Die große Usain-Bolt-Show bei der Leichtathletik-WM erlebte ein grandioses Finale. Was für den jamaikanischen Supersprinter in Daegu als Episode aus "Pleiten, Pech und Pannen" mit dem Fehlstart im 100-m-Finale begonnen hatte, endete im totalen Triumph.
Bolt führte Jamaikas 4x100-m-Staffel als Schlussläufer in der letzten Entscheidung der Titelkämpfe zur Goldmedaille in neuer Weltrekordzeit von 37,04 Sekunden. Er gewann damit seinen zweiten Titel nach dem überlegenen Sieg über die 200 m.
Fünfter WM-Titel
"Ich bin stolz auf mein Team und freue mich sehr. Ich habe es genossen, der Schlussläufer zu sein. Ich hatte ein bisschen Probleme mit meiner Achillessehne und konnte deshalb nicht in der Kurve laufen", sagte Bolt, der sich mit seinen Teamkameraden zudem über den 100.000-Dollar-Weltrekordbonus freuen konnte. Bolt hat nach dem Dreifach-Triumph von Berlin 2009 bereits fünf WM-Titel gesammelt.
Wie ein Irrwisch fegte Bolt nach dem erneuten Husarenstück der Karibik-Sprinter über die blaue Bahn des mit 45.000 Zuschauern ausverkauften WM-Stadions und genoss die Jubelstürme. Der Rest war Lachen und Tanzen - und natürlich das Posieren vor der Anzeigetafel mit der 37,04 drauf. Um sechs Hundertstelsekunden hatte Jamaika seinen eigenen Weltrekord von den Olympischen Spielen 2008 in Peking unterboten.
"Es war nur ein kleiner Schritt"
Bereits am Samstag hatte es den ersten Teil der Bolt-Show gegeben. Der 25-Jährige trug die jamaikanische Flagge um den Hals geknotet wie Superman sein rotes Cape, nachdem er in überragenden 19,40 Sekunden zum WM-Titel über 200 m geflogen war.
Den Sieg kommentierte er, als wäre es nichts gewesen. "Es war nur ein kleiner Schritt auf dem Weg, eine Legende zu werden. Ich fühle mich großartig. Ich bin immer noch der Beste", sagte Bolt, der vor dem Start wie gewohnt seine Mätzchen gemacht hatte.
Er spielte mit der Kamera, sobald er sein Gesicht auf den Großbildleinwänden erblickte. Er strich sich seine Augenbrauen glatt, zeigte den "Bolt-Blitz" und äffte das WM-Maskottchen nach, das auf den Bildschirmen mit dem Zeigefinger vor dem Mund um Ruhe bat.
Bloß kein Fehlstart...
Doch das konnte nicht überdecken, wie konzentriert Bolt an diesem Abend seinen Job erledigte.
Er blieb am längsten im Startblock, um auf keinen Fall wieder zum Fehlstart-Trottel zu werden. "Ich habe über die 100 m einen Fehler gemacht. Aber ich hätte das Rennen gewonnen", sagte Bolt.
Die 19,40 Sekunden waren eine eindrucksvolle Demonstration seiner Stärke auf den 200 m. Nur Bolt selbst bei seinen Weltrekorden mit 19,30 und 19,19 sowie der amerikanische Olympiasieger Michael Johnson (19,32) waren jemals schneller gewesen.