Die Olympia-Enttäuschung ist abgehakt, die WM-Saison kann kommen: Angeführt von den Golden-Girls Kristin Gierisch und Cindy Roleder haben die deutschen Leichtathleten bei der Hallen-EM eine gute Show abgeliefert. Während Dreispringerin Gierisch und Hürdensprinterin Roleder in Belgrad souverän den Titel holten, musste sich Top-Favorit Max Heß am Sonntag mit Dreisprung-Bronze zufrieden geben. Der deutsche Rekordhalter holte aber die bis dahin achte Medaille für das deutsche Team.
Der erst 20 Jahre alte Heß landete bei 17,12 m und konnte damit nicht mehr an seine Gala-Form aus der Qualifikation anknüpfen, als er mit 17,52 m groß aufgetrumpft hatte. Die deutsche Rekordweite hätte im Finale locker für Gold gereicht, am Ende konnte sich der Chemnitzer aber auch über Bronze freuen. Nur wenige Minuten zuvor war Richard Ringer (Friedrichshafen/8:01,01) auf den dritten Platz über 3000 m gelaufen.
Gierisch feiert ausgelassen
Zuvor hatte Gierisch am Samstag für ein absolutes Highlight gesorgt und ausgelassen über Gold gejubelt, Konstanze Klosterhalfen (1500 m) und Stabhochspringerin Lisa Ryzih feierten ihren Silber-Coup - nur Kugel-Koloss David Storl konnte sich nicht richtig über Bronze freuen. Der 26-Jährige verlor seinen Titel an den starken Polen Konrad Bukowiecki. Dem Leipziger reichten seine 21,30 m nur zum dritten Rang, sein erst 19 Jahre alter Rivale trumpfte mit Weltjahresbestleistung von 21,97 m auf. "Es ist noch nicht so, wie ich es mir vorstelle. Die Technik ist noch nicht so auf der Höhe", sagte der Polizeimeister, der gerade Vater geworden ist und verabschiedete sich in den Familienurlaub an der Ostsee.
Gierisch war davor ein ganz besonderer Coup gelungen - als erste Deutsche überhaupt holte sie Gold im Dreisprung. "Es ist ein Traum. Das ist ein unglaubliches Gefühl", sagte die 26 Jahre alte Chemnitzerin, die mit starken 14,37 m den Titel holte.
Mit bisher acht Medaillen, davon zwei aus Gold, war der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) schon kurz vor Ende der Wettkämpfe besser als vor zwei Jahren in Prag, als es einmal Gold, dreimal Silber und zweimal Bronze gab. Hürdensprinterin Roleder hatte am Freitagabend mit Gold für einen Start nach Maß gesorgt.
Ryzihs kurzer Traum
Und auch die Kollegen starteten nach einem durchwachsenen Olympia-Auftritt anschließend mit Schwung in die WM-Saison mit dem großen Höhepunkt in London im August. Insgesamt war es ein außerordentlich erfolgreicher Auftritt für die deutschen Leichtathleten in Serbien. Zumal sich auch bisher nur den Experten bekannte Talente wie Klosterhalfen ins Rampenlicht katapultierten.
Die Mittelstrecken-Hoffnung belohnte sich mit ihrem couragierten Auftritt, Silber über 1500 m bedeutete für die Leverkusenerin den bisher größten Erfolg der noch jungen Karriere. Die 20-Jährige musste sich nach persönlicher Bestleistung von 4:04,45 Minuten nur Topfavoritin Laura Muir (Großbritannien) geschlagen geben. Die 3000-m-Europarekordlerin lief in 4:02,39 Minuten Meisterschaftsrekord.
Im Stabhochsprung konnte Ryzih kurz von Gold träumen, doch dann konterte die große Favoritin. Ryzih verbesserte aber ihre persönliche Bestleistung auf 4,75 Meter und musste sich nur Olympiasiegerin Ekaterini Stefanidi (Griechenland/4,85) geschlagen geben. Hinter Roleder hatte Pamela Dutkiewicz (Wattenscheid) noch Bronze über die Hürden gewonnen.