7000 erwartungsfrohe Zuschauer im Icahn Stadium trauten ihren Augen kaum, als der sechsmalige Olympiasieger über 200 m nur zu einem mühevollen Sieg in 20,29 Sekunden kam. Nur drei Hundertstel fehlten Zharel Hughes von der kleinen Antilleninsel Anguilla (gut 15.000 Einwohner!) zum größten Triumph seiner Karriere.
Vom Usain Bolt in Glanzform war der Dominator der vergangenen Dekade etwa so weit entfernt wie der Big Apple von seiner Heimat Jamaika. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass ihm an der Stätte seines ersten Weltrekordes (9,72 Sekunden über 100 m im Jahr 2008) 2,8 m Gegenwind ins Gesicht bliesen.
Bolt ist langsamer als Gatlin
Für Bolt war es der dritte Saisonauftritt über die halbe Stadionrunde, seine Bestzeit steht damit weiter bei nur 20,13 Sekunden. Damit ist der achtmalige Weltmeister deutlich langsamer als sein US-Rivale Justin Gatlin, der die Saison-Weltrangliste mit 19,68 Sekunden klar anführt und nach Bolts aktueller Vorstellung in Peking favorisiert wäre. Auch über 100 m ist der ehemalige Dopingsünder Gatlin in diesem Jahr mit 9,74 Sekunden klar schneller als Bolt (10,12).
Ob sich Bolt in Peking wirklich seinem Rivalen stellt, erscheint nach der Vorstellung in New York mehr als fraglich. Gatlin dürfte sich genüsslich die Hände reiben, er war in der US-Metropole nicht am Start.
Deutsche Athleten überzeugen nicht
Durchwachsen war das Abschneiden eines deutschen Trios. Der deutsche Speerwurf-Meister Thomas Röhler aus Jena und Diskuswerferin Shanice Craft aus Mannheim belegten jeweils vierte Plätze, Arne Gabius lief über 5000 m klar an der Norm für die WM im August in Peking vorbei. Der 23-Jährige Röhler kam auf 81,40 m. Die EM-Dritte Craft feierte nach ihrer Verletzungspause mit 62,69 m ein gelungenes Comeback.
Der letztjährige Diamond-League-Gewinner Röhler lag mehr als zwei Meter hinter dem siegreichen Weltmeister Vitezslav Veselý (Tschechien), der mit 83,62 m seine Führung in der Disziplin-Gesamtwertung ausbaute. Zweiter wurde der Finne Ari Mannio mit 83,37. Auch Diskus-Olympiasiegerin Sandra Perkovic (Kroatien) gab sich keine Blöße und feierte mit 68,44 m ihren vierten Sieg im vierten Wettbewerb.
Ohne Chance war der EM-Zweite Arne Gabius im 5000-m-Rennen. Der 34-Jährige kam als Sechster hinter Sieger Ben True (USA/13:29,48) nach 13:32,68 Minuten ins Ziel. Die Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV)wurde auf 13:19,00 Minuten festgelegt. Gabius hatte Ende Mai in Eugene/Oregon über 10.000 m überrascht und mit der persönlichen Bestzeit von 27:43,93 Minuten die WM-Richtzeit geknackt.