"Dass die IAAF darauf sehr zurückhaltend reagiert, ist beleidigend für alle sauber kämpfenden Sportler. Doch das Verhalten der WADA ist noch schlimmer. Für mich ist sie gescheitert", schreibt Harting in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Samstagausgabe).
Eine ARD-Reportage hatte akribisch aufgezeigt, dass im russischen Sport flächendeckend und maßlos manipuliert, dies von der nationalen Anti-Doping-Agentur RUSADA gedeckt und von Stellen den IAAF zumindest toleriert werde.
Dafür wurden zahlreiche Zeugenaussagen und belastende Dokumente zu systematischem Doping im russischen Spitzensport, vor allem in der Leichtathletik, geliefert.
Auch die WADA war zuletzt unter Druck geraten. Einem FAZ-Bericht zufolge hatte die 800-m-Läuferin und Doping-Kronzeugin Julia Stepanowa die oberste Anti-Doping-Behörde bereits Anfang 2013 in einem Brief ausführlich über die Vorgänge in Russland unterrichtet.
Sorge vor einem Doping-Anschlag
Harting beklagte zudem die Ungleichbehandlung der Athleten in verschiedenen Ländern. "Das System ist erst fair, wenn auch Länder und Verbände gesperrt werden, die sich nicht an die Regeln halten", schreibt Deutschlands Sportler des Jahres weiter und fügt mit Blick auf das strenge Abmeldesystem in Deutschland an: "Wir akzeptieren drastische Einschnitte ins Private. Diese sind noch schmerzhafter, wenn man weiß, dass in anderen Ländern so etwas gar nicht stattfindet."
Aus Sorge vor einem Doping-Anschlag auf ihn halte er sich mit öffentlicher Kritik an bestimmten Personen aber zurück. "Denn wer positive Kontrollen vertuschen kann, der kann auch negative Proben manipulieren. Ich weiß, dass ich sauber bin. Ein Anschlag ist sehr leicht auszuführen. Das alles ist anscheinend möglich und verängstigt mich enorm."