Mayweathers Schlüssel zum Sieg
- Einfach Floyd Mayweather sein
Mayweather ist einer der besten Boxer aller Zeiten, vor allem seine defensiven Qualitäten suchen bis zum heutigen Tage ihresgleichen. Schafft es der haushohe Favorit, das Duell mit McGregor, der zwar boxen kann, aber eben kein Boxer ist, wirklich zu einem Boxkampf werden zu lassen, dann wird es für ihn der einfachste Zahltag seiner gesamten Karriere.
Der US-Amerikaner hat es in der Vergangenheit nicht umsonst stets irgendwie geschafft, selbst die besten Gegner als durchschnittlich erscheinen zu lassen. Wie soll nun also ausgerechnet ein MMA-Fighter das bislang Unmögliche schaffen, der absolut keine Erfahrung vorzuweisen hat? Die Antwort ist simpel: Ohne Mayweathers Zutun gar nicht.
Zwar hat dieser im Vorfeld angekündigt, unbedingt eine vorzeitige Entscheidung suchen zu wollen, allerdings wird er sich spätestens bei dem ersten Gong darauf besinnen, was nötig ist, um den Ring als Sieger zu verlassen. Er befindet sich technisch auf einem ganz anderen Niveau und darf sich deshalb nicht auf das seines Gegners herunterziehen lassen. Er muss boxen. Das ist es letztlich, was er immer getan hat - und die Erfolge in den letzten beiden Dekaden geben ihm trotz so manch kritischer Stimme uneingeschränkt Recht.
- Seine Erfahrung ausspielen
Dass Mayweather die Erfahrung auf seiner Seite hat, wird sich vor allem in vielen kleinen Szenen bemerkbar machen. Aus der Distanz kann er seinen Gegner trotz der geringeren Reichweite vorführen, daran besteht kein Zweifel. McGregor muss also an ihn heran.
Wie sieht es deshalb im Clinch aus, der zwangsläufig folgen wird und in dem der Ire von den Zahlen auf dem Papier eigentlich überlegen sein sollte? Sehr gut für Mayweather! Gerade wenn beide Fighter am Clinchen sind, gibt es jede Menge dreckige Tricks, wie etwa Schläge auf der dem Referee abgewandten Seite, die Mayweather zu seinen Gunsten nutzen wird. McGregor ist das nicht gewohnt. All die kleinen Kniffe sind bei Mayweather längst Automatismen und lassen seinen Vorteil folglich nur noch größer werden.
Bei seinem Gegenüber sieht das etwas anders aus. Während McGregor im Octagon in solchen Situationen seine Ellenbogen oder Knie einsetzen konnte, ist dies im Boxring keine Option. Mayweather kann und wird seinem Gegenüber in diesen Szenen jede Menge Kraft und vor allem Nerven rauben. Je frustrierter McGregor wird, desto besser für Floyd.
- Den ersten Ansturm überstehen
Auftreten wie ein Boxer? Keine gute Idee. Clinchen? Wohl eher auch nicht. Auf Fehler hoffen? Dann wird es ein langer Abend. Kurz: McGregors Optionen sind limitiert. Die Idee, den von allen erwarteten ersten Ansturm auszulassen und Mayweather so auf gewisse Weise zu überraschen, dürfte deshalb keine davon sein. Der Ire muss kommen. Er ist es, der das Kampfgeschehen und damit das Tempo diktieren muss. Egal auf welche Art und Weise.
Folglich muss sein Gegenüber genau diese Offensive unbeschadet überstehen und McGregor den Zahn ziehen, ihn durch das Schlagen von Luftlöchern frustrieren. Auf den Scorecards wird es keine Entscheidung zu Gunsten des MMA-Fighters aus Dublin geben.
Mayweather hat die Fähigkeit praktisch perfektioniert, sich Schlägen und erzwungenen Konfrontationen zu entziehen. Er ist im für einen Boxer fortgeschrittenen Alter beweglich, wenn auch etwas langsamer als früher. Seine Trainingseinheiten sahen wie üblich ansprechend aus und dies wird McGregor zu spüren bekommen, wenn er einen Geist jagt.
- Keine Experimente wagen
Sollte Mayweather schnell in den Kampf und damit in seinen Rhythmus finden, dann muss er den Verlockungen, die ihm McGregor zweifelsohne bieten wird, widerstehen.
Er darf sich unter keinen Umständen dazu hinreißen lassen, seinen Plan über den Haufen zu werfen und seinem Kontrahenten eine Tracht Prügel verpassen zu wollen. McGregor kann mit seiner Linken Schaden anrichten und er kann - für einen MMA-Kämpfer mit starkem Stand Up - gut als Konterboxer agieren. Bleibt Floyd seiner Linie treu, gewinnt er.
- Den Referee als Bonus nutzen
McGregor wird gegen Mayweather einiges versuchen, was nicht im Handbuch eines Boxers steht. Vieles davon dürfte sich an der Grenze des Legalen bewegen, so manches darüber hinausgehen. Mayweather darf sich davon nicht irritieren oder gar provozieren lassen - und könnte mit Referee Robert Byrd ein weiteres Teil des Puzzles auf seiner Seite haben.
Zwar hat sich sein Gegenüber im Trainingscamp die Dienste des erfahrenen Ringrichters Joe Cortez gesichert, der ihm die Grenzen aufzeigen sollte. Allerdings ist Sparring etwas anderes als ein Duell in einer vollen Arena und gegen einen der besten Boxer aller Zeiten.
Gerade in der Hitze des Gefechts wird Mayweathers Erfahrung im Umgang mit den Unparteiischen dafür sorgen, dass es sich um einen klaren Vorteil für den US-Amerikaner handelt. Angesichts des Hintergrunds von McGregor und dessen wahrscheinlich äußerst unorthodoxen und aggressiven Stils wird Byrd sicher einmal zu viel eine Unterbrechung herbeiführen als zu wenig und beim Iren generell doppelt hinschauen.