Seinen polnischen Dauerrivalen Piotr Malachowski hielt Robert Harting zuletzt mühelos in Schach, auf dem Weg zum nächsten Titel benötigt der Diskus-Riese jedoch mehr als seine individuelle Klasse. Bei der Team-EM in Braunschweig ist Olympiasieger Harting am Wochenende im Kampf um Gold auf Hilfe von prominenter Stelle angewiesen.
Gemeinsam mit Kugelstoßer David Storl, Hammerwerferin Betty Heidler und weiteren deutschen Leichtathleten peilt Harting als deutscher Kapitän den zweiten Team-EM-Titel nach 2009 an.
Dabei setzt der dreimalige Weltmeister auch auf den Heim-Faktor. "Unser Vorteil sind die Zuschauer. Wenn die uns richtig nach vorn peitschen und wir uns im Stadion gut anstellen, ist der Sieg möglich", sagte der 29-Jährige dem Fachmagazin Leichtathletik.
20 Disziplinen stehen an
In jeweils 20 Disziplinen für Frauen und Männer werden in Niedersachsen Punkte vergeben - am Ende gewinnt die Mannschaft mit den meisten Zählern. 2009 wurde die Team-EM in ihrer jetzigen Form erstmals ausgetragen, gleich bei der Premiere siegte die deutsche Mannschaft.
Seither wartet der DLV auf den zweiten Gesamtsieg. "Unser Ziel ist auf jeden Fall ein Platz unter den ersten Zwei", sagte DLV-Präsident Clemens Prokop, der in einer Mannschaft aus Individualsportlern auf das "Wir-Gefühl" setzt.
Und auf Robert Harting. Seit Wochen befindet sich der Berliner in bestechender Form, beim Diamond-League-Meeting in New York setzte er sich zuletzt mit der Meeting-Rekordweite von 68,24 m durch.
Zwar macht sich Harting in diesem Jahr kaum Hoffnungen auf Weiten über 70 Meter, dennoch ist der "Herr der (Diskus-)Ringe" beim willkommenen Test für die EM in Zürich (12. bis 17. August) ein Punktegarant.
Russland ärgster Konkurrent
"Ich muss auf jeden Fall etwas aggressiver werfen als bei den letzten zwei Starts. Da bin ich zu technisch an die Sache herangegangen", sagte Harting, der sich auf die Eigenheiten der Team-EM einstellt: "Der erste Versuch muss dann vom Kopf her schon der dritte sein. Einen Hänger kann man sich nicht leisten."
Der größte Rivale im Eintracht-Stadion ist Titelverteidiger Russland. Doch auch Großbritannien oder Frankreich, das allerdings ohne den verletzten Sprint-Star Christophe Lemaitre auskommen muss, rechnen sich Chancen aus. Insgesamt schicken die zwölf stärksten Leichtathletik-Nationen des Kontinents Athleten in den Wettkampf.
Heidler will wieder überzeugen
"Man startet nicht nur für sich, sondern auch für die Mannschaft, und muss Verantwortung übernehmen", sagte Hammerwerferin Heidler, die ihren Teil zum Erfolg beitragen will.
Mit einer ähnlichen Leistung wie zuletzt beim Meeting im tschechischen Ostrau wäre dem DLV-Team in jedem Fall geholfen. Mit einem Wurf auf 78,00 m hatte die 30-Jährige dort dominiert und eine Weltjahresbestleistung aufgestellt.
Zu den weiteren deutschen Hoffnungsträgern zählen unter anderem die stark in die Saison gestartete Sprinterin Verena Sailer, Speerwerferin Linda Stahl oder Kugelstoß-Vizeweltmeisterin Christina Schwanitz.