Gatlin will Bolt vom Sockel stoßen

SID
Justin Gatlin will Usain Bolt in diesem Jahr auf die 100m angreifen
© getty

Saubermann gegen Prügelknabe, Posterboy gegen Buhmann: Die Sprintstars Usain Bolt und Justin Gatlin bringen sich für ihr WM-Duell in Stellung.

Cookie-Einstellungen

Justin Gatlin schert sich nicht um sein Image. "Mir ist es ziemlich egal, was die Welt über mich denkt", sagt der Ausgestoßene der Leichtathletik. Der umstrittene US-Sprinter will nicht die Herzen der Fans gewinnen, sondern seine Rennen. Und er brennt auf das Duell mit seinem großen Widersacher Usain Bolt. "Ich bin bereit", sagt Gatlin. Der 33-Jährige glaubt fest daran, dass er den Superstar aus Jamaika vom Sockel stoßen kann. Es wäre eine Sensation.

Bolt gegen Gatlin, Saubermann gegen Prügelknabe, Posterboy gegen Buhmann: Es wird der Zweikampf dieser Saison - auch wenn sich die beiden Kontrahenten bis zur Weltmeisterschaft in Peking (22. bis 30. August) wohl aus dem Weg gehen werden. Den Showdown in China, wo Bolt 2008 zum Mega-Star aufstieg, vergleicht Gatlin schon jetzt mit dem legendären Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman. "Das wird ein echter 'Rumble in the Jungle", sagt Gatlin vor seinem Auftritt bei Diamond-League-Meeting in Rom.

Der US-Amerikaner läuft nach dem Ende seiner zweiten Dopingsperre (Testosteron) schneller denn je und ist mittlerweile seit 20 Rennen ungeschlagen. Mit seinen absoluten Top-Zeiten von 9,74 Sekunden über 100 m und 19,68 Sekunden über 200 m hat Gatlin den Druck im Fernduell mächtig erhöht. Angesichts dieser Zahlen dürfte auch der eigentlich unerschütterliche Bolt, der seinen nächsten Auftritt am 13. Juni in New York hat, kurz die Augenbrauen hochgezogen haben.

Bolt gibt sich selbstbewusst

Doch der Liebling der Massen gibt sich weiter betont cool. "Ich habe keine Angst vor den anderen. Ich konzentriere mich auf mich, meine Herausforderungen und darauf, dass ich wieder in Form komme", sagt Bolt. Doch der mittlerweile auch schon 28 Jahre alte Olympiasieger weiß nach seiner schwachen Vorsaison nur zu gut, dass er mehr denn je gefordert wird. Und so hat der Glamour-Boy sogar seinen Lebensstil verändert. Er achte mehr auf seinen Körper, ernähre sich bewusster, mache vorbeugend mehr Medizin-Checks als früher und gehe sogar weniger auf Partys, sagt Bolt. Trotzdem brauchte er über 200 m zuletzt in Ostrau 20,13 Sekunden. Eine Zeit, die er früher wohl in Flip Flops gelaufen wäre.

Und so ist Gatlins Ego mittlerweile so groß wie die Muskeln seiner Oberschenkel. "Ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin", sagt der Mann aus Brooklyn. Und: "Ich will noch schneller werden." Den Vorwurf seiner Kritiker, er profitiere noch immer vom Dopingmissbrauch, nennt er "lächerlich". Seine Vier-Jahres-Sperre von 2006 bis 2010 sei "Segen und Fluch zugleich". Natürlich steht er am Pranger, aber so sei auch seine "Haltbarkeit" verlängert worden. Und um sein Image schert sich Gatlin ja ohnehin nicht. Sein "Eifer", es allen und vor allem Bolt zeigen zu wollen, ist so groß wie nie.

Artikel und Videos zum Thema