Unter anderem werden der ehemalige IAAF-Schatzmeister Walentin Balachnitschew und der Sohn des ehemaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack für immer aus dem Verkehr gezogen. Auch Russlands Ex-Cheftrainer Alexej Melnikow wird lebenslang verbannt. Gabriel Dollé, ehemaliger Direktor des Anti-Doping-Programms der IAAF, wird für fünf Jahre gesperrt.
"Diese vier Personen, die schuldig befunden und sanktioniert worden sind, sind nicht mehr mit der IAAF in irgendeiner Weise verbunden", teilte der Verband mit. Der neue IAAF-Präsident Sebastian Coe reagierte zufrieden auf die verhängten Strafen.
"Ich möchte der unabhängigen IAAF-Ethikkommission für ihre sorgfältige und detaillierte Untersuchung danken. Die lebenslangen Sperren, die heute bekannt gegeben wurden, könnten keine stärkere Botschaft senden, als dass diejenigen, die versuchen, zu korrumpieren oder die Leichtathletik zu untergraben, zur Rechenschaft gezogen werden", sagte der Brite und ließ mitteilen, die IAAF sei verärgert, dass sich "Einzelne verschworen haben, um zu erpressen".
Auch Geldstrafen wurden ausgesprochen
Der ehemalige russische Verbandspräsident und IAAF-Schatzmeister Balachnitschew sowie Melnikow sollen zusammen mit Papa Massata Diack ein Korruptionssystem installiert haben, um positive Doping-Proben russischer Athleten gegen Zahlung von Schmiergeldern zu vertuschen. Papa Massata Diack war unter seinem Vater Lamine Diack Marketing-Berater der IAAF. Gegen beide läuft in Frankreich ein Ermittlungsverfahren. Lamine Diack soll für sein Schweigen mehr als eine Million Euro kassiert haben.
"Walentin Balachnitschew, Alexej Melnikow und Papa Massata Diack sollten lebenslang für jegliche Beteiligung in der Leichtathletik gesperrt werden", hieß es in einer Mitteilung der Ethikkommission: "Jede geringere Sanktion würde der Schwere ihrer Vergehen nicht entsprechen." Die Beschuldigten wurden zudem zu Geldstrafen von bis zu 23.000 Euro verurteilt, können vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS aber noch gegen die Entscheidung vorgehen.
"Radikale Entscheidung treffen"
DLV-Präsident Clemens Prokop zeigte sich ebenfalls zufrieden. "Es ist ein wichtiger Schritt, dass die Ethikkomission klare Konsequenzen zieht", sagte Prokop dem SID: "Sollte es weitere Anhaltspunkte geben, müssen die Untersuchungen fortgesetzt werden."
Balachnitschew bezeichnete die Entscheidung der Ethikkommission "eindeutig politisch motiviert. Bestimmte Kräfte versuchen, den Druck auf den russischen Sport zu erhöhen, indem sie eine solch radikale Entscheidung treffen", sagte er der Nachrichtenagentur TASS und kündigte an, vor den CAS ziehen zu wollen. Russlands Sportminister Witali Mutko betonte allerdings, dass die Strafen "erwartet wurden" und eine Berufung "keinen Sinn" mache.
Zehn-Punkte-Plan soll Vertrauen schaffen
Für Coe, der zuletzt immer stärker unter Druck geraten war, hätte der Zeitpunkt der Entscheidungen nicht besser sein können. Der Brite muss dringend Erfolge im Anti-Doping-Kampf vorweisen, damit die Glaubwürdigkeit der Leichtathletik nicht noch mehr Schaden nimmt.
Die unabhängige Untersuchungskommission der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA will nächste Woche in München den zweiten Teil ihres Berichts zum Doping-Sumpf in der olympischen Kernsportart vorstellen. Da präsentiert sich Coe gerne als Reformer. "Wir werden weiterhin mit den französischen Behörden und der unabhängigen Kommission der WADA zusammenarbeiten", sagte der 59-Jährige.
Die WADA reagierte zurückhaltend. Die Entscheidung nehme die Organisation "zufrieden" zur Kenntnis, hieß es in einem Statement am Donnerstag. Weitere öffentliche Kommentare werde es erst bei der PK nächste Woche geben.
Bereits am Mittwoch hatte Coe einen Zehn-Punkte-Plan zur Wiederherstellung des Vertrauens in die Leichtathletik veröffentlicht. Neben der angekündigten Verdopplung des IAAF-Budgets für den Anti-Doping-Kampf auf acht Millionen Dollar (rund 7,4 Millionen Euro) fanden sich darin aber vor allem Allgemeinplätze.
Wegen massiver Doping-Verfehlungen wurde der russische Leichtathletik-Verband ARAF inzwischen aus dem Weltverband ausgeschlossen. Das Anti-Doping-Labor in Moskau verlor seine Akkreditierung, die nationale Anti-Doping-Agentur RUSADA wurde von der WADA suspendiert. Ohne weitreichende Reformen dürfen Russlands Leichtathleten nicht an den Olympischen Spielen in Rio teilnehmen.