlaub machen. Eine oder zwei Wochen in die Sonne. Danach heht das Leben weiter." Die Zahnschmerzen sollten dann auch wieder abgeklungen sein.
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