"Ich wusste, dass ich das drauf habe und bin super happy", sagte Storl: "Das ist eine große Erleichterung, weil ich den 22 Metern so lange hinterher gejagt bin." Wie immer hatte er sich auch vor seinem Auftritt in Lausanne mit Heavy Metal auf den Ohren heiß gemacht - zu seinen Lieblingsbands zählen Rammstein und Slipknot.
Nachdem der Olympiazweite von London zuletzt aber immer wieder nur ganz knapp an den 22 Metern gescheitert war, wuchtete der 1,99-m-Hüne sein 7,25 Kilo schweres Arbeitsgerät bei besten Bedingungen diesmal deutlich über die für Kugelstoßer magische Marke hinaus. Der Europameister verbesserte seine bisherige Bestleistung aus dem Vorjahr um 23 Zentimeter. Im Freien haben in der Geschichte nur 15 Athleten weiter gestoßen.
Storl fast mit Weltjahresbestleistung
Hinter Storl kam der Weltjahresbeste Joe Kovacs (22,35) aus den USA mit 21,71 m auf Rang zwei vor seinem Landsmann Reese Hoffa (21,30). Europameister Storl ist erst der dritte deutsche Athlet, der jemals über 22 Meter gestoßen hat. Dies war zuvor nur den beiden Olympiasiegern Ulf Timmermann (23,06/1988) und Udo Beyer (22,64/1986) im Trikot der DDR gelungen.
Ein ganz starker Gatlin richtete über 100 m die nächste Kampfansage an Usain Bolt. In Abwesenheit des Superstars aus Jamaika hat der Olympiasieger von 2004 den letzten großen Sprint-Showdown vor den Titelkämpfen in Peking gewonnen. Der umstrittene US-Amerikaner ließ seinen Rivalen in 9,75 Sekunden keine Chance und setzte sich souverän gegen Asafa Powell (Jamaika) und Tyson Gay (USA/beide 9,92) durch.
Gatlin blieb in der Schweiz nur eine Tausendstelsekunde unter seiner eigenen Weltjahresbestleistung und gilt nach seiner nächsten Demonstration der Stärke nun endgültig als Goldfavorit für China. Der 33-Jährige rennt nach zwei Dopingsperren im fortgeschrittenen Sprinteralter schneller und konstanter als jemals zuvor. Bolt hatte seinen Start in der Vorwoche wegen Rückenproblemen abgesagt.
Holzdeppe schlägt Lavilenie
Einen Achtungserfolg schaffte Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe (Zweibrücken). Bei wechselnden und schwierigen Bedingungen setzte sich der 25-Jährige mit 5,76 m als Zweiter gegen seinen höhengleichen Dauerrivalen Renaud Lavillenie (Frankreich) durch. Den Sieg holte sich Ex-Weltmeister Pawel Wojiechowski aus Polen mit übersprungenen 5,84 m.
In einem Weltklasse-Feld kam Weitspringerin Sosthene Moguenara (Wattenscheid) mit 6,60 m auf Platz fünf. Dank einer Bestleistung von 67,13 Metern beendete Yaimi Perez (Kuba) die Siegesserie der Kroatin Sandra Perkovic (67,06 m) im Diskuswerfen. Neben der Olympiasiegerin und Weltmeisterin musste sich mit Denia Caballero (66,05/Kuba) eine weitere 70-Meter-Werferin als Dritte geschlagen geben. Nadine Müller (63,52/Leipzig) landete auf dem sechsten Platz.
Läufer-Star Mo Farah (32) hat sich nach den Doping-Anschuldigungen gegen seinen Trainer Alberto Salazar mit einem eindrucksvollen Sieg auf der Bahn zurückgemeldet. Der britische Doppel-Olympiasieger gewann die 5000 m beim Diamond-League-Meeting in Lausanne gewohnt souverän mit seinem legendären Schlussspurt in 13:11,77 Minuten. Zweiter wurde der erst 17 Jahre alte Äthiopier Yomif Kejelcha (13:12,59) vor Edwin Cheruiyot Soi aus Kenia (13:17,17).