Der Bann ist gebrochen: Fallon Sherrock schreibt bei der Darts-WM Geschichte und sorgt durch den ersten Sieg einer Frau für Gänsehaut-Atmosphäre. Die Engländerin schwankte danach zwischen Begeisterung und Fassungslosigkeit.
Fallon Sherrock konnte die Tränen nicht zurückhalten - nachdem sie sich in die Geschichtsbücher des Darts eingetragen hatte, kannten die Emotionen keine Grenzen. Die Fans im Alexandra Palace rasteten völlig aus und feierten eine wilde Party, während Sherrock kaum mehr als Wortfetzen in die Mikrofone stammeln konnte. Dieser Abend in London war historisch.
"Ich bin sprachlos, danke an alle Fans. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagte Sherrock nur Sekunden nach ihrem geschichtsträchtigen Auftritt. In der ersten Runde der PDC-Weltmeisterschaft hatte die Engländerin soeben ihren Landsmann Ted Evetts 3:2 geschlagen und den ersten Sieg einer Frau bei einer gemischten Darts-WM gefeiert.
Eine Leistung, die Sherrock trotz aller Emotionen genau einschätzen konnte. "Ich habe für das Frauen-Darts gespielt. Ich habe bewiesen, dass wir gute Matches gegen Männer spielen und auch gewinnen können", sagte die 25-Jährige mit einer gehörigen Portion Stolz, ehe sie völlig aufgekratzt ihren Vater in den Arm nahm.
Fallon Sherrock: Plötzlich ein gefragter Darts-Star
Mit einem Mal wurde aus der bislang unbekannten Sherrock ein gefragter Star. Am Morgen nach ihrem sensationellen Coup standen Auftritte bei gleich mehreren englischen TV-Sendungen auf dem Programm. Dabei hatte Sherrock bei der eigenständig ausgetragenen Frauen-WM des Verbandes BDO in den vergangenen Jahren bereits ihre Klasse bewiesen, unter anderem als Vizeweltmeisterin 2015.
Der international beachtete Durchbruch gelang ihr aber erst jetzt. Ein Sieg gegen einen Mann bei der WM des deutlich erfolgreicheren Verbandes PDC ist eine komplett neue Dimension im Darts. "Welch ein Tag für Fallon Sherrock! Welch ein Tag für Darts! Welch ein Tag für den Frauensport! Welch ein Tag für den Sport!", twitterte der viermalige WM-Halbfinalist Wayne Mardle.
Seit vergangenem Jahr und einer tiefgreifenden Reform des Teilnehmerfeldes sind zwei Plätze bei der PDC-WM für Frauen reserviert. Ein Umstand, der nicht nur auf Zustimmung stößt.
BDO-Weltmeisterin scheitert nur knapp: "Sie hat mich inspiriert"
Caller Gordon Shumway war nach heftiger Kritik bei der vergangenen WM sogar als Experte des Senders Sport1 gefeuert worden. "Ich finde es auch in diesem Jahr eine lächerliche Zirkusnummer, dass man zwei Wildcards für die WM reserviert", hatte er zuletzt der FAZ gesagt und seine Ablehnung erneuert.
Stimmen, die immer mehr an Zugkraft verlieren. Die aktuelle BDO-Weltmeisterin Mikuru Suzuki aus Japan hatte zwei Tage vor Sherrocks Meilenstein ebenfalls stark gespielt, einen Sieg gegen den Engländer James Richardson aber knapp verpasst.
"Mikuru hat mich inspiriert", gab Sherrock zu: "Ich glaube nicht, dass ich an mich geglaubt hätte, wenn sie nicht so stark gespielt hätte." Zwischenzeitlich hatte Sherrock mit sechs perfekten Darts die tobenden Fans sogar von einem Neun-Darter träumen lassen.
In der zweiten Runde wartet am Samstag der Österreicher Mensur Suljovic, der Weltranglisten-Elfte hat im "Ally Pally" aber traditionell seine Probleme. Ist für Sherrock also gar noch ein Sieg möglich? "Es ist so toll, dass ich gegen einen der besten Spieler der Welt antreten darf. Das wird ein tolles Erlebnis für mich", sagte sie nur - und lächelte.