Nathan, Sie feiern am Donnerstag in Aberdeen Ihr Debüt in der Premier League. Können wir die Teilnahme als nächsten Schritt in Ihrer Karriere bezeichnen?
Nathan Aspinall: Definitiv. Als Junge habe ich schon davon geträumt, eines Tages in der Premier League spielen zu dürfen - dort wollte ich immer hin. Und ich habe in den vergangenen Jahren sehr hart dafür gearbeitet, dass ich jetzt zum ersten Mal dabei sein kann. Es ist ganz bestimmt der nächste Schritt in meiner Karriere. Ich kann es kaum abwarten, am Donnerstag zum ersten Mal die Premier-League-Bühne zu betreten.
Wir haben in der Vergangenheit immer wieder gesehen, wie Spieler in der Premier League Probleme bekommen haben, Stephen Bunting oder Kim Huybrechts zum Beispiel, oder auch Gerwyn Price in seinem ersten Jahr. Was erwarten Sie von Ihrer ersten Saison?
Aspinall: Ich erwarte, dass es extrem schwer wird. Du spielst Woche für Woche gegen die besten Spieler der Welt. Du darfst Dir absolut keine Schwäche erlauben und musst jede Woche dein A-Game auf die Bühne bringen. Schaffst Du das nicht, verlierst Du. Ich habe mit vielen Jungs gesprochen, die schon Premier League gespielt haben. Alle haben gesagt, dass es hart ist. Es ist hart, positiv zu bleiben, wenn Du jede Woche vermöbelt wirst. Ich glaube, dass ich ein mental starker Spieler bin, aber noch habe ich auch leicht reden, noch wurde ich ja nicht auf der Bühne vernichtet. (lacht) Im Ernst: Ich freue mich einfach auf die Chance und darauf, allen zu zeigen, was Nathan Aspinall draufhat.
Nathan Aspinall: "Ich will ganz an die Spitze und eines Tages Michael van Gerwen als Nummer eins ablösen"
Wie wichtig wird ein guter Start in die Premier-League-Saison für Sie sein?
Aspinall: Sehr wichtig, aber mein Start hat es wirklich in sich. Meine ersten drei Gegner sind John Henderson, Rob Cross und Michael van Gerwen. Big John ist einer meiner besten Kumpels auf der Tour, wir verbringen auf der Pro Tour viel Zeit miteinander. Gegen ihn in Aberdeen zu spielen, vor dieser Kulisse und in dieser Atmosphäre, wird sicher der Wahnsinn. Ich erinnere mich noch, wie ich sein Match gegen MvG im vergangenen Jahr am TV gesehen habe. Das war pures Gänsehaut-Feeling. Ich werde bei diesem Auftaktprogramm auf jeden Fall gleich schön ins Feuer geworfen, aber ich weiß auch, dass ich jeden schlagen kann. Hoffentlich erwische ich einen guten Start.
Würden Sie zustimmen, dass Sie 2019 einer der Spieler waren, der die größte Entwicklung genommen hat?
Aspinall: Das kann man so sagen, ja. Der Halbfinaleinzug bei der WM 2019 war der richtige Startschuss für meine Karriere. Dass ich in der Folge sofort die UK Open und später das US Masters gewinnen und Ende des Jahres erneut das WM-Halbfinale erreichen konnte, hat 2019 zu einem großartigen Jahr für mich werden lassen. Aber mir reicht das nicht, ich bin die Nummer acht im Ranking und will dort nicht aufhören. Ich will ganz an die Spitze und eines Tages Michael van Gerwen als Nummer eins ablösen. Ich weiß, dass mein Spiel gut genug ist, um ganz oben anzuklopfen.
Wie bedeutend war der erste Major-Sieg bei den UK Open?
Aspinall: Es war nach dem WM-Halbfinale mein großes Ziel, möglichst schnell nachzulegen. Es gab in der Geschichte so viele Spieler, die mal einen starken WM-Run hatten und von denen man danach nie wieder etwas gehört hat. Ich wollte nicht auch so ein Spieler sein. Ich wollte beweisen, dass mein Erfolg kein Zufall war. Umso wichtiger war es, so schnell danach bei den UK Open sofort meinen ersten Major-Erfolg zu landen.
Nathan Aspinall: "Für mich war es extrem wichtig zu beweisen, dass Nathan Aspinall kein One-Hit-Wonder ist"
Sie sind dann auch mit ganz anderen Erwartungen in die WM 2020 gegangen.
Aspinall: Es war keine einfache Situation für mich. Ich habe im Vorfeld der WM eigentlich gut gespielt, aber die Resultate waren nicht da. Ich habe bei den World Series of Darts Finals in Runde eins verloren, beim Grand Slam of Darts habe ich die Gruppenphase nicht überstanden und bei den Players Championship Finals habe ich zum Auftakt gegen Raymond van Barneveld den Kürzeren gezogen. Bei der WM hatte ich dann auch kein einziges leichtes Spiel. Ich musste mich richtig ins Turnier fighten und wieder Selbstvertrauen aufbauen. Ich kann es nur nochmal betonen: Für mich war es extrem wichtig zu beweisen, dass Nathan Aspinall kein One-Hit-Wonder ist. Das ist mir zum Glück gelungen.
Sie sind keine Eintagsfliege. Im Gegenteil: Sie gehören jetzt zu den Top 10 der Welt. Zu den Big Boys.
Aspinall: Die schwierigste Herausforderung für mich persönlich ist, dass ich für mich realisiere, dass ich jetzt zu den Topstars gehöre. Je schneller ich das in meinen Kopf bekomme, desto besser ist es für mich. Es ging alles so rasant schnell für mich. Bei der WM 2019 hätte niemand einen Pfifferling auf mich gesetzt und jetzt bin ich plötzlich einer der Favoriten. Ich bin auch viel bekannter geworden. Damit musste ich erstmal klarkommen. Und ich bin immer noch in einer Lernphase. Die Niederlage im WM-Halbfinale gegen Michael van Gerwen war eine Lektion für mich.
Letzte Frage: Warum ist aus Ihnen eigentlich kein Fußballtorwart geworden?
Aspinall: (lacht) Gute Frage. Ich habe im Alter zwischen acht und 14, 15 Jahren die Torhüter-Akademie von Manchester United besucht. Ich habe allerdings leider nie für ein Nachwuchsteam von United gespielt. Ich war der Meinung, dass ich gut genug wäre, aber United hat es ein bisschen anders gesehen. Ich habe in der Folge noch ein bisschen semi-professionell gespielt, aber es war wohl eine gute Entscheidung, mich auf Darts zu konzentrieren. Aber ich liebe Fußball, ich liebe Golf (Handicap 9, Anm. d. Red.) und ich liebe auch Tennis. Gerade alles, wofür man eine gute Hand-Auge-Koordination braucht, liegt mir ganz gut.
Premier League Darts 2020: Spielplan und Austragungsorte
Die Premier League Darts 2020 findet in Großbritannien, den Niederlanden, Nordirland und Deutschland statt. Das sind die Austragungsorte 2020:
Datum | Spieltag | Land | Stadt | Halle |
6. Februar | 1 | Schottland | Aberdeen | P&J Live |
13. Februar | 2 | England | Nottingham | Motorpoint Arena |
20. Februar | 3 | Wales | Cardiff | Motorpoint Arena |
27. Februar | 4 | Irland | Dublin | 3Arena |
5. März | 5 | England | Exeter | Westpoint |
12. März | 6 | England | Liverpool | M&S Bank Arena |
19. März | 7 | England | Newcastle | Utilita Arena |
25. März | 8 | Niederlande | Rotterdam | Rotterdam Ahoy |
26. März | 9 | Niederlande | Rotterdam | Rotterdam Ahoy |
2. April | 10 | Nordirland | Belfast | SSE Arena |
9. April | 11 | England | Sheffield | FlyDSA Arena |
16. April | 12 | England | Manchester | The Manchester Arena |
23. April | 13 | Deutschland | Berlin | Mercedes-Benz Arena |
30. April | 14 | England | Birmingham | Arena Birmingham |
7. Mai | 15 | Schottland | Glasgow | The SSE Hydro |
14. Mai | 16 | England | Leeds | First Direct Arena |
21. Mai | Playoffs | England | London | The O2 |