Die Norm von 8,05 m für die Europameisterschaft in Zürich überbot Rehm deutlich. "Ich habe immer noch Herzklopfen", sagte Rehm, "es gibt einfach Sprünge, die trifft man perfekt - und so war das heute." Seine Leistung geht allerdings nur unter Vorbehalt in die Wertung ein, weil noch nicht abschließend geklärt ist, ob er durch seine Prothese einen Vorteil gegenüber den Nichtbehinderten hat.
Rehm düpierte in Ulm die versammelte deutsche Weitsprung-Elite. Der ehemalige Europameister Christian Reif, der sich im Mai auf 8,49 m gesteigert hatte, kam nicht über 8,20 m und Platz zwei hinaus. Dritter wurde Julian Howard (Karlsruhe) mit 7,90 m. Der amtierende Europameister Sebastian Bayer (Hamburg) erlebte mit 7,62 m als Fünfter ein Debakel. Hinterher heizte der 28-Jährige die Diskussion um ein etwaiges Technik-Doping bei Rehm an: "Die Prothese ist gefühlte 15 Zentimeter länger als das andere Bein."
Rehm wohl bei EM dabei
Rehm wird vom DLV nun aller Voraussicht nach für die EM nominiert. Dann muss der Europa-Verband EAA über einen endgültigen Start in der Schweiz entscheiden.
Der Blondschopf liegt nach seinem Coup auf Rang fünf in Europa. "Was die EM angeht, müssen wir abwarten. Da werden sicher noch Gespräche geführt und auch geführt werden müssen." Ein juristisches Hickhack, um seinen Start in Zürich einzuklagen, schloss Rehm aus. "Ich vertraue den Analysen des DLV", sagte er.
Biomechaniker haben während des Wettkampfes Daten erhoben, um zu analysieren, ob seine Leistungen mit denen der anderen Springer zu vergleichen sind. Wann die Wissenschaftler geklärt haben, ob Rehm mit seiner Prothese einen unfairen Vorteil gegenüber Nicht-Behinderten hat, steht noch nicht fest. Der DLV strebt für die Zukunft eine Art TÜV für Prothesen an, um Leistungen vergleichbar machen zu können.