Außerdem erklärt er, wie viel ihm seine Familie bedeutet und warum er nicht auf Platz eins der Weltrangliste stehen will.
DAZN: Im Jahr 2018 gab es viele verschiedene Sieger. Im Vorfeld der WM waren Peter Wright und Rob Cross nicht in Top-Form. Auch Michael van Gerwen schwächelte ein wenig. Ist deswegen Mensur Suljovic ein Titelfavorit?
Suljovic: Nein, überhaupt nicht. Ich gehöre zu den Top 10 und ich hoffe einfach, dass wir unsere Leistung bringen.
DAZN: Was für einen Stellenwert hat die WM für Sie?
Suljovic: Einen riesengroßen. Das ist für uns alle das wichtigste Turnier. Wir arbeiten das ganze Jahr darauf hin. Und da ist das Problem: Jetzt ist für jeden der Druck da. Nur die, die abschalten können, kommen nach vorne.
DAZN: Wie stehen Sie zum Ally Pally?
Suljovic: Ich habe hier schlechte Erfahrungen gemacht. Ich habe zwar dreimal das Achtelfinale erreicht, das muss aber besser werden.
DAZN: Woran liegt das?
Suljovic: Das hängt mit dem besagten Druck zusammen. Du willst bei der WM deine Top-Leistung abliefern, zeigen, dass du zu Recht unter den Top 10 rangierst. Dann macht irgendwann der Kopf nicht mehr mit. Der blockiert und dann bringt man keine Leistung mehr.
DAZN: Wie gehen Sie dann damit um?
Suljovic: Ich habe nun einen Mentaltrainer. Jeder Mensch hat Probleme und irgendwo liegt das begründet, dass man nicht nach vorne kommt. Diese muss man mit einem Mentalcoach besprechen. Ich versuche, mit ihm meine Probleme zu regeln. Ich hoffe, wir schaffen das. Ich will nämlich endlich auch bei der WM Erfolg haben.
DAZN: Ab wann wäre die WM denn ein Erfolg für Sie?
Suljovic: Ich hoffe, dass ich unter die besten Acht komme. Das Viertelfinale ist also mein großes Ziel.
DAZN: Im Vorfeld der WM waren Sie etwas inkonstanter als in den letzten Jahren. Woran lag das?
Suljovic: Genau das ist aktuell mein Problem. Das muss ich eben mit meinem Mentaltrainer besprechen. Am Training selbst liegt es nicht, da ich wie immer mein Programm durchgezogen habe. Ich muss eindeutig besser spielen. Ich kann nicht mit einem 90er-Average verlieren. Wenn ich mit einem 100er-Average verliere, dann kann ich das akzeptieren, weil ich meine Leistung gebracht habe.
DAZN: Die anderen Spieler haben alle großen Respekt vor Ihnen. Keiner will Sie in seiner Hälfte des Tableaus haben.
Suljovic: Ich glaube, die spielen ungern gegen mich, weil ich viele trainiere und mich vorbereite. Zudem wissen sie, wenn ich mich gut vorbereite, dass sie ein Problem mit mir haben werden. Ich spiele gerne gegen die großen Namen. Ich habe nur meistens im Kopf ein Problem mit großen Namen. Da weiß ich, dass ich eine Top-Leistung abliefern muss. Aber genauso ist es auch umgekehrt.
Suljovic: "Jeder hat Angst vor der ersten Runde"
DAZN: Sie treffen am Donnerstag (ab 20 Uhr im LIVETICKER) auf Ryan Searle. Wie schätzen Sie Ihren Auftaktgegner ein?
Suljovic: Das ist ein sehr gefährlicher Gegner. Er hat auf der Pro Tour überragende Leistungen gezeigt, sogar ein Turnier gewonnen. Wer am Ende die besseren Nerven hat, wird es gewinnen. Er ist ein Top-Mann, den darf man keinen Millimeter unterschätzen.
DAZN: Die Nervosität und die Angst vor dem Ausscheiden sind vor allem in der ersten bzw. für Sie jetzt in der zweiten Runde sehr groß.
Suljovic: Da können Sie jeden Spieler fragen. Jeder hat immer Angst vor dieser ersten Runde. Wenn du die erste Runde gewonnen hast, kannst du genau analysieren, ob du gut drauf bist, was du verbessern kannst. Von diesem Spiel kann man alles mitnehmen in das Zweite. Dann kann dich eigentlich nichts mehr rausbringen. Dann gibt es auch keine Ausreden mehr.
DAZN: Wer sind die Favoriten auf den WM-Titel?
Suljovic: In Sachen Leistung und was sie in letzter Zeit gespielt haben, sind das für mich ganz klar Gary Anderson und Michael van Gerwen.
DAZN: Was war Ihr Highlight im Jahr 2018? Das großartige Finale beim World Matchplay gegen Gary Anderson?
Suljovic: Leider aus Verlierer-Sicht ja. Ich habe mich aber nicht als Verlierer gefühlt, weil wir den Darts-Sport bestens präsentiert haben. Wir haben beide auf Top-Niveau gespielt. Einer muss dann verlieren, aber ich habe es ihm gegönnt, weil es andersherum genauso gewesen wäre. Seitdem habe ich auch mehr Fans. Und es ist schön zu sehen, wenn dich jemand anspricht und sagt: "Das war weltklasse".
Suljovic: Nummer eins? "Nicht mein Ziel"
DAZN: Sie sind viel von Zuhause weg, trotzdem ist Ihnen Ihre Familie (Frau Enisa und zwei Kinder Anm. D. Red.) sehr wichtig.
Suljovic: Das stimmt. Wir besprechen immer alles, oftmals reisten sie zudem in diesem Jahr mit mir mit. Mein Sohn muss deswegen auch ab und zu bei Oma und Opa bleiben. Man muss einiges opfern, aber Familie ist das Wichtigste. Deswegen werde ich auch keine Turniere unter der Woche spielen. Dann sehe ich nämlich meine Familie 14 Tage am Stück nicht und das geht nicht. Da muss man klar Prioritäten setzen.
DAZN: Kann man dann mit dieser Einstellung die Nummer eins der Welt werden?
Suljovic: Ich hoffe es, aber ich glaube nicht. Als Nummer eins müsstest du fast jedes Turnier bestreiten.
DAZN: Dann ist das Ziel gar nicht, die Nummer eins der Welt zu werden?
Suljovic: Nein, das möchte ich nicht - ganz ehrlich. Ich brauche so einen Stress nicht und da tut mir Michael van Gerwen sogar leid. Diese Popularität ist schön, aber er kann nicht einmal normal auf die Straße gehen, ohne erkannt zu werden.
DAZN: Was sind dann für Sie, als Nummer 7 der PDC Order of Merit, die Ziele?
Suljovic: Für mich gilt es weiterhin, in den Top 10 zu bleiben. Unter die Top 4 zu kommen, wäre auch schön. Aber bei den Top 10 sind das nur minimale Unterschiede.
Suljovic: "Deutsche Events kann man mit Ally Pally vergleichen"
DAZN: Nach der WM gibt die PDC auch die Besetzung der Premier League bekannt. Wollen Sie die überhaupt spielen?
Suljovic: Ach bitte. Das ist für mich einer der schönsten und besten Wettbewerbe. Das war letztes Jahr eine riesengroße Erfahrung und ich kann mich eigentlich nur bedanken, dass ich dabei sein durfte. Dort war alles perfekt organisiert.
DAZN: Wie sehen Sie die deutschen Spieler?
Suljovic: Absolut top. Wir sehen, dass sich in Deutschland etwas tut und vor allem die Events in Deutschland sind der Wahnsinn. Die kann man mittlerweile fast schon mit dem Ally Pally vergleichen. Es ist immer eine Top-Stimmung. Die Fans unterstützen einen immer. Klar, wenn es einer verdient, kann er auch bei deutschen Events ausgepfiffen werden. Aber grundsätzlich darf man sich auch mit dem Publikum gar nicht anlegen.
DAZN: Der Zuspruch der Fans ist auch bei Ihnen deutlich gewachsen. Sie haben nicht nur in Deutschland und Österreich viele Unterstützer, sondern vor allem auch in England. Da werden Sie fast wie ein Popstar gefeiert.
Suljovic: Ja, stimmt. Das hat sich wirklich ins Positive verändert. Das liegt vor allem daran, dass ich bei den großen Events weit gekommen bin. Die Leute sehen auch einfach, dass ich einer bin, der nicht provoziert, sich nur auf sein Spiel fokussiert und den Darts-Sport liebt.