Der tapfere Adam Deines stand nach dem wichtigsten Kampf seines Lebens ratlos und ramponiert in den Katakomben des riesigen Moskauer Eispalastes. Ausgeteilt hatte der Underdog aus Magdeburg kräftig in diesem Box-Fight gegen den übermächtigen Halbschwergewichts-Champ Artur Beterbijew, allerdings weitaus mehr einstecken müssen. Deines aber fühlte sich von seinem Coach Dirk Dzemski um die Chance gebracht, noch mehr einstecken zu dürfen.
"Dirk wollte kein Risiko eingehen. Aber ich bin ein bisschen sauer, denn ich hätte noch weitermachen können", sagte der 30-Jährige im MDR, nachdem Dzemski in Runde zehn das Handtuch geschmissen und seinen Fighter aus dem Ring genommen hatte: "Darüber müssen wir reden."
Der alte und neue Weltmeister Beterbijew, Kampfname "Monster", hatte seinen ebenfalls in Russland geborenen Kontrahenten kurz zuvor zu Boden gehämmert. "Aber ich bin danach aufgestanden und wieder geradeaus gegangen", beharrte Deines: "Ich bin jetzt klar und war es auch im Kampf. Ich sparre mit Schwergewichtlern, auch da bin ich nie k.o. gegangen." Der sechs Jahre ältere Beterbijew, der auch seinen 16. Profikampf vorzeitig gewann, beendete diese Serie.
Mit zuvor 19 Siegen in 21 Kämpfen - dazu eine Punktniederlage und ein Unentschieden - hatte sich Deines die Chance gegen den IBF- und WBC-Weltmeister Beterbijew redlich verdient und präsentierte sich in Moskau auch keineswegs als Fallobst. Zwar ging er in Runde eins bereits zu Boden, "da ist er aber weggerutscht", sagte Ulf Steinforth, Chef von Deines' SES-Boxstall - der Ringrichter zählte den Herausforderer dennoch an.
Danach aber schlug sich Deines in seinem größten Fight, zu dem immerhin 6000 Zuschauer zugelassen waren, sehr wacker. "Viele haben gedacht, der Kampf endet in der ersten oder zweiten Runde, aber ich habe mich durchgebissen", sagte er: "Ich habe Artur Probleme bereitet. Ich habe seinen Punch gespürt, aber er hat auch meinen Punch gespürt."
Schon im Oktober 2020 hatten Deines und Beterbijew in den Ring steigen sollen, doch der Champion musste wegen einer Verletzung passen. Zwei weitere Termine platzten wegen Corona, im vierten Anlauf stieg nun der Fight, der für Deines erst ein Anfang gewesen sein soll.
"Selbst Artur ist nach dem Kampf zu mir gegangen und hat gesagt: Krasser Fighter, gib nicht auf", sagte Deines, der schließlich doch ein wenig Verständnis mit seinem Trainer Dzemski hatte: "Gesundheit geht eben vor."