Craft feiert Bronze

SID
Shanice Craft sorgte mit ihre Bronzemedaille für den einzigen deutschen Erfolg in Zürich
© getty

Shanice Craft hat die Medaillenkrise der deutschen Leichtathleten bei der EM in Zürich beendet und dem DLV das fünfte Edelmetall beschert. Die 22 Jahre alte Diskus-Hoffnung gewann im Letzigrund Bronze und feierte den größten Erfolg ihrer jungen Karriere.

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Shanice Craft hat die Medaillenkrise der deutschen Leichtathleten bei der EM in Zürich beendet und dem DLV das fünfte Edelmetall beschert. Die 22 Jahre alte Diskus-Hoffnung gewann im Letzigrund Bronze und feierte den größten Erfolg ihrer jungen Karriere.

Die deutsche EM-Bilanz fällt damit vor dem Schlusstag der Titelkämpfe etwas angenehmer aus, das Ergebnis von Helsinki 2012 mit 16 Medaillen (6 Gold, 6 Silber, 4 Bronze) ist aber schon längst außer Reichweite geraten. Es droht das schlechteste Ergebnis einer gesamtdeutschen Mannschaft - Minus-Rekord sind elf Medaillen (4-5-2) bei der EM 2006 in Göteborg. Top-Favorit auf Gold ist am Schlusstag aber immerhin Kugelstoßerin Christina Schwanitz.

Multitalent Craft, 2012 Junioren-Weltmeisterin mit der Kugel, musste sich mit 64,33 m nur Kroatiens überragender Olympiasiegerin Sandra Perkovic (71,08) und der Französin Mélina Robert-Michon (65,33) geschlagen geben. Für Craft war es die erste große Medaille bei den "Erwachsenen", während Perkovic der weltweit weiteste Wurf seit 22 Jahren gelang.

"Ich kann es noch nicht begreifen, nicht in Worte fassen. Von einer Medaille habe ich geträumt, und nun habe ich sie", sagte Craft: "Mein Glücksgefühl liegt auf einer Skala von 1 bis 10 bei 10.000. An Silber war ich dicht dran, das hat nicht ganz gereicht. Aber das waren auch meine ersten Europameisterschaften - ich habe meine Karriere noch vor mir."

Die frühere Junioren-Weltmeisterin Anna Rüh (Neubrandenburg) wurde mit 62,46 m Fünfte. Die Berlinerin Julia Fischer, Freundin von Diskus-Riese Robert Harting, komplettierte als Fünfte (61,20) das starke deutsche Team-Ergebnis.

Stabhochsprung: Weltrekordler Lavillenie überragend

Der erwartete Favoritensieg gelang derweil Frankreichs Stabhochsprung-Weltrekordler Renaud Lavillenie, der 5,90 m übersprang und sich vergeblich an 6,01 m versuchte. Der Leverkusener Karsten Dilla kam nicht über 5,40 m und Platz neun hinaus. Im Dreisprung-Finale reichte es für die deutsche Meisterin Kristin Gierisch (Chemnitz) beim Sieg der Ukrainerin Olga Saladuha (14,73 m) mit schwachen 13,76 m nur zu Platz neun, Jenny Elbe (Dresden/13,68) wurde Elfte.

Die Sprintstaffeln sorgten am Samstag für ein Wechselbad der Gefühle im deutschen Lager: Erst schied das Frauen-Quartett nach einem Wechselfehler aus, wenig später lief ein starker Männer-Vierer um den deutschen Rekordhalter Julian Reus mit Vorlauf-Bestzeit ins Finale am Sonntagnachmittag und unterstrich damit seine Medaillen-Ambitionen. Über 4x400 m schafften beide deutschen Teams den Einzug in die Entscheidungsrennen.

Das Sprint-Quartett der Männer um Aufsteiger Reus (Wattenscheid) und den EM-Fünften Lucas Jacubczyk (Berlin) deutete sein großes Potenzial an und lief bis auf 13 Hundertstel an den deutschen Rekord (38,02) aus dem Jahr 2012 heran. Dabei hatte sich Reus zuletzt mit muskulären Problemen in der Kniekehle herumgeplagt und musste mit Spritzen behandelt werden.

"Das war noch kein voller Lauf, da haben wir ein Zeichen gesetzt", sagte Jakubczyk in der ARD: "Wir können morgen selbstbewusst auf die Bahn gehen. Wir wollen vorne sein. Punkt."

Ratlosigkeit nach dem Aus der Sprint-Damen

Ratlos waren derweil die Sprint-Mädels des DLV. "Keine Ahnung, was da passiert ist. Das ist einfach dumm gelaufen", sagte Rebecca Haase (LV Erzgebirge), deren Wechsel auf Tatjana Pinto (Münster) völlig in die Hose gegangen war. "Ich hatte den Stab schon berührt, aber da war er schon wieder weg", meinte Pinto, die trotz muskulärer Probleme zum Einsatz gekommen war. Schlussläuferin Verena Sailer musste unverrichteter Dinge ins Ziel gehen. "So ist eben Sport", sagte die Ex-Europameisterin.

Die deutschen 4x400-m-Männer mit Thomas Schneider (Magdeburg), Miguel Rigau (Köln), David Gollnow und Jonas Plass (beide München) liefen in 3:02,45 Minuten Saison-Bestleistung und die drittbeste Zeit aller Teams. Kamghe Gaba (München), der am Freitag im Einzelfinale über 400 m Sechster geworden war, wurde im Vorlauf geschont. Das Frauen-Quartett erreichte ohne die ebenfalls pausierende deutsche Meisterin Esther Cremer in 3:30,39 die sechstbeste Zeit.

Den Frauen-Marathon hatte am Morgen die Französin Christelle Daunay gewonnen. Die 39-Jährige setzte sich nach 42,195 km in Meisterschafts-Rekordzeit von 2:25:14 Stunden vor Vize-Weltmeisterin Valeria Straneo aus Italien (2:25:27) durch. Die deutsche Hoffnung Sabrina Mockenhaupt (LG Rhein-Sieg) gab kurz nach der Halbzeit auf.