Während Obergföll Tränen vergoss, überragte Johannes Vetter bei einem deutschen Speerwurf-Vierfachsieg, Cindy Roleder und Gina Lückenkemper feierten im Olympiastadion Sprinterfolge.
Die ehemalige Speerwurf-Weltmeisterin Obergföll schnappte sich nach ihrem überraschenden ISTAF-Triumph die deutsche Fahne und lief unter Applaus eine Ehrenrunde. Dass die 35-Jährige aus Offenburg im letzten Wettkampf ihrer langen Karriere mit 64,28 m noch einmal so jubeln konnte, hatte sie zuvor selbst nicht geglaubt. "Ich hatte gedacht, dass ich hier vielleicht Dritte werden kann, wenn es gut läuft. Dass ich die Nummer gewinne, macht den Abschied umso schöner", sagte Obergföll: "Es ist ein Happy End für mich."
Der Olympia-Zweite von London, die bei den Sommerspielen in Rio mit 62,92 m als Achte noch beste Deutsche war, kamen bereits vor ihrem letzten Wurf die Tränen. "Es war super emotional für mich", sagte die zweimalige Vize-Weltmeisterin Obergföll: "Es ist ein Traum, dass meine Karriere hier in Berlin so endet."
Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler kam vor 44.500 Zuschauern hingegen nicht über Platz vier hinaus. 13 Tage nach seinem Goldwurf von Rio de Janeiro musste sich der 24-Jährige aus Jena mit 82,55 m gleich drei deutschen Konkurrenten geschlagen geben. Allerdings war es bereits sein dritter Wettkampf in nur drei Tagen. "Man möchte immer weit werfen, aber irgendwann ist die Batterie leer und man muss sie wieder aufladen", sagte Röhler.
"Körper und Geist haben mich überrascht"
Der Olympia-Vierte Johannes Vetter (Offenburg) verbesserte zum Saisonabschluss hingegen seine persönliche Bestweite deutlich auf 89,57 m. Auch Julian Weber (Mainz) warf mit 88,29 m so weit wie nie zuvor und verdiente sich Platz zwei vor Andreas Hofmann (Mannheim), der mit 85,42 m eine Saisonbestleistung aufstellte.
"Mein Körper und mein Geist haben mich überrascht", sagte Vetter: "Das ist schön, hier im Olympiastadion und vor allem zu Hause in Deutschland gleich im ersten Wurf so eine Weite zu schaffen."
Diskus-Star Robert Harting verpasste seinen sechsten Sieg beim ISTAF und wurde mit 63,23 m Dritter. Der 31 Jahre alte Olympiasieger von 2012 reihte sich hinter dem Österreicher Lukas Weißhaidinger (66,00 m) und dem Olympiazweiten Piotr Malachowski (Polen/65,39 m) ein.
Eigentlich sollte es beim bedeutendsten deutschen Leichtathletik-Meeting zum Bruderduell zwischen Robert und Rio-Olympiasieger Christoph Harting kommen. Der 26-Jährige musste sich wegen eines fiebrigen Infekts aber schweren Herzens gegen einen Start entscheiden.
Starke Auftritte der Sprinterinnen
"Die letzten Tage waren ziemlich schwer, ich hatte Fieber und Schüttelfrost. Ich bin schon in Rio krank geworden, das schleppe ich jetzt seit zwei Wochen herum", sagte Christoph Harting.
Sehr gut lief es für die Sprinterinnen. Europameisterin Cindy Roleder (Leipzig) siegte in 12,65 Sekunden über 100 m Hürden, die erst 19 Jahre alte EM-Dritte Gina Lückenkemper (Dortmund) setzte sich über 200 m in 22,92 Sekunden vor Lisa Mayer (Langgöns/Oberkleen) durch. "Ich wollte einfach nur schnell ins Ziel. Das war richtig cool", sagte Lückenkemper.
Dreisprung-Europameister Max Heß (Chemnitz) sicherte sich mit 16,70 m den zweiten Platz hinter dem Amerikaner Chris Carter, der ordentliche 17,01 m sprang. Ebenfalls auf Platz zwei schaffte es Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Frankfurt/M.) über 3000 m Hindernis.
Für eine Enttäuschung sorgte Kugelstoßer David Storl. Der zweimalige Weltmeister aus Leipzig kam mit einer schwachen Weite von 20,15 m nicht über den siebten und damit vorletzten Platz hinaus. Bei den Frauen wurde Europameisterin Christina Schwanitz (Thum) mit 18,45 m Vierte.