Die Leichtathletin und der ehemalige Mitarbeiter der mittlerweile suspendierten russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA leben aus Sicherheitsgründen an einem geheimen Ort. "Von Zeit zu Zeit haben wir Kontakt zu unserer Familie. Sie wissen also, dass wir sicher sind, sie wissen aber nicht, wo wir sind", sagte Stepanow.
Die Bedrohungslage schätzt er auch ein Jahr nach der Veröffentlichung der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping - Wie Russland seine Sieger macht", für die die Stepanows belastende Aufnahmen mit versteckter Kamera gemacht haben, als hoch ein.
"Ich habe dem russischen Sportminister und dem russischen Leichtathletik-Verband meine Hilfe angeboten, um den russischen Sport zu säubern. Ich habe keine Antwort erhalten", sagte Stepanow: "Stattdessen lese ich immer wieder viele Lügen, die von Sportfunktionären und Politikern verbreitet werden, was unsere Motivation betrifft. Diese Leute bedrohen meine Frau öffentlich über die Medien. Ich wäre ein Idiot, wenn ich meine Familie vor solchen Leuten nicht schützen würde."
Zweiter Bericht am Donnerstag
Am Donnerstag wird die unabhängige Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur in München ihren zweiten Bericht über den Doping-Sumpf im russischen Sport und die Machenschaften im Leichtathletik-Weltverband IAAF vorstellen. Auch diese Erkenntnisse gehen auf die Initiative der Stepanows zurück. Unterstützung aus dem Sport erhält die Familie aber kaum. Spitzenfunktionäre wie Sebastian Coe (IAAF) oder Thomas Bach (IOC) haben sich bislang nicht bei den Stepanows gemeldet. "Ich kann mir vorstellen, dass diese Leute andere Dinge zu tun haben als mit einer kleinen Familie aus Russland zu sprechen", sagte Witali Stepanow.
Ganz allein sind die Stepanows aber nicht. "Einige Menschen wollen uns gerade helfen. Das ist wirklich eindrucksvoll und herzerwärmend", sagt Stepanow, der einst Angestellter der mittlerweile suspendierten russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA war und am liebsten auch wieder in diesem Berufsfeld arbeiten würde: "Hoffentlich wird meine Frau irgendwann wieder starten dürfen. Und mein Sohn geht in den Kindergarten, und ich habe einen Job."