Zur feierlichen Eröffnung der großen Usain-Bolt-Show in Daegu trug der Hauptdarsteller Bart. Der jamaikanische Supersprinter rasierte die Konkurrenz dann gleich, als er seinen 100-Meter-Vorlauf bei der Leichtathletik-WM im Schongang in 10,10 Sekunden gewann.
Der Weltrekordler nahm schon nach der Hälfte der Strecke das Tempo heraus und unterhielt die wenigen Zuschauer im WM-Stadion mit seinen Mätzchen. Als Tagesschnellster spielte er förmlich mit der Konkurrenz.
Bolt: "Großartiges Stadion"
"Großes Rennen, große Leistung, großartiges Stadion", meinte Bolt, der am Sonntag auf der blauen Tartanbahn den Titel von Berlin 2009 erfolgreich verteidigen will, nach der ersten Runde. Gefährliche Konkurrenz hat der Dreifach-Olympiasieger dabei nicht.
Die ersten Vier der Weltrangliste 2011 fehlen in der südkoreanischen Millionenstadt. Asafa Powell (9,78/Jamaika) und Tyson Gay (9,79/USA) sind verletzt, Steve Mullings (9,80/Jamaika) und Mike Rodgers (9,85/USA) wegen Dopings gesperrt.
Maurice Greene, Doppel-Olympiasieger von Sydney 2000 und fünfmaliger Weltmeister, hält Bolt trotzdem für schlagbar: "Bolt ist im Moment kein 9,5er. Er lässt es zu, dass er zu schlagen ist." Der ehemalige Weltrekordler hat auch einen Geheimtipp: Den jamaikanischen Youngster Yohan Blake.
"Blake ist jung und weiß es nicht besser. Er hat keine Angst vor Bolt." Der verletzte Gay dagegen ist sich sicher: "Bolt ist ein Wettkampftyp."
Konkurrenz nur aus eigenen Reihen
Wenn überhaupt von Konkurrenz zu sprechen ist, kommt sie wohl vor allem aus den eigenen Reihen, dem selbsternannten schnellsten Land der Welt. Powells Ersatzmann Michael Frater (9,88) und Nesta Carter (9,90) hoffen ebenso auf ihre Chance wie Richard Thompson (9,85/Trinidad und Tobago).
Letzterer zog in seinem Vorlauf allerdings in schwachen 10,34 Sekunden nur als Dritter ins Halbfinale ein. Es war das einzige Zeichen von Schwäche aus Bolts Verfolgerfeld, Carter und Co. folgten dem Favoriten souverän die die nächste Runde.
Powell: "Bin total am Boden"
Der Weltjahresbeste Powell hadert nach seiner verletzungsbedingten Absage mit seinem Schicksal: "Ich bin total am Boden und fühle mich auch ein bisschen verflucht", sagte der Jamaikaner. Powell greift seit Jahren immer wieder ins Leere, wenn die großen Einzeltitel vergeben werden.
In Daegu wollte Powell seine schwarze Serie beenden: "Ich habe elf Monate dafür trainiert. Mein Plan war es, hier zu gewinnen und das gesamte Feld zu schlagen", sagte Powell.
"Ein offenes Feld"
Eine immer wieder aufbrechende Leistenverletzung, die er sich am 10. Juni beim Meeting in Birmingham zugezogen hatte, machte dem 28-Jährigen einen Strich durch die Rechnung: "Uns ist die Zeit davongelaufen."
Für das Finale wünscht sich Powell einen jamaikanischen Sieger. Der muss nicht unbedingt Bolt heißen: "Es ist ein offenes Feld." Usain Bolt sieht das bestimmt ein klein bisschen anders.