Dennoch sei er optimistisch, dass die Angelegenheit bald geregelt werde. "Das wird gerade von meinen Anwälten geklärt, und dann hoffe ich, meinen Pass endlich abholen zu dürfen. Aber letztlich ist es nur ein Stück Papier. Was zählt ist, dass ich mich vom Herzen her als Deutscher fühle."
Nach Spekulationen über seine Nationalität hatte Charr noch bekräftigt, dass er einen deutschen Pass besitzt. "Ja, ich schwöre es! Ich bin seit eineinhalb Jahren Deutscher. Durch meine ganzen Ereignisse wie das Attentat, meine Hüft-Operation, bin ich nur noch nicht dazu gekommen, ihn beim Amt abzuholen", sagte der Wahlkölner im Interview mit der Bild.
Am Dienstagabend sagt Charr bei Sky Sports News HD zudem: "Es kam seit anderthalb Jahren nicht dazu, dass ich meinen Pass abgeholt habe. Ich habe einen deutschen Pass, den hole ich bald hab, den lege ich allen am Bildschirm vor, dann freut ihr euch. Ich bin zu 100 Prozent Deutscher, der Koloss aus Köln ist Deutscher." Der SID erfuhr am Dienstag, dass in Charrs Wahlheimat Köln kein deutscher Pass für ihn bereit liegt.
Charr war nach seinem Punktsieg im WM-Kampf um den vakanten WBA-Titel am vergangenen Wochenende in Oberhausen gegen den Russen Alexander Ustinow als erster deutscher Champion aller Klassen seit Box-Legende Max Schmeling vor 85 Jahren gefeiert worden. Doch schnell wurden in einigen Medien Zweifel laut, ob er auch tatsächlich im Besitz eines deutschen Passes ist.
Charr, der nach Anordnung des Weltverbandes WBA seinen Titel gegen den Puero Ricaner Fres Oquendo verteidigen muss, wurde im vom Bürgerkrieg zerrütteten Libanon geboren, im Alter von fünf Jahren floh er mit seiner Mutter und fünf Geschwistern nach Deutschland. Am vergangenen Samstag hatte er in Oberhausen mit seinem Punktsieg gegen den Russen Alexander Ustinow den vakanten WBA-Titel gewonnen.
"Die Menschen hier haben mir nach der Flucht mit meiner Familie ein Dach über dem Kopf gegeben. In Deutschland durfte ich in die Schule. Hier haben uns Sozialarbeiter von der ersten Sekunde an unglaublich unterstützt, uns Hilfe geleistet", sagte Charr: "Ich kann nur allen sagen, auch den neuen Flüchtlingen: Schätzt euch glücklich, hier zu leben. Es gibt kein besseres, sicheres Land."