"Damit liebäugelt man, aber dass ich das Stadion als Europameister verlasse, ist noch unbegreiflich", sagte Heß in der ARD.
Hallen-Vizeweltmeister Heß verbesserte in Amsterdam seine Bestleistung um 14 Zentimeter und verwies den Polen Karol Hoffmann (17,16) auf Rang zwei, Bronze holte Julian Reid aus Großbritannien (16,76). Heß, der gerade erst sein Abitur bestanden hat, liegt nun auf Rang neun der ewigen deutschen Bestenliste und ist die neue Nummer vier der Welt. Aus dem Nobody ist in Rekordzeit damit eine Medaillenhoffnung für die Olympischen Spiele in Rio geworden.
1971 hatte Jörg Drehmel als bisher letzter Deutscher für die damalige DDR triumphiert. Die letzte EM-Medaille gewann mit Silber Charles Friedek 2002. Martin Jasper (16,27/Stuttgart) war in Amsterdam in der Qualifikation ausgeschieden.
Heß beweißt Nervenstärke
"Es wird ein spannendes Finale", hatte Heß angekündigt - und er sollte Recht behalten. Im zweiten Versuch hatte der angehende Wirtschaftsingenieurstudent die Konkurrenz geschockt und dann erst einmal zwei Durchgänge ausgelassen. Doch Hoffmann ließ sich nicht abschütteln, am Ende hatte aber Heß die Nase vorn.
Der Blondschopf gilt im DLV schon lange als außergewöhnliches Talent. Der Sachse ist auch ein extrem guter Weitspringer, doch seine Liebe gilt dem Hop-Step-Jump. Die Faszination "dreimal abzuspringen und dreimal dieses Gefühl erleben, schwerelos zu sein", hat ihn gepackt: "Beim Weitsprung hebt man einmal ab und das war es. Im Dreisprung kann man das zweimal mehr genießen."
Auch im Finale bewies Heß wieder enorme Nervenstärke - wie schon in der Qualifikation. Die war am Donnerstag nämlich für eine knappe Stunde unterbrochen worden, weil es Probleme mit der Sprunganlage gegeben hatte. "Da darf man nicht durchdrehen, sondern muss ruhig bleiben", hatte Heß danach gesagt und die Frage, ob er ein cooler Hund sei mit einem lauten "Ja" beantwortet.