Von Uli Hebel
Ward? Kovalev? Eigentlich ist es für mich eine ganz einfache Sache! Der Ring-IQ ist klar auf Seiten von Ward. Seine Technik sowie die Defensive, über die er verfügt, werden der Schlüssel zum Sieg für den US-Amerikaner sein - so wie dies bereits im ersten Aufeinandertreffen der Fall war. Vor allem die Beinarbeit muss passen.
Auch der Faktor Zeit spielt Ward in die Karten. Je länger der Fight andauert und je mehr sich Kovalev in dieser Zeit verausgabt, desto besser ist dies für den Champ.
Die Marschroute des amtierenden Weltmeisters der WBA, WBO und IBF ist klar. Ward muss Kovalev zum Laufen bringen, immer wieder den Rückwärtsgang antreten und aus seinen nicht erlernbaren Fähigkeiten Profit schlagen. Ganz wichtig ist es, dass er aus der nötigen Distanz heraus immer wieder die Rechte ins Ziel bringt, die stärker ist als viele glauben. Natürlich ist der US-Amerikaner nicht der klassische Puncher - der ist in Las Vegas eher in der anderen Ecke zu finden - dennoch kann Ward mit seinen Schlägen einigen Schaden anrichten. Das dürfte auch Kovalev durchaus gemerkt haben.
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Wenn der Mann aus Russland im Verlauf des Kampfes als Folge dessen dazu gezwungen sein sollte, den Druck zu erhöhen und mehr zu riskieren, dann wird Ward im Infight mit aggressiven Kombinationen arbeiten, ganz kurz 1-2-Kombinationen setzen und sich dann schnell wieder defensiv bewegen.
Auf den Punktzetteln wird es für den Herausforderer meiner Auffassung nach nahezu unmöglich, zu gewinnen. Das ist für Kovalev gleichzeitig eine große Gefahr. Wenn er versucht, den Knockout zu erzwingen, dann vergisst der Russe gerne mal seine Deckung. Diese Lücken wird Ward nutzen, so viel Auge hat er. Er wird immer wieder reinkommen und zudem durch Treffer auf den Körper seinem Gegner die Luft rauben. Der physische Vorteil wird vor allem in der zweiten Hälfte deshalb bei Ward sein.
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Kein Raum für Fehler
Fehler darf er sich aber nicht leisten. Kovalev ist noch immer der Boxer mit dem knallharten Punch, deshalb muss Ward bestmöglich verhindern, dass sein Gegenüber überhaupt dazu kommt, schwere Hände raushauen zu können. Sollte es doch dazu kommen, dann wird Ward mit seiner eleganten Beinarbeit und seinem beweglichen Oberkörper diese so entschärfen, dass kein großer Schaden entstehen kann. Er ist kein statisches Ziel, sondern äußerst beweglich. Dadurch wird Kovalev mit seinen Schlägen immer wieder abrutschen und vielleicht sogar etwas wild werden, in der Hoffnung, dass doch etwas geht. Hier kommt Wards Ring-IQ wieder ins Spiel. Dieser wird dafür sorgen, dass er diese Momente eiskalt ausnutzt und auf den Scorecards ordentlich Punkte sammeln wird.
An einen Niederschlag glaube ich diesmal nicht. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Kovalev Ward erneut zu Boden bringen kann. Ich halte den Knockdown im ersten Kampf für ein Resultat aus dem Überraschungseffekt, den Kovalev auf seiner Seite hatte. Ward hat während des Fights bereits daraus gelernt und wird auch in der Vorbereitung auf das zweite Duell zusammen mit seinem Coach Virgil Hunter an den richtigen Stellschrauben gedreht haben. Natürlich ist Kovalev ein "echter" Halbschwergewichtler, während Ward erst in diese höhere Gewichtsklasse aufgestiegen ist. Aber im Rückkampf wird er wie gesagt auf diese für ihn damals noch neue Härte deutlich besser vorbereitet sein.
Auf einen Knockout wird Ward selbst in keinem Fall aus sein. Der Titelverteidiger wird auf einen Punktsieg setzen, hat diesmal den Weltmeister-Bonus auf seiner Seite und natürlich kommen auch sämtliche Punktrichter aus den Vereinigten Staaten, was immer ein Vorteil sein dürfte. Das kann am Ende den Ausschlag geben, wenngleich ich es für uns Box-Fans nicht hoffe. Entgegen der weitläufigen Meinung fand ich bereits im ersten Duell, dass der Sieg für Ward trotz Niederschlags durchaus in Ordnung ging.
Im Endeffekt glaube ich einfach, dass der Boxer den Puncher schlägt. Ein besseres Beispiel als Ward gegen Kovalev kann es nicht geben und die Fans werden beim zweiten Aufeinandertreffen definitiv auf ihre Kosten kommen. Mein Urteil steht allerdings fest: Ward wird seine Titel nach Punkten verteidigen.