Fünf Jahre Haftstrafe für Pistorius

SID
Das Urteil gegen Oscar Pistorius wurde in Pretoria verkündet
© getty

Oscar Pistorius hatte sich von der Anklagebank erhoben, im schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte wartete er stocksteif auf sein Urteil. Nur seine Kiefermuskeln malmten und eine Ader pochte auf der Stirn, als ihn Richterin Thokozile Masipa ins Gefängnis schickte.

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Der südafrikanische Paralympics-Star muss wegen der fahrlässigen Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp für fünf Jahre hinter Gitter. Sofort nachdem das mit Spannung erwartete Strafmaß gegen den einstigen Nationalhelden verlesen war, wurde Pistorius auch schon in eine Zelle unter dem Gerichtssaal geführt.

"Es wäre ein trauriger Tag für dieses Land, wenn der Eindruck entstünde, dass es ein Gesetz für die Armen und Benachteiligten gebe und ein anderes für die Reichen und Berühmten", sagte Richterin Masipa während der Begründung des Strafmaßes. Die Staatsanwaltschaft hatte mindestens zehn Jahre Gefängnis gefordert, Pistorius' Verteidigung plädierte auf Hausarrest und gemeinnützige Arbeit. Beide Seiten können innerhalb von 14 Tagen gegen das Urteil in Berufung gehen. Möglich waren bis zu 15 Jahre Haft.

Steenkamp-Familie begrüßt Strafmaß

Vor dem Gerichtsgebäude forderte eine Menschenmenge eine härtere Strafe für Pistorius: "Er sollte für Mord verurteilt werden." Die Familie der getöteten Reeva Steenkamp begrüßte jedoch das Strafmaß. Er sei "sehr froh", sagte ihr sichtlich angeschlagener Vater Barry. Ein Anwalt sagte, die Familie sei "zufrieden".

Für ein weiteres Waffenvergehen verhängte Richterin Masipa außerdem drei Jahre Haft auf Bewährung. Eine "perfekte Strafzumessung" gebe es nicht, sagte sie. Vielmehr gehe es darum, den richtigen Ausgleich zu finden zwischen Vergeltung für die Tat, Berücksichtigung der Umstände und des Profils des Täters sowie dem besten Weg zu einer Resozialisierung.

Um 10.34 Uhr war einer der spektakulärsten Prozesse Südafrikas vorerst beendet. Dutzende Kamerateams, Fotografen und Reporter aus aller Welt versammelten sich vor dem Gerichtsgebäude, über sieben Monate hatte die Verhandlung das Land in Atem gehalten. Richterin Masipas Urteilsbegründung dauerte 64 Minuten, dann ließ sie den 27-Jährigen abführen. Bei guter Führung von Pistorius könnte die Strafe allerdings schon nach zehn Monaten in Hausarrest umgewandelt werden. Die sportliche Karriere des gefallenen Stars ist aber so oder so beendet.

Tötung als grob fahrlässig eingestuft

Pistorius hatte Steenkamp in der Nacht zum Valentinstag 2013 mit vier Schüssen durch die geschlossene Toilettentür seines Hauses getötet. Er gibt an, sie für einen Einbrecher gehalten und in Panik geschossen zu haben. Nach Ansicht des Gerichts sei dies eine grob fahrlässige Handlung gewesen. Die Staatsanwaltschaft habe aber den Mordvorwurf nicht zweifelsfrei belegen können.

"Mit einer tödlichen Waffe feuerte der Angeklagte nicht einen, sondern vier Schüsse ab", sagte Masipa, "die Toilette war nur eine kleine Kabine und es war kein Platz für eine Flucht für die Person hinter der Tür." Pistorius habe gewusst, dass sich hinter der Tür ein Mensch befindet.

Südafrika schaute beim Absturz seiner Ikone live im Fernsehen zu. Pistorius schrieb Geschichte, als er 2012 in London als erster Mensch mit Behinderung an den Olympischen Spielen teilnahm. Seine Erfolgsgeschichte inspirierte Millionen von Menschen. Er wurde als Held gefeiert, verdiente Millionen und schaffte es unter die Top 10 der "Sexiest Man Alive".

Doch während des Prozesses kam auch die dunkle Seite des Helden ans Licht. Pistorius ist ein aufbrausender Charakter und Waffennarr mit dem Hang zur Gewalt. Seinen Status als Volksheld hat er längst verloren.

Während des monatelangen Prozesses war Pistorius immer wieder zusammengebrochen. Beim Urteil wirkte der einstige Nationalheld wie gelähmt.

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