Mr. Fury, was erwarten Sie für einen Kampf gegen Deontay Wilder? Es gibt Experten, die sehen zwölf Runden, andere einen Knockout.
Tyson Fury: Ist mir völlig egal. Ich nehme jeden Sieg, egal ob durch K.o. oder nach Punkten.
Im ersten Kampf gingen Sie in der neunten und in der zwölften Runde zu Boden.
Fury: Ja, ich ging runter. Aber ich wurde nicht verletzt. Ich wurde schon viel schlimmer getroffen als in diesen beiden Momenten. Der erste Schlag war ein Schlag an den Hinterkopf, nichts Wildes. Den zweiten habe ich nicht kommen sehen. Aber auch in dieser zwölften Runde habe ich ihn danach noch ein paar Mal richtig schön erwischt.
Wie oft haben Sie sich diesen ja sehr umstrittenen Kampf im Nachgang noch angeschaut?
Fury: Angeschaut habe ich ihn mir sehr oft, im Gym, auf dem Crosstrainer. Immer, wenn ich ein paar Highlights sehen wollte. Aber eigentlich nie richtig analysiert. Das sind yesterday's news, nichts was mich interessiert hätte.
Wie steht's um Ihre körperliche Verfassung? Vor dem ersten Fight hatten Sie durchaus einige Probleme ...
Fury: Ich war damals drei Jahre draußen, hatte meinen Körper missbraucht, hatte fast 200 Kilo auf den Rippen. In einem halben Jahr musste mich fit machen für einen WM-Kampf gegen Wilder. Wie gut konnte ich also sein, nachdem ich so viel Gewicht verlieren musste? Jetzt hatte ich in den letzten beiden Jahren fünf Kämpfe, war so beständig und vorsichtig wie ein Tyson Fury eben sein kann und fühle mich jetzt richtig fit.
Tyson Fury: "Für mich gibt es nach oben kein Limit"
Erklären Sie Ihre Gewichtsprobleme.
Fury: Für mich gibt es nach oben kein Limit. Meine ganze Familie ist dick. Meine Mutter ist dick, mein Vater ist dick, alle meine Brüder sind dick. Wir sind wohl eine fette Familie. Ich muss also nicht künstlich Gewicht draufpacken, ich muss immer welches verlieren. Ich bin aber deutlich größer als Wilder. Wenn der nicht trainiert, verliert er Gewicht. Wenn ich nicht trainiere, werde ich sofort schwerer. Ich bin der natürliche Heavy-Weighter, ein natural monster. Wilder ist eigentlich ein Cruisergewichtler. Diese Vorteile muss ich für mich nutzen.
Was sind das konkret für Vorteile?
Fury: Die Schläge sind mit dem entsprechenden Gewicht dahinter härter. Der Gegner wird schneller müde. Es ist schon im Sparring ein riesen Unterschied, einen Gegner mit 215 Pounds oder einen mit 300 Pounds zu boxen.
Es gab Gerüchte, Anthony Joshua würde Sie in der Vorbereitung auf den Kampf unterstützen. Warum kam es dazu dann doch nicht?
Fury: Er hatte auf "Sky Sports" erklärt, er würde zum Sparring kommen. Ich habe sofort zugesagt, hätte ihn gerne im Camp gehabt. Aber es gab auf meine Instagram-Ankündigung keine Antwort mehr von ihm. Die Tür war immer weit offen für ihn, aber am Ende hat er sich zum Idioten gemacht. Er ist nicht mal ans Telefon gegangen. Er hat sein Angebot gleich im nächsten Interview wieder einkassiert und erklärt, er bereue seine Aussagen - weil er wusste, dass ich auf der Stelle zusagen würde. Aber da war es schon zu spät.
Fury: Rückkampf gegen Ruiz?
Haben Sie seinen Rückkampf gegen Ruiz überhaupt verfolgt?
Fury: Ehrlich gesagt kaum. Es war kein großer Sieg. Er war im Schwergewichtsboxen mal ein dreiköpfiges Monster und dann kam so ein Typ und hat ihm einfach einen Kopf abgeschlagen. Dann war er nur noch das zweiköpfige Monster. Gegen einen fetten Typen wie Ruiz zu verlieren und dann in ein Re-Match zu gehen und so eine Leistung zu abzuliefern, war kein großer Moment. Natürlich macht man das, was zum Sieg nötig ist. Aber die Welt hat jetzt gesehen, dass kein dreiköpfiges Monster mehr gibt. Aus drei wurden zwei - und aus zwei wird am Samstagabend eins. Pass mal auf!
Was bedeuten Ihnen Ihre Gürtel?
Fury: Ich werde bald der einzige Boxer sein, der den Ring Magazine Belt ein zweites Mal hält. Das gab es zuvor nur bei Ali und der ist leider nicht mehr unter uns. Ich werde also bald das einzige noch lebende Exemplar sein ...
Furys Platz in der Geschichte? "Das interessiert mich nicht"
Sollten Sie Wilder schlagen - wo würden Sie sich im Ranking der größten Schwergewichtler aller Zeiten einordnen?
Fury: Das interessiert mich nicht. Alle diese Fighter vor mir waren Legenden, große Persönlichkeiten. Ich dagegen bin ein normaler, fetter Typ, der gerne Burger isst und Milchshakes trinkt und der ist vielleicht gar nicht verdient hat, in einem Atemzug mit diesen Ikonen genannt zu werden. Aber wenn alles vorbei und erledigt ist, wird der Gypsy King drin sein in diesem kleinen, sehr erlauchten Club. Ich habe eine tolle Karriere hingelegt und darauf bin ich auch stolz. Und der ganze Rest interessiert mich nicht. Legenden sind entweder raus oder tot. Das bin ich noch nicht.
Wie wichtig wird neben den körperlichen Voraussetzungen die Psyche werden? Sie haben Mental-Coach Tony Robbins immer mal wieder gelobt.
Fury: Ich bin auf alles vorbereitet, hart wie ein Fels. Niemand kann mich stoppen. Dein Kopf ist stärker als alles, was dein Körper je bieten könnte. Er macht das Unmögliche möglich. Wenn du im Kopf nicht bereits bist, ist es dein Körper auch nicht. Und ich bin mental voll auf der Höhe. Aber ich bin mein eigener Tony Robbins. Alles, was ich kann, habe ich mir selbst beigebracht. Ich bin der Mentor des Gypsy King, ich habe ihn selbst trainiert.
Der Kampf wird in Deutschland exklusiv auf DAZN zu sehen sein. Sie hatten in Deutschland schon einen großen Moment gegen Klitschko. Was ist Ihre Botschaft an die deutschen Fans?
Fury: Ihr kennt den Gypsy King bereits, ihr wisst, wer ich bin. Und jetzt ist der Gypsy King zurück! Ich bin der Weltmeister!