WDR reagiert mit Unverständnis

SID
Als Folge der Ausstrahlung der Reportage richtete die WADA eine Untersuchungskommission ein
© getty

Der WDR hat mit "erheblichen Bedenken" auf das formale Vorgehen eines russischen Gerichts reagiert, das die folgenreiche Dokumentation "Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht" als unglaubwürdig eingestuft und den Sender zur Übernahme der Kosten des Verfahrens verurteilt hat.

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"Das ist ein Scheinprozess ohne jegliche Substanz", sagte WDR-Journalist und Regisseur Hajo Seppelt.

Nach WDR-Angaben sei die Klage, die das Datum 9. Februar 2015 trage, dem WDR noch immer nicht ordnungsgemäß zugestellt worden, sondern dem WDR erstmalig vor zwei Wochen per E-Mail zur Kenntnis gelangt. Zuvor habe es anscheinend aber bereits zwei Verhandlungen im September und November gegeben, über die der WDR nicht informiert worden sei.

Erst in der letzten mündlichen Verhandlung am 15. und 16. Dezember sei eine WDR-Anwältin anwesend gewesen. Es könne auch bezweifelt werden, dass das Gericht sich ernsthaft mit dem aufgrund der Kurzfristigkeit erst in der Verhandlung eingereichten Schriftsatz des WDR auseinandergesetzt habe.

Das ist "eine Farce"

"Da das Beweismaterial im Besitz der WADA-Untersuchungskommission dem Moskauer Gericht gar nicht vorliegt, basiert das Urteil auf vollständiger Unkenntnis der tatsächlichen Fakten", sagte Seppelt und ergänzte: "Ein Prozess, von dem die Beklagten erst nach Ende der Gerichtsverhandlung informiert werden, ist eine Farce."

Der WDR verwies darauf, dass die WADA die Richtigkeit der Enthüllungen des Beitrags in ihrem jüngst veröffentlichten Bericht "eindrucksvoll" bestätigt hätte. Der Sender will die Urteilsbegründung abwarten und dann über weitere Schritte entscheiden.

Als Folge der Ausstrahlung der Reportage, die erschütternde Hinweise auf organisiertes Doping vor allem in Russland und Kenia aufgedeckt hatte, richtete die Welt-Antidoping-Agentur WADA eine Untersuchungskommission ein. Diese warf Russland in ihrem Bericht staatlich unterstütztes Doping in der Leichtathletik vor.

Die IAAF suspendierte daraufhin den russischen Verband. Russlands Leichtathleten dürfen damit bis auf Weiteres nicht an internationalen Wettbewerben teilnehmen, zudem droht ihnen das Aus für die Olympischen Spiele in Rio.

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