David Storl war die Ruhe selbst. In aller Gelassenheit gab der Kugelstoß-Weltmeister Interviews und Autogramme, selbst seine Rückenprobleme bereiteten dem 23-Jährigen bei den deutschen Meisterschaften der Leichtathleten in Leipzig keine übermäßig schlechte Laune. Und die nationale Konkurrenz konnte ihn bei seinem Heimspiel ohnehin nicht gefährden.
Mit über zwei Metern Vorsprung gewann der rund 60 Kilometer von Leipzig entfernt geborene Storl seinen dritten Hallen-Titel- und stand mit seiner danach zur Schau gestellten Entspanntheit sinnbildlich für die derzeitige Gemütslage der deutschen Leichtathletik: Die Hallen-WM in Sopot (7. bis 9. März) kann kommen.
Storl: Ziel ist Gold
"Ich fahre dahin und mache einfach meinen Wettkampf", sagte Storl und ließ sich auch durch die unvermeidlichen Fragen nach dem noch fehlenden WM-Gold in der Halle nicht aus der Ruhe bringen. "Ich hab auch noch kein Bronze", antwortete er nach seinem Siegesstoß auf 21,22 Meter mit einem verschmitzten Lächeln.
15 Zentimeter stieß er zwar weniger als der Weltjahresbeste Ryan Whiting (USA) - doch Storl ist bei Saisonhöhepunkten immer für eine deutliche Steigerung gut. Nicht nur deshalb lautet sein Ziel natürlich Gold - und nicht Bronze.
Ähnlich zufrieden wie Storl waren auch die Verantwortlichen des DLV. "Ich glaube, wir werden uns in Sopot als starke deutsche Nationalmannschaft präsentieren", sagte DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen.
Das selbst ausgegebene Ziel von mehr als 15 qualifizierten deutschen Athleten wurde bereits am ersten Tag erreicht. Zudem gaben sich auch die anderen deutschen Medaillenhoffnungen keine Blöße.
Schwanitz mit guten Chancen
Hallen-Europameisterin Christina Schwanitz (LV Erzgebirge) siegte mit 19,89 m ebenso wie ihr Kugelstoß-Kollege überlegen, dabei war sie ebenfalls durch einen eingeklemmten Nerv leicht gehandicapt.
"Eigentlich wollte ich ein bisschen weiter stoßen, aber das ist Gemecker auf hohem Niveau", sagte Schwanitz, die mit 20,05 derzeit Weltjahresbeste ist: "Aber dann mache ich das eben in Sopot. Dort geht es um Gold oder Silber."
Zu solchen Medaillenvorhersagen ließ sich Hürdensprinterin Nadine Hildebrand zwar nicht hinreißen, doch auch die Sindelfingerin lieferte erneut einen Beweis ihrer Klasse ab. In 7,92 Sekunden blieb sie nur eine Hundertstel über ihrer Weltjahresbestleistung und könnte bei der WM ihre starke Saison veredeln.
"Ich brauche keine Angst zu haben"
"Dass ich es auch mit internationaler Konkurrenz kann, habe ich schon mehrfach gezeigt", sagte die 26-Jährige: "Das gibt Sicherheit. Ich weiß: Egal, welche Namen neben mir stehen, ich brauche keine Angst zu haben." Kurioserweise hatte Hildebrand in Leipzig aber mit überraschend starker Konkurrenz zu kämpfen.
Lokalmatadorin Cindy Roleder schob sich in persönlicher Bestleistung von 7,95 Sekunden auf Platz fünf des Jahresrankings vor - obwohl sie eigentlich auf den Mehrkampf umgestiegen war und nun völlig überraschend vor der Frage steht, ob sie außerplanmäßig nach Sopot reisen soll: "Ich weiß es noch nicht. Die Trainer müssen entscheiden, ob es Sinn macht."
Spiegelburg un Sailer in Form
Weitere nationale Titel gewannen Stabhochspringerin Silke Spiegelburg (Leverkusen/4,61m) und Sprinterin Verena Sailer (Mannheim). Die ehemalige 100-m-Europameisterin Sailer holte sich in Saisonbestleistung von 7,14 Sekunden ihren vierten Titel in Folge - und den sechsten Hallen-Titel insgesamt.
Ohne WM-Norm blieb dagegen der ehemalige Weitsprung-Europameister Christian Reif (Rehlingen). Er wurde in Leipzig mit 7,89 m nur Zweiter und muss mit seinem bisher erzielten 8,02 m auf eine Ausnahmeregelung hoffen.