Kirani James - der neue Bolt der Leichtathletik

SID
Kirani James (m.) gewann bei der Leichtathletik-WM in Daegu die Goldmedaille über 400m
© Getty

Im Schatten der Großen wurde vor zwei Wochen ein 18-Jähriger 400-m-Weltmeister, dessen Talent sich wohl nur mit jenem von Jamaikas Sprintstar Usain Bolt vergleichen lässt: Kirani James aus Grenada, einer Insel der Kleinen Antillen.

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Wenn die Stars der Szene am Freitag beim Diamond League-Finale in Brüssel noch einmal große Kasse machen, hat der neue Usain Bolt längst die Beine hochgelegt. Kirani James, so der Name des seit dem 1. September 19 Jahre alten "Wunderkindes" von der 90.000-Seelen-Insel Grenada, tut immer nur das, was nötig ist.

"Es ist wirklich so, dass Kirani nur so schnell läuft, wie es zum Sieg notwendig ist. Zeiten und Rekorde interessieren ihn überhaupt nicht", sagt Robert Wagner, der österreichische Manager des 1,88 m langen Viertelmeilers, über das seit fünf Jahren über 400 m ungeschlagene Talent.Sein Rezept: 300 m unauffällig dahintreiben, auf den letzten 50 m tun, was sein muss.

Bei der Leichtathletik-WM in Daegu lief der damals noch 18-Jährige genau 0,03 Sekunden schneller als LaShawn Merritt, um dem großen US-Favoriten in 44,60 Sekunden das Gold zu entreißen.

Auch in der Diamond League vor Merritt

In der Diamond League reichten ihm zwei Starts und zwei Siege (doppelte Punktzahl im Züricher Finale), um in der Wertung der sieben besten Saisonrennen alle anderen im Kampf um die 40.000-Dollar-Prämie auszustechen.Dabei lag er in Zürich in neuer Bestzeit von 44,36 ausnahmsweise 0,31 Sekunden vor Merritt.

Schon in Daegu wäre der Name Kirani James deutlich bekannter geworden, wenn der WM-Triumph des Seriensiegers am 30. August nicht überstrahlt worden wäre von internationalen Höhepunkten und drei deutschen Medaillen inklusive des Diskus-Goldes von Robert Harting.

Doch dem jungen Mann, der diesmal noch im Schatten anderer stand, gehört ganz sicher die Zukunft.

Jugend-Weltmeister mit 14

Mit 14 Jahren schon wurde Kirani James in Ostrau in 46,96 Sekunden Jugend-Weltmeister in der Klasse der meist 18-Jährigen. Ein Jahr später siegte er bei der Junioren-WM im polnischen Bydgoszcz und 2009 zusätzlich über 200 m (21,05) bei seiner zweiten Jugend-WM im Südtiroler Brixen (45,24).

"Harvey Glance hat dieses Talent früh erkannt und in Alabama unter seine Fittiche genommen. Wichtig war vor allem, dass Kirani damals dem amerikanischen Uni-System entzogen wurde, in dem zu viele Talente wegen zu vieler Rennen auf der Strecke bleiben", sagt Robert Wagner über den guten Blick des früheren 100-m-Weltrekordlers, Olympiasiegers und -Weltmeisters über 4x100 m.

Ausbildung in den USA

Glance war damals zu den Eltern des 16-Jährigen ins 500 Seelen zählende Fischerdorf Gouyave auf der kleinen Antillen-Insel geschippert, die zwischen der Karibik und dem Atlantik liegt.

Mit deren Einverständnis nahm er Kirani James gleich mit nach Alabama. Als 17 Jahre alter College-Schüler wurde er bereits US-Studentenmeister, wenig später folgte die Steigerung auf 45,02 bei den Karibik-Meisterschaften in Georgetown.

2011 trumpfte das Riesentalent schon im Winter in der Halle mit dem 400-m-Junioren-Weltrekord von 44,80 Sekunden auf. Dann gings über 44,61 (London) und 44,60 (Daegu) weiter bis zu den 44,36 von Zürich. Darüber, wer 2012 in London 400-m-Olympiasieger wird, muss nicht groß spekuliert werden.

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