"Mediziner und Pharmakologen betätigen sich als Kriminelle und organisieren, begleiten und unterstützen diesen Betrug im internationalen Spitzensport. Die Athleten sind Mitwisser und letztlich Täter. Diese Konstellation gibt es sicher nicht nur in Russland. Sie gibt es in nahezu allen Hochleistungssportnationen der Welt", sagte Digel der "FAZ".
Auch Deutschland wollte Digel nicht ausklammern. "Ja, schließlich haben wir den Skandal an der Freiburger Universität vorzuweisen. Die Beteiligung verantwortungsloser Ärzte am Doping-Betrug in Deutschland ist hinlänglich bekannt." Zwar habe sich die Situation gebessert, aber "Doping-Missbrauch im deutschen Hochleistungssport von heute kann nicht ausgeschlossen werden."
Suspendierung von Mitgliedern?
Unterdessen nahm Digel den Leichtathletik-Weltverband IAAF nach den jüngsten Berichten über systematisches Doping in der russischen Leichtathletik in die Pflicht. "Die IAAF muss an einer Aufklärung aller Vorwürfe interessiert sein. Nun erweist es sich als wichtig und als Glücksfall, dass wir im vergangenen Jahr beschlossen haben, eine unabhängige Ethik-Kommission zu berufen", sagte der frühere Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).
Es könnte weitreichende Sanktionen geben, so Digel. "Das kann, wenn die Ethik-Kommission das empfiehlt, bis zur Suspendierung von Mitgliedern und des Präsidiums und zum Ausschluss von Verbänden gehen." Die Ethik-Kommission bestehe aus unabhängigen Juristen. Den Vorsitz hat der Brite Michael Beloff, ein anerkannter Richter am CAS. Zum Kreis gehört aber auch der Brasilianer Carlos Nuzman, der in der Vergangenheit schon mehrfach mit Korruption in Verbindung gebracht worden war.
Die "ARD"-Sendung "Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht" hatte am Mittwoch zahlreiche Zeugenaussagen und belastende Dokumente zu systematischem Doping im russischen Spitzensport, vor allem in der Leichtathletik, geliefert.