Im Kern richten sich diese gegen Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB). Pütz soll, wie Krasniqis Anwalt Rene-Dirk Hundertmark am Dienstag schrieb, das Kampfgericht zu Krasniqis Nachteil geändert haben.
Pütz soll demnach die internationalen Kampfrichter ausgetauscht haben, "um im Gegenzug seine eigene Tochter, Fr. Karoline Pütz, und den, dem Team des Herausforderers Dominic Bösel und dem Veranstalter SES BOXING nahestehenden Punktrichter, Herr Marco Morales einzusetzen", so Hundertmark. Als vermeintlichen Beweis dafür führte Hundertmark den Screenshot eines angeblichen Nachrichtenverlaufs zwischen Pütz und seiner Tochter an.
Im Gespräch mit dem SID erklärte Pütz am Dienstag die Umbesetzung. "Das ist wirres Zeug. Wir haben Coronamaßnahmen. Bei allen Kämpfen werden keine internationalen, sondern nationale Kampfrichter eingesetzt, weil man möglichst wenig reisen soll", so Pütz: "Es gab ein Meeting vor dem Kampf. Das war am Freitag davor. Da hätte die Seite Krasniqis die einmalige Chance gehabt, Widerspruch einzulegen oder Bedenken anzumelden. Aber es gab keine Bedenken."
Krasniqi sah sich unfair behandelt
Am 9. Oktober hatte Krasniqi in Magdeburg den Rückkampf im Halbschwergewicht gegen Bösel umstritten nach Punkten verloren, was ihn den WM-Titel des Verbandes IBO kostete. Krasniqi sah sich von den Ringrichtern unfair behandelt und kündigte Proteste an.
Der Chat-Verlauf, auf den sich die Krasniqi-Seite bezieht, war ihrer Stellungnahme vom Dienstag angehängt. In einem Chat unter dem Namen "Familie Pütz" eröffnete eine Person unter dem Pseudonym "Big Boss" einer anderen, dass sie bei einem IBO-Kampf in Magdeburg dabei sei. Dabei soll es sich um Thomas und Karoline Pütz handeln. Auf Nachfrage, ob das Kampfgericht für den Fight nicht schon stehe, antwortete "Big Boss": "Hab ich geändert. Die Ausländer sind alle raus. Nur Deutsche." Der Antwort folgten drei lachende Smilies.
Für die Krasniqi-Seite lege die Nachricht nicht nur "den Verdacht der Befangenheit und einer beabsichtigten Einflussnahme auf das Kampfergebnis" nahe. Die Aussagen zeigten laut Hundertmark "auch eine generelle Haltung des Präsidenten des BDB, die mein Mandant, vorsichtig formuliert, als unappetitlich qualifiziert. Mein Mandant steht mit stolz zu seinen ausländischen Wurzeln." Krasniqi war 1987 in Junik, einer Stadt im heutigen Kosovo, geboren worden.
Pütz reagierte empört. "Dann holt man jetzt die Rassismus-Keule raus. Das ist sowas von lächerlich. Ich beschäftige in meinem Unternehmen 80 Prozent Ausländer. Bestechlichkeit, Ausländerfeindlichkeit: Da sind dann alle Klischees erfüllt", so Pütz, der "nichts Böses" an dem Chat finde: "Ich sage damit doch nur aus, dass das Kampfgericht getauscht wird. Da wird nur versucht, irgendwas zu konstruieren, um irgendwas für sich herauszuholen."
Die Echtheit des Verlaufs bestätigte Pütz ausdrücklich nicht: "Es kann sein, dass es echt ist oder auch, dass es gefaket ist. Aber mir geht es darum, dass es ein Unding ist, sowas zu veröffentlichen. Da werde ich mir auch strafrechtliche Konsequenzen vorbehalten."